Der Golfgeist, der uns länger Leben lässt

Von Thomas Weidinger

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Golfer länger leben als der Rest der Normalbevölkerung. Stellvertretend für rund 105.000 registrierte Golfer in Österreich haben wir mit zwei Personen* über den „Spirit of Golf“ und die ganz persönliche Bedeutung dieses Sports in ihrem Leben gesprochen.

In Zusammenarbeit mit den ÖGV-Verbandsärzten Dr. Robert Kocher und Dr. Bernhard E. Zwick.

 

In einem Zeitraum von 500 Jahren hat sich Golf zu einer weltweit beliebten Sportart entwickelt. Golf hat Tradition, und kaum eine andere Sportart hat die Zeit mit so wenigen Änderungen überstanden. Denn im Prinzip ist alles so wie zu Zeiten Maria Stuarts in Royal Dornoch (Schottland): Es geht darum, einen kleinen Ball in ein (viel zu) kleines Loch zu befördern. Der Weg, den der kleine Ball dabei zurücklegen muss, ist lang und es gibt (viel zu) viele Hindernisse. Das Ganze bewerkstelligt der Sportler mit 14 Sportgeräten (Schläger). Jedes Sportgerät ist dabei sehr unterschiedlich gebaut und scheint ein gewisses „Eigenleben“ zu haben…

Für Außenstehende ist es oft schwer zu verstehen, warum sich immer mehr Menschen in unserem Land diesem Traditionssport mit großer Hingabe widmen. Eingeweihte Genießer verstehen dies und berufen sich auf wissenschaftliche Untersuchungen, die besagen, dass Golfer im Durchschnitt um 2,5 Jahre länger leben als der Rest der Normalbevölkerung.

 

Was bedeutet Dir der Golfsport?

Sarah: Golf ist für mich eine ideale Möglichkeit, mich zu entspannen und von der Arbeit zu erholen. Golf ist eine sehr komplexe Sportart. Um im Golf und im Beruf meine Leistung zu bringen, muss ich meinen Körper ständig fit halten.

Franz: Golf motiviert mich, fit zu bleiben. Bälle zu schlagen, an der Technik zu arbeiten und natürlichen meinen Körper für meinen Sport fit zu halten, macht mir seit Jahren großen Spaß.

Im Lauf der Jahre ist mir immer klarer geworden, dass ich in meinem Alter konsequent und gezielt an meinem Körper zu arbeiten habe. Turnierergebnisse oder das Handicap spielen bei mir da keine Rolle, aber das Niveau meines Golf langsam zu verbessern und mit unterschiedlichsten Menschen zu spielen, macht mir viel Freude.

Kocher + Zwick: Golfer leben länger und das hat mehrere Gründe: Die moderate Ausdauerbelastung bewirkt ein gutes Herz-Kreislauf-Training. Insbesondere die lange Spieldauer führt zu einem hohen Energieverbrauch. Dadurch, dass permanent Spielwitz und Kreativität gefragt sind, werden Golfer ununterbrochen geistig gefordert – das trainiert das Hirn und fördert die Konzentrationsfähigkeit. Auf psychosozialer Ebene bringen die Kontakte zu den Mitspielern auf dem Golfplatz zweierlei mit sich: Erstens halten sie die Sportler beim Golfsport und zweitens spornen sich die Golfer bewusst und unbewusst gegenseitig dazu an, ständig an der Technik und am Körper zu arbeiten. Und nicht zuletzt schaffen die frische Luft und ein gepflegtes Umfeld ein Ambiente zum Wohlfühlen: Golfer bewegen sich sehr lange an der frischen Luft (und das bei fast jedem Wetter). Vier bis fünf Stunden benötigt man im Schnitt für 18 Loch, und dabei werden cirka 4 kcal pro Kilogramm Körpergewicht verbraucht.

Was ist für Euch der „Spirit“ des Golfsports?

Sarah: Ein großer Teil des Spirits entsteht durch die Eigenverantwortung. Jeder ist für sich und seinen Score immer selbst verantwortlich, Schummeleien und Ausreden kann ich nicht leiden. Vier bis fünf Stunden mit mir gegen den Platz unter immer wieder anderen Bedingungen zu spielen, ist für mich jedes Mal eine große Heraus-forderung.

Franz: Ich habe in meinem Leben viele Sportarten intensiv ausgeübt. So zum Beispiel Klettern, Tennis und verschiedene Formen von Ausdauersport. Aber keine andere Sportart erlaubt es mir, den Sport mit gleichaltrigen und wesentlich jüngeren Sportlern auszuüben und mich darin auch mit ihnen zu messen. Nach Belieben kann entweder allein frühmorgens auf die Runde gehen und 9 ­Löcher spielen oder aber mit Freunden am Nachmittag oder abends 18 ­Löcher genießen.

Kocher + Zwick: Kaum eine andere Sportart gibt Athleten die Möglichkeit, ihren Sport gemeinsam auszuüben. Ob Kinder oder Senioren, das Jahrhunderte alte Zählsystem (Stableford, Lochwettspiel oder 4er-Variationen) ermöglicht unzählige attraktive Variationen eines spannenden, unterhaltsamen und sportlichen Vergleichskampfes. Dabei übt der „Golf-Codex“ einen hohen erzieherischen Wert für jede Altersgruppe – von den Kindern bis ins hohe Alter – aus: Selbstverantwortung, Einhaltung der Regeln und Etikette.

Was macht für Euch den Golfsport attraktiv?

Sarah: Ich kann mich am Golfplatz sehr gut regenerieren. Die Ruhe und die Natur geben mir Kraft. Nach der Runde unterhalte ich mich gerne mit Freunden.

Franz: In jeder Runde entdecke ich auf meinem Heimatplatz neue unberührte Stellen und Ausblicke (lacht). Jedes Mal werde ich gefordert, mich mit „Kunstschlägen“ zu befreien. Abseits des Platzes ist es zu meinem Hobby geworden, mich ausgiebig und intensiv mit der Theorie des Golfsports beschäftigen. Die Literatur ist dabei so umfassend, wie ich es in keiner anderen Sportart erlebt habe.

Kocher + Zwick: Die Sportart Golf fördert die Kreativität von jungen und älteren Athleten gleichermaßen. Wir wissen aus den Neuro-Wissenschaften, dass die Plastizität des Gehirns immer vorhanden bleibt. So ist ein motorisches Lernen auch bis ins hohe Alter möglich.

Auch die sozialen Komponenten sind im Golf von großer Bedeutung. Jung und Alt, Männer und Frauen können sich in gepflegter Atmosphäre gemeinsam bewegen. Was den Sport so abwechslungsreich macht, ist seine enorme Bandbreite: von Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit über Balance, Koordination und Geschicklichkeit bis hin zu Taktik, mentalen Aspekten, Ernährung, sozialem Umfeld, Natur, Material und vielem mehr.

 

Dr. Robert Kocher (l.) ist Chirurg und Unfallchirurg sowie Verbandsarzt des ÖGV. Hcp 3,9.

Dr. Bernhard E. Zwick (r.) ist Orthopäde und Kinderorthopäde sowie Verbandsarzt des ÖGV und TPI Golf Medical Professional. Hcp 7,4.

* Sarah ist 22 Jahre alt, golft seit 12 Jahren (Hcp 5) und Franz (Hcp 14) hat mit 78 bereits 22 Jahre Golf-Erfahrung intus. Vollständige Namen der Redaktion bekannt.

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