Mi, 16. Januar 2019 Wien

Periodisierung im Golftraining

„Macht es für einen Hobbygolfer Sinn einen Jahresplan zu erstellen?“ „In welchen Monaten soll ich was trainieren?“ „Gibt es einen Unterschied zwischen Vor-, Haupt und Nachsaison?“ Die ÖGV Verbandsärzte Dr. Robert Kocher und Dr. Bernhard Zwick geben Ihnen wertvolle Tipps zum Thema der Periodisierung im Golftraining.

Von ÖGV

In der „akuten“ Sportmedizin findet eine zielgerichtete planmäßige Trainingssteuerung kaum Anwendung. Vielmehr wird das aktuelle Problem behandelt und es macht natürlich Sinn, augenblickliche Probleme (Schmerzen) zu therapieren. Sind die aktuellen Schmerzen behoben, wird aber meist auf eine langfristige und damit nachhaltige Verbesserung verzichtet oder schlicht vergessen.

Ähnliche Phänomene sehen wir im Golfsport. Meist wird am aktuellen Problem gearbeitet, mittelfristige oder gar langfristige Ziele werden aber nicht planvoll angegangen. Dabei ist aber im Golfsport wie auch in der Sportmedizin eine systematische Planung wichtig.

Die Hauptpunkte:

Die meisten Athleten trainieren das, was sie gewohnt sind und nicht das was für langfristig notwendig wäre.

Dieses Verhalten ist mehr als natürlich und stabilisiert den augenblicklichen Zustand. Auch macht es in vielen Situationen Sinn, ändern sich jedoch die äußeren Umstände (Material, Wetter, Fitness etc.), sollten sich Golfsportler diesen Veränderungen anpassen.

Raus aus der Komfortzone

Gewohnte Verhaltensweisen geben uns Sicherheit. Dagegen wissen wir bei Veränderungen meist nicht sicher wohin die Reise geht. Deshalb müssen im Golfsport Eingriffe in die Technik, Taktik, Material etc. mit einem Trainer abgesprochen werden. Die vorübergehenden Leistungseinbußen müssen eingeplant und toleriert werden.

Nur schlechte Golfer sind immer in Form

Aufgrund der Komplexität des Golfsports ist unser Sport sehr anfällig auf Leistungsschwankungen. Deshalb ist es wichtig der kurz-, mittel- und langfristigen Vorbereitung möglichst strukturiert zu arbeiten.

Welche sportmedizinischen Voraussetzungen gilt es zu erfüllen?

Jahresplanung  – Voraussetzung
  1. Am besten man macht sich eine persönliche
    Welche Höhepunkte stehen 2019 an (Golfurlaub, Turnier, Handicap-Verbesserung, Verbesserung der Fitness etc.). Es ist wichtig nicht zu viele und vor allen keine unrealistischen Ziele zu setzten.
  2. Eine individualisierte Analyse ist wichtig. Ohne Bestandsaufnahme der Technik, der körperlichen Fähigkeiten und des Materials ist keine planmäßige Veränderung möglich. Das klingt sehr aufwendig ist aber meist einfacher als gedacht.
  3. Das Team um einen Sportler muss passen.
    Ein Golfprofessional, ein Physiotherapeut oder Sportmediziner und ein Fitnesstrainer sind Teile eines kompletten Teams.
  4. Die Dokumentation erleichtert viele Aufgaben.
    Eine einfache Aufzeichnung der Trainingseinheiten (egal auf einem Kalender, am Handy, auf einem Zettel) helfen im Rückblick Veränderungen richtig einzuschätzen.
Jahresplanung – Umsetzung

Es macht Sinn einen „großen Plan“ (Makro – Struktur 1 Jahr) und eine „kleinen Plan“ (Mikro Struktur – 7-14 Tage) zu haben.

Makro Struktur – Jahres Plan

  • Vorsaison (Jänner- April)
  • Hauptsaison (Mai-September)
  • Nachsaison (Oktober-Dezember)

Dazu ein Beispiel:

Vorsaison:

Körper:

  • Beweglichkeit Hüfte/Brustwirbelsäule (3 Übungen 5xWoche)
  • Funktionelle Kraft (2 Übungen 2xWoche)
  • Schnelligkeit (2 Übungen 2xWoche für 4-5 Wochen)
  • Ausdauer (2×45 min)
  • Regeneration

Golf – Techniktraining:

  • Golftraining mit dem Golfprofessional (1-2 Schwerpunkte)
  • Eigenes Hallentraining
  • Golfreise

Material:

  • Schlägerfitting z.B. Putter

Hauptsaison:

Körper:

  • Beweglichkeit Hüfte/Brustwirbelsäule (3 Übungen 5xWoche)
  • Funktionelle Kraft (2 Übungen 2xWoche)
  • Regeneration

Golf – Techniktraining:

  • Stabilisierung der Technik
  • Course Management

Turniere:

  • Welche Turniere sind mir wichtig? z.B. Businesscup, Finale einer Turnierserie, Ranglistenturnier, Mannschaftsmeisterschaft, Clubmeisterschaft, Einladungsturnier etc.
  • Wann sind diese Turniere?

