Ausdauertraining im Golf

Warum geht uns beim Golf oftmals knapp vorm Ziel die Kraft aus? Dr. Kocher und Dr. Zwick gehen dieser Frage heute auf den Grund.

Von Dr. Robert Kocher und Dr. Bernhard Zwick

Die neue Saison ist schon wieder voll im Gange und viele Golfer klagen über leichte Schmerzen im Knie- und Lendenwirbelsäulenbereich oder über vergebene Chancen am Ende der Runde.

„Bis zur 14 bin ich gut gelegen und dann habe ich meine ganze Runde mit zwei blöden Fehlern weggeworfen“  lauten oftmals Analysen im Clubhaus. Aus sportmedizinischer Sicht gibt es dafür einige mögliche Erklärungen.

Golfsportler sind prinzipiell gut vorbereitet. Kaum eine Gruppe von Sportlern arbeitet auch im höheren Alter so konsequent an ihrem Sport und der persönlichen Gesundheit. Viele besuchen regelmäßig einen Trainer (Techniktrainer) und arbeiten an ihrer persönlichen Fitness (Beweglichkeit; funktionelle Kraft allgemeines Krafttraining).

Ein Aspekt wird oft vernachlässigt – die Ausdauer!

Golfer dürften 5-8 Jahre länger leben als die Normalbevölkerung und das liegt am optimalen Belastungsbereich des Golfsports. Es ist auch richtig, dass das Gehen von Golfrunden ein ideales Grundlagenausdauertraining ist. Trotzdem kann man mit einem geplanten Ausdauertraining einiges bewirken.

Im Golf geht es nicht darum eine hohe Ausdauerleistung (= die Fähigkeit schnell 1000 Meter zu Laufen) zu erzielen. Vielmehr brauchen Golfer eine hohe Ausdauerfähigkeit!

Unter Ausdauerfähigkeit versteht die Sportmedizin die körperliche Qualität sich rasch zu erholen. Auch ist die Art der Belastung im Golfsport sehr mannigfaltig.

So spielt die Fähigkeit psychischen und emotionalen Stress lange zu widerstehen genauso eine Rolle wie der immer wiederkehrende sensomotorische Stress. Auch spielt das schnelle Regenerieren der Muskulatur eine wichtige Rolle, damit der Sportler gegen Ende der Runde nicht an Schnelligkeit und damit an Schlagweite einbüßt.

Ausdauer ist nicht gleich Ausdauer!

Was brauchen Golfer?

  • Grundlagenausdauer (= aerobe Ausdauer): Die Muskulatur und das Herzkreislaufsystem müssen in der Lage sein über einen langen Belastungszeitraum 4-5 Stunden adäquat Energie bereitzustellen. Die Mitochondrien (Kraftwerke in der Zelle) sorgen für diese Energiebereitstellung. Je mehr Mitochondrien eine Zelle hat, desto gesünder und besser arbeitet die Zelle. Durch Grundlagenausdauertraining kann ich die Anzahl der Mitochondrien in der Zelle erhöhen.
  • Spezielle Ausdauer(= Leistungsfähigkeit des Herzkreislaufsystems und der sportartspezifischen Muskulatur). Die sportartspezifische Muskulatur muss in der Lage sein sich rasch anzupassen und vor allem sich rasch wieder erholen. Diese schnellen azyklischen Bewegungen (Golfschlag) erfordern eine hohe lokale muskuläre Ausdauer.

Ziele des Ausdauertrainings im Golf:

  • Erhöhung der Ermüdungstoleranz
  • Verbesserung der Regeneration
  • Verbesserung der Ausdauerfähigkeit (Konzentrationsvermögen, Entscheidungsfindung, Stresstoleranz)
  • Spezielle muskuläre Ausdauer (keine Veränderung der Schlagtechnik und Schlaggeschwindigkeit)
  • Verletzungsprophylaxe (Vermeidung von ermüdungsbedingten Fehlbewegungen)
  • Gesundheitsfunktion – hier ist Golf perfekt! (Verbesserung aller Herzkreislaufparameter, Reduzierung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verbesserung des Immunsystems, Optimierung der Stoffwechselaktivität, Gewichtsreduktion, Steigerung der Gehirndurchblutung usw.)

Welches Ausdauertraining empfehlen wir:

  • E-Bike: kommt der Belastungsintensität des Golfens sehr nahe
  • Wandern:  „Fast Walks“
  • Paddeln: perfekte Kraftausdauersportart im niedrigen Pulsbereich
  • Langlauf: im Winter als Vorbereitung

Steuerung des Ausdauertrainings:

Hier sollte ein sportmedizinischer Grundtest durchgeführt werden. Damit können die optimalen Trainingsbereiche festgelegt werden. Trainieren kann man am besten mit einer Pulsuhr.

Wichtige praktische Tipps für ein Ausdauertraining für Golfer:

  • Ein Golfer braucht vielfältige körperliche Reize
  • Ausdauertraining sollte wenn möglich im Freien durchgeführt werden
  • Respektieren der aktuellen (täglichen) Leistungsfähigkeit
  • Keine Unterforderung (Training wird langweilig) und keine Überforderung (Training wird Belastung)
  • Kombination des Ausdauertrainings mit koordinativen, technischen und taktischen Aufgabenstellungen
  • Ausdauertraining in der Gruppe
  • Trainingssteuerung über die Herzfrequenz (Pulsuhr)
  • Keine hohen Belastungsumfänge und Belastungsintensitäten
  • Regelmäßige Kontrolle durch Sportmediziner und/oder Sportwissenschaftler
  • Variantenreiches Ausdauertraining

Zusammenfassung:

Golf ist eine perfekte Sportart um gesund zu altern. Golfer profitieren stark von einem guten Grundlagenausdauertraining. Je konsequenter und je abwechslungsreicher Golfer trainieren, desto besser werden die Ergebnisse.