Die Methode des „Ankerns“ als mentale Unterstützung

Success Coach Dr. Fritz Wiesinger gibt in einer mehr-teiligen Serie exklusiv den Mitgliedern des Golfverbands Österreich wertvolle Tipps als Mental-Coach.

Von Dr. Fritz Wiesinger

Durch Mental-Coaching zu noch mehr Erfolg (3) – Methode des „Ankerns“ als mentale Unterstützung zur Steigerung und Stabilisierung Ihres Leistungsniveaus.

Nicht nur Golf-Pros sondern auch immer mehr Amateure bekennen sich dazu, dass beim Golfen Ihre mentale Stärke ganz wesentlich über Ihren Erfolg entscheidet. Im heutigen Artikel habe ich ein Tool, das ich sonst gerne im Führungskräfte-Coaching einsetze, ganz speziell als mächtiges mentales Hilfsmittel für Golferinnen und Golfer angepasst. Stabilisieren Sie und steigern Sie Ihre Performance durch Anwendung von „Ankern“.

Ein anschauliches Beispiel zum Vergleich

Kennen Sie die folgende oder eine ähnliche Situation?

Sie sind auf Urlaub, an einem traumhaft schönen Ort, zum Beispiel am Meer mit Sonnenuntergang. Sie sind in einem voll zufriedenen, sehr glücklichen und total erfüllten Zustand. Es fühlt sich einfach gut an.

Sonnenuntergang-am-Meer-900

Es ist ein Zustand, in dem einfach alles passt. Die Wasseroberfläche, das Kommen und Gehen der Wellen. Vielleicht riechen Sie einen besonderen Geruch, das Meer oder eine Speise. Vielleicht trinken Sie gerade ein Glas Wein und der Geschmack fühlt sich ganz besonders an. Und da ist auch noch dieses wunderbare Lied, das Sie hören. Gerade das Lied weckt auch besondere Gefühle in Ihnen.

UND Wochen später – Sie sind längst wieder zu Hause – hören Sie genau dieses Lied wieder im Radio. Was passiert? Dieses Lied löst nun all diese Gefühle wieder in Ihnen aus: Sie sehen sofort und voll real wieder den Sonnenuntergang am Meer, die Wellen, wie Sie kommen und gehen und Sie riechen den Geruch von damals. Sie haben den gleichen Geschmack im Mund und dies alles bewirkt, dass Sie sich wieder genauso zufrieden, sehr glücklich und total erfüllt fühlen wie damals. Dabei läuft diesmal alles nur in Ihren Gedanken und Gefühlen ab.

Dieses Beispiel zeigt Ihnen, wie wir als Mensch mit unserer Stimmungs-, Gefühls- und Gedankenwelt funktionieren. In diesem Beispiel hat das Lied alle diese Gefühle wieder in Ihnen ausgelöst. Daher sprechen wir in diesem Fall von einem auditiven Anker. Genauso könnte es ein visueller (Bild eines Sonnenuntergangs), ein kinästhetischer (Berührung Ihrer Hand), olfaktorischer (Geruch) oder gustatorischer (Geschmack) sein.

Praktische Anwendung des Ankerns zur Motivation und Leistungssteigerung

Wie können Sie dies nun für Ihre mentale Stärke beim Golfen anwenden: Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten! Alle beruhen auf folgendem, einfachen Prinzip:

1) Anker setzen – im guten Referenzzustand (Erfolg)

2) Anker abrufen – in der Bedarfssituation (zB. Unsicherheit)

ad 1) Anker setzen:

In einem besonderen Erfolgszustand, wie nach einem total gelungenen Abschlag, perfektem Putten, etc. setzen Sie einen persönlichen (in der Regel eher unauffälligen) Anker. Um einen kinästhetischen Anker zu setzen und so Ihren Reiz-Trigger zu definieren, drücken Sie beispielsweise mit dem linken Daumen auf Ihren linken Zeigefinger.

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Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wählen Sie aber eine Form, die Sie später im Bedarfsfall auch gut anwenden können. Vielleicht ist für Sie statt eines kinästhetischen ein auditiver Anker besser geeignet. Sie können sich dazu auch ein bestimmtes Lied denken, im Gedanken singen (zB. „simply the best“). Einfach und wirkungsvoll ist auch ein für Sie mächtiges Wort wie „Power“, mit dem Sie diesen Zustand ab nun für sich definieren. Wie sonst im Sport ist auch hier Wiederholung und Eintrainieren von großem Vorteil.

ad 2) Anker abrufen:

Genau dann, wenn Sie in einer Situation sind, wo Sie die Erfolge vom letzten Mal wiederholen möchten, rufen Sie einfach Ihren Anker wieder ab. Also drücken Sie mit dem Daumen auf Ihren Zeigefinger, oder stimmen Sie Ihren Song in Gedanken an, oder sagen Sie sich (lautlos oder leise) Ihr persönliches Wort, auf das Sie so gut ansprechen. Wenn Sie das System des Ankerns gut eintrainiert, sich selbst gut konditioniert haben, werden Sie sehen, welche Wunder dies in Ihnen bewirkt! Diese besondere Energie, dieser gute State, Ihr Selbstvertrauen usw. ist alles schlagartig wieder da.

