So, 31. Mai 2015 Newcastle
Irish Open - Final
Bernd Wiesberger spielt sich am Sonntag bis ins Stechen, muss dort aber Soren Kjeldsen den Vortritt lassen.
Bernd Wiesberger fightet am Finaltag im Royal County Down GC wie ein Löwe und schrammt bei seinem 150. European Tour-Event erst im Stechen gegen Soren Kjeldsen (DEN) haarscharf am ersten großen Links-Titel vorbei.
Mit der klar besten Leistung eines Österreichers auf einem klassischen britischen Linkskurs meldet sich Bernd Wiesberger eindrucksvoll auf der European Tour zurück. Der Burgenländer startet als 4. bei drei Schlägen Rückstand auf Soren Kjeldsen in den Finaltag und übt mit einem Birdie auf der 1 (Par 5) sofort Druck aus.
Bei unwirtlichen Bedingungen – der Wind fegt teilweise mit über 50 km/h über die nordirische Anlage – hat der Oberwarter danach ordentlich zu kämpfen um sein Score zusammenzuhalten. Bis zur 5 gelingt die Übung mit gefühlvollem Sandsave und gestopftem 10 Meterputt. Dann aber erwischt es auch den Österreicher. Mit gleich fünf Bogeys auf sechs Löchern, bis zur 10 sogar ziemlich hart.
Da aber auch die Konkurrenz reihenweise Federn lässt, bleibt Bernd Wiesberger immer in Schlagdistanz zur Spitze und weiß eine kurze windabflauende Phase sofort auszunützen. Zunächst locht er auf der 12 (Par 5) – eines der wenigen echten Birdielöcher – souverän zum roten Eintrag und lässt sich eine Bahn später nach lasergenauem Eisen das nächste Birdie nicht nehmen.
Herzschlagfinish
Fast fällt sogar der dritte Birdieputt in Folge, die Lochkante will den Ball aber nicht zum Kippen bringen. Nach verpasstem Up & Down danach deutet alles darauf hin, als wäre der Zug in Richtung Irish Open-Titel endgültig abgefahren. Doch wie aus dem Nichts locht Österreichs Nummer 1 auf der 16 nach überschlagener Annäherung aus dem Vorgrün zum Birdie und pirscht sich wieder auf einen Schlag an Kjeldsen heran.
Sowohl auf der 17 als auch auf der 18 hat er dann machbare Birdiemöglichkeiten am Putter, lässt beide aber denkbar knapp liegen. Da just zu diesem Zeitpunkt der Däne einen Dreiputt fabriziert springt Bernd mit der 73 (+2) bei gesamt 2 unter Par tatsächlich in die geteilte Führung und wartet gemeinsam mit Eddie Pepperell (ENG) – der mit der 69 (-2) eine Traumrunde notiert – als Leader im Clubhaus auf die Konkurrenz. Nachdem auch Kjeldsen mit der 76 (+5) bei 2 unter Par zum Recording marschiert, müssen die Drei ins Stechen.
Entscheidung am ersten Extraloch
Sowohl Kjeldsen als auch Pepperell platzieren ihre Abschläge auf der 18 perfekt. Bernd verzieht, hat auf einem niedergetrampelten Fan-Pfad aber keine schlechte Balllage. Die Annäherung hat er perfekt auf Linie, nur an der Weite fehlt es etwas. Während Pepperell komplett ins dicke Gemüse schlägt, legt der Däne sein 3er Holz perfekt aufs Grün. Bernds Chip läuft etwas lang aus und der Birdieputt danach will nicht ins Loch. Kjeldsen lässt sich zwar ebenfalls noch einen Tester übrig, verwertet aber mit halber Ehrenrunde und darf sich schlussendlich mit dem Birdie zum knappen Sieg gratulieren lassen.
„Ich war im Stechen vom Tee etwas steif und wollte die linke Seite aus dem Spiel nehmen, deshalb war der Drive dann etwas weit rechts. Das 3er Eisen hab ich eigentlich voll getroffen und auf Linie gehabt, aber es war dann um die 20 Meter kürzer als ich gedacht habe. Der schlechte Chip hat mich dann ein weiteres Extraloch gekostet.“, fasst er das Stechen kurz zusammen.
Zum allgemeinen Abschneiden bei den Irish Open meint er: „Ich bin schon stolz und zufrieden mit dem 2. Platz. Vor allem wenn man bedenkt, wie es noch letzte Woche ausgesehen hat. Jetzt freu ich mich schon auf die Lyoness Open und ich hoffe dort daran anknüpfen zu können. Die Formkurve stimmt jedenfalls.“
Mit Rang 2 zeigt der Oberwarter in Nordirland in dieser Woche das klar beste Linksgolf eines Österreichers auf der European Tour, stößt damit im Race to Dubai wieder unter die Top 5 nach vor und sichert außerdem wohl für einige Zeit die Top 50 der Weltrangliste ab. Wie hoch die Leistung einzuschätzen ist zeigt ein Blick aufs Endergebnis. Insgesamt nur fünf Spielern gelingt ein Score von -1 oder besser.
Ultimativer Test
Der Winning-Score von 2 unter Par – den Bernd bereits am Freitag prognostizierte – ist der bislang höchste der European Tour-Saison, was unterstreicht wie diffizil sich die traditionsbehaftete Anlage in Nordirland spielt. Die Irish Open sind wohl außerdem ein perfekter Test für die in drei Wochen anstehenden US Open. In Chambers Bay, im Bundesstaat Washington, wird ebenfalls auf einem Linkskurs mit irischem Gras gespielt. Auch das Wetter wird sich wohl in etwa so verhalten wie in dieser Woche.
Für Bernd Wiesberger schließt sich zum kleinen Jubiläum – die Irish Open sind sein insgesamt 150. European Tour Turnier – auch ein Kreis. Sein erstes Topergebnis auf Europas höchster Spielklasse gelang ihm im Jahr 2011 mit Rang 4. Ebenfalls bei den Irish Open.
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