Sa, 23. August 2014 Nanjing, China

Zeitler & Schwab: Gemeinsam statt einsam

ÖGV

Nach den Ergebnissen im Einzel bereiten sich Lea Zeitler und Johannes Schwab für den Teambewerb bei den Olympischen Jugendspielen in China vor.

Am Sonntag beginnt bei den Olympischen Jugendspielen in der chinesischen Millionenstadt Nanjing der Teambewerb. Für Österreich starten Lea Zeitler und Johannes Schwab. Je eine Runde Foursome, Four-Ball und Zählwettspiel kommen in die Wertung.

„Wir müssen versuchen zu vergessen, was beim Einzel passiert ist“, sagt die 16-jährige Lea Zeitler, die auf dem Par-72-Kurs im Zhongshan Int. Golf Club 79, 76 und 75 spielte und 25. wurde. Die Tirolerin, die heuer toll in Form ist, fand den Rhythmus nicht. Auch, weil ihr gleich zum Auftakt zwei Wasserbälle und ein daraus resultierendes Quattro-Bogey passierten.

Noch schlimmer erging es Johannes Schwab: 100, 93 und 88 Schläge, Platz 32. „Natürlich bin ich frustriert, weil ich erwartet habe, dass ich die Änderungen im Schwung rechtzeitig umsetzen kann. Bis Sonntag werde ich trainieren und alles versuchen, um Lea zu helfen.“
Die angesprochene Schwungumstellung war notwendig, weil sich in den vergangenen Monaten Fehler eingeschlichen hatten. Willi Hofmann, der deutsche Trainer von Bernhard Langer, war kaum greifbar, deshalb nahm sich Daniel Lamprecht des 18-jährigen Steirers an. „Wir probieren viele Sachen, von denen einige bereits greifen“, sagt Lamprecht. „Aber bei einem Riesenereignis wie Olympia kommt der Druck dazu. Das Adrenalin schießt ein. Er fällt in alte Muster zurück und dieser Mischmasch lässt nicht mehr zu.“

Im Gegensatz zu ÖGV-Sportdirektor Niki Zitny, der in China vor Ort ist, hat Lamprecht schon mehrere Spieler gesehen, die Schwabs Schicksal teilten. „Plötzlich treffen sie keinen Ball mehr. Wir dürfen nicht vergessen, dass Golf ein Sport ist, bei dem es um Millimeter geht“, sagt Lamprecht, „und wenn du zwei, drei Mal um ein paar Millimeter den Ball nicht richtig triffst und er dir irgendwohin abbiegt, ist das ein Vertrauenskiller schlechthin. Das kriegst du nicht aus dem Kopf. Sportler sind sensibel.“

Dass Schwab derzeit mit technischen Problemen kämpft, war bekannt. Als bester Österreicher im U18-World Amateur-Ranking zum Stichtag 8. Juni 2014 erfüllte er jedoch die vom IOC vorgeschlagenen und vom ÖGV übernommenen Nominierungskriterien. Schwab sah sich in der Lage, in China mithalten zu können. „Olympia ist die größte Sportveranstaltung der Welt“, hatte er vor der Abreise gesagt, „es ist eine Ehre für mich, dabei sein zu dürfen.“

Zitny ist trotz des Ergebnisses stolz, wie Schwab in Nanjing auftritt. „Joe weiß ganz genau, dass die Technik im Moment schlecht ist. Aber er jammert nicht, schmeißt keine Schläger, hat nicht aufgegeben. Ich glaube, er plärrt innerlich. Nach der Abgabe der Scorekarten ist er sofort auf die Range gegangen und hat trainiert.“ Was Zitny noch nie gesehen hat, ist, dass ein Spieler mit Plus-Handicap einen Ball nach dem anderen mit beharrlicher Konsequenz aus der Richtung schießt. „Wir reden hier von 75 Meter zu weit rechts oder 55 Meter zu weit links. Die Bälle sind weg.“

Daniel Lamprecht schreibt Schwab trotzdem nicht ab. „Athleten sind härter als alle Trainer und Medien zusammen. Er wird sich zusammenreißen. Manchmal bedarf es solcher Situationen, dass eine Initialzündung passieren kann. Ich glaube, dass es nicht mehr lang dauern wird, bis Johannes wieder Runden unter Par spielen und besser als je zuvor sein wird.“

Zitny vermutet, dass im Teambewerb alles passieren kann. „Die beiden können locker in den Bewerb gehen, weil die Erwartungen nicht hoch sind. Wer weiß, was passiert, wenn sie befreit aufspielen?“