Material:

  • Kontrollen immer im Voraus planen

Nachsaison:

Körper:

  • Regeneration
  • Beweglichkeit Hüfte/Brustwirbelsäule/Wade (8 Übungen 5xWoche)
  • Funktionelle Kraft (8 Übungen 2xWoche)
  • Schnelligkeit (4 Übungen 2xWoche für 4-5 Wochen)
  • Ausdauer (2×45 min)

Golf – Techniktraining:

  • Golftraining mit dem Golfprofessional (1-2 Schwerpunkte)
  • Schwungumstellung

Material:

  • Schlägerfitting

Möglicher Mikro Zyklus (z.B. 1 Woche) Vorsaison

Montag:

Körper:

  • Beweglichkeit Hüfte 3 Übungen
  • Core Stabilität 2 Übungen
  • Schnelligkeit

Golf:

  • Putten

Dienstag:

Regeneration

Mittwoch:

Körper:

  • Beweglichkeit 3 Übungen
  • 45 min Walken

Donnerstag:

Körper:

  • Beweglichkeit 3 Übungen
  • Core-Stabilität 2 Übungen
  • Schnelligkeit

Freitag:

Körper:

  • Beweglichkeit
  • 45 min Walken

Samstag:

Körper:

  • Beweglichkeit

Golf:

  • Techniktraining
  • Range
  • Halle

Sonntag:

Regeneration

Wichtige Aspekte einer Trainingsplanung:

Es gibt unterschiedliche Ziele.

Ergebnisziele (Handicap, Turnierergebnisse); Leistungsziele (messbare Parameter Schlagweite, Scoring Durchschnitt) und Prozess Ziele (Schwungtechnik, Verletzungsprophylaxe). Ziele sollen nur helfen Verbesserungen zu erzielen. Ziele sollen niemals Druck ausüben. Wird ein Ziel nicht erreicht, ist entweder das Ziel unrealistisch oder äußere Umstände verhindern ein entsprechendes Ergebnis.

Es gibt Faktoren, die bei der Planung und Umsetzung zu beachten sind. Äußere Faktoren (Arbeitszeit, Familie etc.) und innere Faktoren (Erkrankungen) erfordern eine ständige Anpassung eines Trainingsplans. Will man also an einem Trainingsplan festhalten braucht man zwei wichtige Eigenschaften: Flexibilität und Konsequenz

Ein Team kann viel helfen.

Gemeinsam (im Team) kommt man sicherer an Ziel! 1+1=3 diese Erfolgsformel gilt es immer zu leben. Ein gutes Umfeld hilft besonders in schwierigeren Zeiten.

Mit einer guten Dokumentation lassen sich Veränderungen gut analysieren.

Das aufschreiben von Trainingszielen, Ergebnissen, Trainingseinheiten und persönlichen Gefühlen hilft enorm bei der Erstellung zukünftiger Trainingspläne. Eine Dokumentation, egal in welcher Form, hilft immer erst im Rückblick. Trotzdem ist sie sehr wertvoll.

Die Analyse ist der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg.

Sicher einer der wichtigsten Punkte für eine sinnvolle Planung. Das persönliche Leistungsniveau, die individuellen Voraussetzungen, Datenanalysen beim Material etc. sind wichtige Voraussetzungen, um den Ist-Zustand zu ermitteln. Nur wer seinen individuellen Zustand kennt, kann sinnvoll planen. Deshalb sind ständige körperliche, medizinische und golftechnische Untersuchungen sinnvoll und notwendig.

Zusammenfassung:

Trainingssteuerung und Trainingsplanung erfordert aus sportmedizinischer Sicht viel Wissen und ist aufgrund ihrer Komplexität meist nicht allein zu bewältigen. Auf der anderen Seite hilft aber eine geplante Trainingssteuerung und Entwicklung sehr viel und gibt auch viel Sicherheit (Verletzungsprophylaxe). Egal auf welchem sportlichen Level man sich befindet – Planung hilft.

Deshalb: „Hinsetzen und einfach loslegen.“