Di, 12. Januar 2021
Danke, Daniel Lamprecht!
Zum Abschluss sprechen wir mit unserem langjährigen Coach über die letzten 10 Jahre im ÖGV
Seit 2011 war Daniel Lamprecht ein essentieller Bestandteil des ÖGV Coaching Staff, doch mit Ende 2020 wurde diese knapp 10-jährige Liaison aufgrund einer beruflichen Neuorientierung von Daniel beendet. Das Team des ÖGV und allen voran Sportdirektor Niki Zitny bedanken sich herzlich für die tollen und erfolgreichen Jahre, die wir gemeinsam mit Daniel hatten. Bevor wir ihn allerdings in die „freie Wildbahn“ entlassen, haben wir uns noch einmal zusammengesetzt und mit ihm über die letzten Jahre geplaudert.
Daniel, knapp 10 Jahre warst du beim ÖGV als Coach tätig. Hättest du je geglaubt, dass du so lange beim ÖGV bleiben wirst?
„Ganz ehrlich…wir wissen alle, dass sich im Leistungssport viele Dinge nicht vorhersehen bzw. planen lassen. Eines davon ist, die Vertragsdauer bzw. die Länge einer Zusammenarbeit, da sie von vielen Faktoren abhängt. In meinem Fall war die Dauer unserer Zusammenarbeit, so meine ich, ein Zeichen von produktiver und wertschätzender Zusammenarbeit der handelnden Personen über die Jahre.“
In so einer langen Zeit verändert man sich natürlich auch persönlich, welche Veränderungen hast du an dir selbst im Vergleich zu deinen Anfängen wahrgenommen?
„Da solltest du vielleicht besser all die anderen fragen. J Subjektiv empfunden, glaube ich, dass ich in vielen Situationen routinierter und abgebrühter geworden bin. Belastendes, das mir früher schlaflose Nächte bereitet hat, lass ich mittlerweile über Nacht vor der Tür meines Schlafzimmers warten. Grins Auch mein persönlicher Umgang mit Erfolg und Misserfolg hat sich geändert. Man eignet sich im Laufe der Zeit Strategien an, die es einem möglich machen, gewisse Dinge gelassener zu sehen, ohne jedoch dabei die notwendige Sensibilität für das Wesentliche zu verlieren. Meine Wertevorstellung hat sich dadurch definitiv neu geordnet.
Welche Erkenntnis hat dich in den Jahren als Nationalteamtrainer am meisten beeindruckt?
„Wie unglaublich lern- und leistungsfähig menschliche Wesen sind, wenn man sie, in dem was sie interessiert, fordert, fördert und Zeit zur Entwicklung gibt. Andererseits habe ich aber auch gelernt, wie zerbrechlich und sensibel das „Konstrukt Mensch“ innen und außen ist. Es hat mich stets stolz gemacht zu sehen, wie unsere SpielerInnen all ihre Aufgaben und Herausforderungen des täglichen Lebens zusätzlich zum sportlichen Leistungsdruck meistern. Schulisch, familiär, sportlich….es ist nicht immer alles so easy cheesy, wie es von außen betrachtet aussieht. Chapeau!“
Du hast in den letzten Jahren auch zahlreiche Spielerinnen und Spieler trainiert. Wer von ihnen hat dich am meisten beeindruckt?