Wenn Sie wieder Erfolg haben, festigen Sie sofort wieder Ihren Anker, (re-) definieren Sie Ihren Anker. Selbstverständlich können Sie mehr als einen Anker für sich festlegen, zB. für unterschiedliche Situationen – aber bitte auch nicht zu viele! Probieren Sie es einfach aus, was bei Ihnen persönlich die beste Wirkung hat. Sie haben jedenfalls damit ein praktisch erprobtes, echt mächtiges Tool in der Hand, mit dem Sie in herausfordernden Situationen in diese besondere Energie kommen. Nutzen Sie es, um besonders fokussiert zu sein. Machen Sie es für sich zu einem Ritual, wenden Sie den gleichen oder verschiedene Anker an beim Abschlag, beim Pitchen, Chippen, Putten, …

Wissenschaftliche Grundlagen für das Ankern

Diese Methoden des Ankerns sind mittlerweile wissenschaftlich fundiert und nachweisbar. Gehirnphysiologisch werden einfach stabile neuronale Vernetzungen ausgebildet. Wenn Sie dies durch mentales Training stärken, wird aus einem ursprünglich ersten, schmalen Pfad, ein breiterer Weg, den Sie bis zu einer „neuronalen Autobahn“ ausbauen können, sodass die Wirkung unglaublich rasch und besonders wirksam wird.

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Es handelt sich beim Ankern um neurologische Verknüpfungen zwischen Zustand und Reiz mit dem Ziel, durch einen bewusst ausgelösten Reiz einen in unserem Unterbewusstsein gespeicherten Zustand wieder herbeizuführen. Zuerst muss eben dieser angestrebte, emotionale, energetische Zustand, den Sie mit möglichst vielen Sinnen spüren sollten, in uns mit einem bestimmten ganz individuellen Reiz verknüpft werden. Dann kann in späterer Folge durch Auslösen dieses Reizes, durch diesen Trigger der in uns gespeicherte Zustand emotional, energetisch usw. augenblicklich wieder eintreten.

Ihr Unterbewusstsein arbeitet hier für Sie mit unvorstellbarer Verlässlichkeit, Präzision und vor allem vollkommen automatisiert. Ihr Unterbewusstsein arbeitet soundso permanent, also ist es besser, Sie nutzen es für hilfreiche, erfolgreiche Dinge, anstatt es mit Zweifeln, Ängsten oder Unsicherheit zu „füttern“. Egal, was Sie Ihrem Emotionssystem zur Verfügung stellen, es setzt dies um, es kann nicht unterscheiden, ob die Wirkung positiv oder negativ für Sie ist.

Auf die Bedeutung des Unterbewusstseins sei auf einen anderen Artikel im ÖGV-Newsletter verwiesen: http://www.golf.at/magazin/koerper-geist/mental/20161207-durch-visualisierung-zu-noch-mehr-erfolg/

Praktische Anwendung des Ankerns zum Neutralisieren von Misserfolgen

Alle bisherigen Rituale sind für die Pre-Shot-Routine gedacht um besondere Leistung und Erfolge zu erzielen. Sie können sich aber auch einen Anker definieren um suboptimal gelaufene Ergebnisse oder Umstände zu neutralisieren. Ist Ihnen ein Abschlag nicht oder nur schlecht gelungen, liegen Sie beim Putten zu kurz oder daneben, so besteht die Gefahr, dass Sie an Energie verlieren, wenn Sie sich durch den Misserfolg energetisch hinunterziehen lassen. Dann würde der nächste Schlag noch weniger gelingen. Wenn beispielsweise der Ball in einem Bunker landet, dann ist es besser, diese Situation einfach einmal anzunehmen.

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Für so einen Fall ist es wichtig anzunehmen, dass die Vergangenheit vergangen ist. Sie dürfen dafür keine Energie mehr verschwenden. Wichtig ist jetzt achtsam im Hier und Jetzt zu bleiben. Dafür eignet sich beispielsweise ein auditiver Anker mit einem Wort wie „okay„. Im Sinne von „ich akzeptiere es“, nehme es an und weiß wie gut mir dieses Annehmen das letzte Mal getan hat und ich dadurch sofort wieder in meiner vollen Energie war.

Setzen Sie für sich somit auch einen Anker für Situationen in denen Sie Misserfolge erfolgreich angenommen haben und diese befreiende Wirkung ganz stark in sich gespürt haben.

Damit können Sie sich viel besser wieder auf Ihr Ziel fokussieren. So stabilisieren Sie Ihr Leistungsniveau und erzielen neue und noch bessere Erfolge.

Zusammenfassung

Nehmen Sie diese Beispiele einfach als Anregung, die für SIE am besten geeigneten Anker zu finden.

  • linker Daumen drückt auf Zeigefinger – (kinästhetisch)
  • singen Sie in Gedanken Ihr Lied zB. „simply the best“ (auditiv)
  • „okay“ – ich nehme es an (auditiv)
  • sehen Sie vor Ihrem geistigen Auge die ideale Putt-Linie – (visuell)
  • usw.

Noch mehr dieser Tipps können Sie bei meinem nächsten Vortrag erfahren:
„Durch Mental-Coaching zur Top Performance – speziell für Golfer“
im Golfclub Föhrenwald – GCF
(Fr. 7.4. um 1700)
Nähere Infos: http://success-coach.at/golf/#_gcf

Weitere Termine sind österreichweit in Planung – u.a. im Fontana in Oberwaltersdorf.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim „Ankern“.
Mit sportlichen Grüßen

Success Coach Ihr Dr. Fritz Wiesinger
Coach, Trainer, Speaker
wiesinger@success-coach.at
www.success-coach.at
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