Di, 16. September 2014 GC Crans-sur-Sierre, Schweiz

Zeit für Neues

Crans-Montana: Erster Sieg für den US-Amerikaner David Lipsky auf der European Tour.

ÖGV

Der Amerikaner David Lipsky sucht sich für seinen ersten European-Tour- Sieg mit dem Golf Club Cran-sur-Sierre einen ganz besonderen Ort aus, ab 2015 bekommt er noch mehr Konkurrenz. Denn dann findet das Omega European Masters direkt nach der Open Championship schon im Juli statt.

Das Omega European Masters in Crans-Montana ist in vielerlei Hinsicht etwas ganz Besonderes. Denn seitdem der Schweizer Uhrenhersteller 2001 die Titelsponsorenrolle von Canon übernommen hat, hat sich nicht nur auf dem, sondern auch abseits des Platzes so einiges getan. Großen Namen wie Topmodel Cindy Crawford, Bondlegende Roger Moore oder auch Schwimm- star Michael Phelps statteten dem Turnier mit dem einzigartigen Ausblick bereits einen Besuch ab und verliehen dem kleinen Ort im französischsprachigem Teil des Schweizer Kantons Wallis das nötige Flair.

Auf sportlicher Seite trugen sich mit Ernie Els, Sergio García, Luke Donald, Miguel Ángel Jiménez und Thomas Björn klingende Namen in die Siegerliste ein und sorgten auch in dieser Kategorie für den richtigen Anstrich. Doch stand die Zeit bei Omega nach der nun 14. Ausgabe alles andere als still und somit neben dem stetigen Umbau des Platzes auch eine große Neuerung bevor. Immer wieder schon war von einer Terminverschiebung Richtung Juli die Rede, um nicht weiterhin mit dem FedEx Cup in den USA auf Kollisionskurs zu ge- hen. Zu groß war die Verlockung, im September bis zu 10 Millionen Dollar in den Playoffs abräumen zu können. Da auch immer mehr europäische Spieler den Weg über den Teich zum Dollarspektakel wagten, sah sich Omega gezwungen, aktiv zu werden. Schließlich hätte man seine Botschafter Sergio García und die Nummer eins der Welt Rory McIlroy sowie weitere internationale Topstars auch gerne beim eigenen Turnier gesehen.

Und diese Chancen sind nach der Verkündung des neuen Termins für 2015 gestiegen. In der Woche nach der Open Championship findet nun das Omega European Masters vom 23. bis 26. Juli statt, und es will seine Attraktivität neben der Preisgelderhöhung auf insgesamt 3 Millionen Euro durch neue Stars weiter steigern. „Spitzenleute, die hier wohnen und Golf-Club-Mitglied sind, haben uns gesagt: Ändert das Datum, dann kommen wir. Das haben wir getan, jetzt liegt der Ball bei ihnen“, freut sichTurnierdirektor Ives Mittaz über das neue Austragunsda- tum und bekommt Unterstützung vom Titelsponsor.

„Ich weiß, dass die Golf-Woche im September für Crans-Montana Tradition hat. Aber wir mussten den Termin verschieben, um überhaupt eine Chance zu erhalten, einige der besten Spieler der Welt an den Start zu bringen. 2015 sind wir direkt nach den British Open perfekt aufgestellt“, lässt auch Omega-Präsident Stephen Urquhart keinen Zweifel an der dieser Entscheidung aufkommen. Er wird versuchen, zusammen mit Mittaz für nächstes Jahr ein absolutes Weltklassefeld nach Crans-Montana zu locken. „Ich habe sehr positive Kontakte zu Rory McIlroy und Sergio García. Es kann immer etwas passieren, aber sie sollten nächsten Sommer hier antreten. Ich bin sehr zufrieden, dass sie zur großen Omega-Familie gehören“, gab sich Urquhart bereits sehr zuversichtlich.

Doch auch schon in diesem Jahr mussten sich die Veranstalter ob des Teilnehmerfeldes nicht verstecken. Mit Victor Dubuisson, Tho- mas Björn und Jamie Donaldson konnte man neben Publikumsliebling Miguel Ángel Jiménez immer- hin drei Spieler des europäischen Ryder-Cup-Teams von Gleneagles am Start begrüßen. Das Tempo auf dem neu gestalteten Par-70-Platz des GC Crans-sur-Sierre gaben allerdings andere Spieler vor. Richie Ramsay und Edoardo Molinari setzten bereits am Donnerstag mit jeweils 62 Schlägen ein Ausrufezeichen. Da sich das Wetter in Crans- Montana erneut von seiner besten Seite präsentierte, sollte auch an den darauffolgenden Tagen tief gescort werden. Noch bevor sich das eng zusammengerückte Feld allerdings am Sonntag um den Titel stritt, gelang Graeme Storm am Samstag auf Bahn 11 (Par 3) der Schlag des Turniers.

