Mi, 11. April 2018

Geistig fit in die Golfsaison

Von der Halle auf den Platz - Mentalcoach Shirin Hornecker erklärt Ihnen wie Sie die Übergangsphase von Indoortraining auf Golfplatzmodus bewerkstelligen!

Von Shirin Hornecker

Der Winter war lang und nicht alle von Ihnen hatten die Möglichkeit – oder die Lust – Ihre golferischen Fähigkeiten lebendig zu halten. Vielleicht konnten Sie diese Zeit für ein Indoor Training nutzen, um an Ihrer Technik zu feilen. Die Winterpause eignet sich hier ideal dafür. Jedoch ist jetzt die Zeit gekommen, den Schalter umzulegen und wieder vom reinen Techniktraining auf den Spiel- und Golfplatzmodus umzustellen. So garantieren Sie nicht nur gleich zu Beginn bestmögliche Ergebnisse, sondern bewahren sich vor allem gleich zu Beginn Ihre Freude am Spiel.

Anbei ein paar Tipps auf die Sie jetzt besonders achten sollten.

Finden Sie den richtigen Fokus für die Runde

Haben Sie sich schon mal überlegt auf was Sie sich am Platz konzentrieren möchten? Oft sind wir mit unserem Fokus bei Dingen, die wir nicht direkt beeinflussen können, wie u.a. einen gewissen Score spielen, das Hcp verbessern oder achten rein auf das Resultat vom Ball (z.B. ob er ins Loch geht etc.). Das erzeugt nicht nur Druck (was zu Muskelverspannungen und somit schlechten Bewegungen führt), sondern auch zum sicheren Frust und Ärger auf der Runde.

Vielleicht haben Sie die Masters 2018 letzte Woche verfolgt. Nach so einem Turnier können wir bei den Interviews immer lernen was die Pros so machen und auf was sie achten. Warum also sich nicht mal ein paar Gedankenmuster hier von einem Pro „ausleihen“ und kopieren?! Meist kommen hier Kommentare von den Spieler, dass ihr Fokus z.B. bei ihrem „game plan“ (ihrer Spielstrategie) lag, ihrer Routine oder anderen Dingen, von denen sie wissen, dass sie somit ihren idealen Gemütszustand wahren. Patrick Reed meinte im Anschluss, er hätte am Sonntag nicht gespielt, um die anderen zu schlagen, sondern er sei nur rausgegangen, um den Platz bestmöglich zu spielen. Solche Kommentare hören wir immer wieder.

Denn schlussendlich ist der richtige Fokus auch der Schlüssel zu dem heißersehnten „Flow State“. Der State in dem wir „in der Zone“ sind, ganz im Tun aufgehen und am Ende erstaunt zurückschauen und uns wundern zu welchen Glanzleistungen wir fähig waren (nicht nur im Golf gibt es natürlich diese Momente). Wie kommt man am besten in den Flow?  Einen Navi gibt es hier leider nicht und der richtige Fokus ist auch stark individuell, jedoch gibt es ein paar wichtige Eckpunkte.

  1. Weg vom Ergebnis-Fokus – hin zum Ablauf-Fokus
  2. Nicht beurteilen und bewerten der Lage, der Schläge o.ä. Annehmen und Akzeptieren jeglicher Situation um bestmöglich wieder für den nächsten Schlag bereit zu sein.
  3. Abschließen und präsent sein – „Schlag für Schlag“ spielen – Fokus: Die Pre-Shot Routine & Post-Shot Routine!
  4. Zwischen den Schlägen eine Auszeit nehmen und seine Zeit am Platz genießen
Entwickeln Sie eine inhaltsvolle Pre-Shot Routine

Schlüssel für mich für eine gute Performance ist die Qualität der Pre-Shot Routine. Manche glauben Sie machen eine Routine, oft ist diese jedoch eher eine WischiWaschi-Aufwärmübung und hat kaum Essenz. Bei den Topspielern können wir teilweise von außen erkennen, wie sie in diesem Teil ihres Golfspiels richtig mit der Aufgabe verschmelzen. Manche Spieler erzählen auch bis ins Detail ihre Abläufe. Vielleicht ist die ein oder andere Routine eine Spur zu intensiv und zu viel für uns  Hobbygolfer – jedoch können wir lernen wo die Pros ihre Aufmerksamkeit haben und warum dann auch der ein oder andere Putt öfter fällt (gepaart mit vielen Stunden des Trainierens natürlich).