„Jeder Spieler auf seine ganz individuelle Art und Weise! Jedem Einzelnen gehört sein eigenes Kapitel in meinem Buch. Dem Einen ein paar Zeilen, dem Anderen ganze Seiten. In all den Jahren ist meine Achtung und der Respekt vor unseren Spielern und Spielerinnen immer mehr gewachsen, da sie mit größter Disziplin und Hingabe ihr ganzes Leben ihrer/unserer Leidenschaft, dem Golfsport, untergeordnet haben.“
In knapp zehn Jahren erlebt man natürlich auch viel. Welches Ereignis ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
„Puhhhh…. da gibt’s sehr, sehr viele. Einige fordernde Gespräche mit Eltern und Trainern werden mir genauso in Erinnerung bleiben, wie das Glänzen von Kinderaugen, wenn man ihnen zum ersten Mal in ihrem Leben eine Medaille um den Hals hängt und ihnen sagt, dass sie etwas besonders gut gemacht haben. Natürlich auch alle großen Events, bei denen ich dabei sein durfte – Youth Olympic Games, das Masters in Augusta, Team EMs und WM etc. Ich möchte all diese Erfahrungen gar nicht werten. Nicht zuletzt bin ich nach jedem einzelnen Trainingslager und jeder einzelnen Turnierentsendung sehr froh gewesen, alle Spielerinnen und Spieler wieder gesund nach Hause gebracht zu haben. Das ist eine nicht zu unterschätzende Belastung, mit der man erst im Laufe der Zeit umgehen lernt.“
Worauf bist du als Nationalteamtrainer besonders stolz?
„Am meisten stolz bin ich darauf, dass ich sehr viele Jugendliche auf einem Teil ihres Lebensweges begleiten durfte. Im Alter von 14-18 kann das, wie wir wissen, manchmal eine ganz schöne Challenge sein. Jeder einzelne junge Mensch, egal wie lange er oder sie im Team war, hat durch den Sport und durch unsere gemeinsame Arbeit eine Prägung erfahren, die ihm mit Sicherheit auch im weiteren Leben nützlich war bzw. nützlich sein wird.“
Wo gehobelt wird, fallen aber natürlich auch immer Späne. Was hätte in den letzten Jahren besser laufen können?
„Gar nichts, denn wir Trainer bzw. ich als Person habe im Augenblick meiner/unserer Entscheidungen immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Ich bin von Natur aus kein „hätt ich, wär ich, tät ich Mensch….“ Manchmal brauchts ein bisserl Glück…und manchmal auch ein bisschen Gefühl. Alle anderen Sachen lagen nicht in meinem direkten Einflussbereich.“
Langsam kommen wir zum Ende und zu deiner Zukunft. Was hast du in deiner Zeit als Nationalteamtrainer für deine Zukunft gelernt?
„Technisch ist man durch den intensiven Austausch mit Kollegen natürlich immer am Puls der Zeit. Diese Gespräche und diese Challenge werde ich sehr vermissen. Als Mensch habe ich gelernt, dass man manchmal auch fünf gerade sein lassen muss und dass man nicht nervös werden darf, wenn man nicht immer sofort eine passende Lösung für Probleme findet. Über andere Personen habe ich gelernt, dass es nicht nur den Wolf im Schafspelz gibt, sondern auch das Schaf im Wolfspelz. Gott sei Dank gibt es dann aber auch viele Schafe und Wölfe, die das tatsächlich auch sind. ;-)“
Wie schwer ist dir der Schritt „ins neue Leben“ gefallen? Oder war es einfach an der Zeit?
„Ich bin draufgekommen, dass im Leben nichts zufällig passiert. Zufällig kommt von zufallen. Wenn die Zeit im Leben reif für etwas ist, fällt einem etwas zu. Ich freue mich riesig auf meine neue Herausforderung und fühle mich sehr geehrt, mit meinem neuen Job betraut worden zu sein.“
Wenn man solange und so intensiv im Golfsport tätig war, drängt sich zum Abschluss natürlich die Frage auf, ob ein Leben ohne Golf für dich überhaupt funktionieren kann?
„Ich brauch mir diese Frage, Gott sei Dank, nicht zu stellen, da ich dem Golfsport in einer anderen Funktion erhalten bleibe. Ich bin mir fast sicher, dass ich in Zukunft mehr Golf spielen werde, als ich das in meiner Vergangenheit gemacht habe. Es wird mir in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit wie vielen unserer SpielerInnen gehen, die sich dem Leistungssport abgewandt haben. Auch ich werde in meiner neuen „zivilen“ Aufgabe von den Erfahrungen, den Tugenden und den Werten des Spitzensports sehr profitieren.“
Danke, für die tolle Zeit mit dir. Wir wünschen dir nur das Beste für deine Zukunft, lieber Daniel!