Sein Hole-in-one aus 198 Metern bescherte dem Engländer nicht nur den tosenden Beifall der Zuschauer, sondern auch die Schlüssel zu einem nagelneuen BMW i8, der für das erste Ass an dieser Bahn ausgelobt worden war. Kurioserweise sollte der Franzose Romain Wattel am nächsten Tag ebenfalls mit nur einem Schlag das Loch der Bahn 11 finden, doch da war der i8 bereits vergeben. „Leider war das einen Tag zu spät, doch ich bin trotzdem zufrieden mit meiner Vorstellung in dieser Woche“, zog der Franzose, der am Ende geteilter Neunter wurde, eine positive Bilanz. Um den Sieg beim Omega European Masters entwickelte sich ein spannender Vierkampf zwischen den beiden Amerikanern Brooks Koepka und David Lipsky und den Engländern Tyrell Hatton und Hole-in-one-Schütze Graeme Storm. Hatton gelang als einzigem Spieler des Spitzenquartetts zwar eine Runde ohne Schlagverlust, doch 65 Zähler waren am Ende genau einer zu viel, um bei 18 unter Par ins Stechen zu gelangen. Dieses verpasste Koepka denkbar knapp, als er sich an der 17 noch ein unnötiges Bogey einfing. Damit lag es nun an Lipsky, sich im Duell mit Storm zu behaupten. Für das Teilnehmerfeld hatte sich der bis dato unbekannte Pro aus Los Angeles übrigens über die Asian Tour qualifiziert, die seit 2009 Co-Sanctioner des Turniers ist. Nachdem sowohl Lipsky als auch Storm nach 72 absolvierten Löchern jeweils einen Score von 262 Schlägen (18 unter Par) aufwiesen, musste ein Playoff die Entscheidung bringen. In diesem verzog Graeme Storm seinen Abschlag am ersten Extraloch (18, Par 4) dermaßen nach rechts, sodass er sich an einem Absperrungszaun nahe der Ausgrenze wiederfand. Aus ähnlicher Lage (allerdings ohne Zaun) hatte Severiano Ballesteros seinen Ball 1993 durch die Bäume über einen Swimmingpool aufs Grün gezaubert. Mit dem Zaun vor der Nase hatte Graeme Storm aber deutlich weniger Optionen als der Spanier vor mehr als 20 Jahren, und so chippte er seinen Ball zurück aufs Fairway. Dort musste er wie auch die Kommentatoren und Zuschauer verwundert mit ansehen, wie David Lipsky sich entschied, seinen Ball aus weniger als 100 Metern aus dem Fairwaybunker links neben das Grün abzulegen. „Der Schlag aus dem Bunker war schwer, und ich hatte im Hinterkopf, dass Graeme im besten Falle noch sein Par retten konnte. Also habe ich mich entschieden, nicht über den Teich aufs Grün zu schlagen“, so Lipsky. Nachdem Storm seinen dritten Schlag gute sechs Meter an die Fahne geschlagen hatte, erhöhte Lipsky seinerseits den Druck, als er den dritten Schlag tot an die Fahne chippte. Nun galt es für Graeme Storm zum Par zum verwandeln und das Stechen am Leben zu halten. Doch sein Par-Putt misslang, und so stand David Lipsky nach der 73. Bahn erstmals als European-Tour-Sieger fest. „Ich hatte nach der normalen Runde nicht viel Zeit, um mich zu sammeln, und vielleicht hat mir dann einfach ein wenig die Konzentration gefehlt. Im ersten Moment bin ich natürlich enttäuscht über den Ausgang, aber ich nehme auch jede Menge positive Dinge aus dieser Woche mit“, zeigte sich Graeme Storm nach Platz 2 und neuem Auto eher zufrieden als enttäuscht. Erst einmal ein wenig sacken lassen musste David Lipsky den größten Erfolg seiner bisherigen Karriere. „Am Ende war es genau die richtige Entscheidung abzulegen, und ich freue mich natürlich sehr darüber, den Job erledigt zu haben“, so der Amerikaner. „Ich habe die letzten Wochen über gut gespielt, dass hier nun alles auf einmal so gut zusammengelaufen ist, ist natürlich großartig.“ Dank des Sieges beim Omega European Masters ist Lipsky nun auch die Nummer eins in der Geldrangliste der Asian Tour. Spielen wird er die nächsten Turniere allerdings in Europa. „Auf der Asian Tour habe ich mich als Spieler entwickelt, und ich möchte ihr auch weiter treu bleiben. Da ich jetzt aber auch einen European-Tour-Status habe, werde ich meine Pläne für die nächsten Wochen allerdings ein wenig umstellen müssen“, so Lipsky. Bei seinem Debüt als Profi hätte Dominic Foos natürlich gerne vier Runden gespielt, doch 76 und 73 Schläge bedeuteten mit +9 die verpasste Qualifikation fürs Wochenende. „Leider habe ich viele Fairways nicht getroffen und musste zu oft ums Par kämpfen, außerdem fliegen die Bälle hier 10% weiter als normal, und das muss man erst mal in den Kopf bekommen. Ich hab viel gelernt. Natürlich war ich spielerisch nicht zufrieden mit mir, aber das gute Finish mit zwei Birdies auf den letzten drei Löchern hat mich etwas versöhnt“, so der 17-Jährige. (HTR)

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