Eckdaten für eine gute Pre-Shot Routine:
  1. Plan: machen Sie sich einen guten Plan für den Schlag oder Putt.
  2. Wecken Sie Ihre Intuition und wechseln Sie nun bewusst vom denkenden Menschen zum intuitiven Menschen, indem Sie Ihre Sinne wecken.
  3. Sinne:
  4. Sehen – Visualisieren Sie den Ballflug oder Putt – machen Sie sich ein gutes Bild von dem was Sie vorhaben.
  5. Hören: Eventuell hören Sie (in Ihrer Vorstellung) wie der Ball ins Loch geht, oder der Ball landet…auch kann man sich selber einen „Befehl“ geben, wie z.B. „Vertrau Dir“, „Genau so“, o.ä.
  6. Fühlen: Wir haben die Möglichkeit im Probeschwung/Putt bereits so zu tun als ob…wie soll der Schlag den ich plane sich anfühlen? Das können Sie auch genau bei den Pros beobachten, dass diese Probebewegung sehr stark mit dem geplanten Schlag verbunden ist.
  7. „Pulling the trigger“ – nach dieser „Programmierung“ sollte der Übergang zum schlussendlichen Schlag recht zügig erfolgen. Langes über dem Ball stehen wird dem Gehirn die Möglichkeit bieten, anfangen zu denken und das auf oft nicht förderliche Art und Weise.

Die Zusammensetzung und Reihenfolge ist stark individuell und hängt davon ab, was Sie brauchen, um sich richtig wohl zu fühlen, wenn Sie über dem Ball stehen. Generell kann man sagen, dass eine gute Pre-Shot Routine simple, kurz und knackig ist. Die Routine soll Sie auf das ausrichten, was Sie erreichen möchten (d.h. wo der Ball hin soll) und somit helfen Gefahren und Störfaktoren auszublenden.

Achten Sie auf Ihre Erwartungen und Ihre Einstellung

Vor dem Start in die Turniersaison ist es wichtig seine Erwartungen und seine Einstellung zum Spiel zu beleuchten. Wir haben hier einige Dinge meist unbewusst über Jahre installiert, die nicht immer förderlich sind. Dinge wie „jetzt hab ich so viel trainiert und jetzt muss auch was rausspringen“ wäre z.B. eine Denkweise, die einer guten Performance oder auch dem Flow State im Weg stehen könnte. Es gibt hier eine Menge an Beispielen, wie auch von gewissen Wahrheiten über den Golfsport oder über sich selbst, die uns blockieren können und die uns die Umsetzung von erwünschten Verhaltensweisen am Platz unmöglich machen. Hier ist immer ein „Scan“ hilfreich und wichtig.

Etablieren Sie richtige Trainingsmuster

Techniktraining ist wichtig, jedoch ist jetzt der wichtige Zeitpunkt wo Sie auch Ihr Training auf den Spielmodus ändern sollten. Viel Frust am Platz führt oft darauf zurück, dass komplett falsch trainiert wird. Die Wahrheit liegt wie so oft nicht in einer Art des Trainierens, sondern die Mischung macht es aus. Stellen Sie sich mal ehrlich die Frage, ob Sie sich für die Aufgabe „Golfspielen am Platz“ vorbereiten. Welche Situation finden wir am Platz vor? Immer wieder eine andere Balllage, Hindernisse, Konsequenzen, nur eine Chance für einen Ball, Scorekarte, Zuschauer, Störfaktoren etc.

Wie kann ich also mein Training auch hier und da abwechslungsreich und golfgerecht gestalten? Auf der Range (oder auch auf der restlichen Übungsanlage) lässt sich wunderbar z.B. die so wichtige Pre-Shot Routine trainieren oder können Sie mit einem Golfspezl sich eine Challenge beim Üben bieten. Weitere Ideen zum Training finden Sie in meinem Artikel Link.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit diesen kleinen Eckpunkten für einen tollen Start in eine erfolgreiche Saison mit vor allem viel Freude am Golfplatz.

Ihre Shirin Hornecker