Do, 16. September 2021 Whistling Straits, Sheboygan, Wisconsin, USA.
Wiesberger schreibt österreichische Sportgeschichte
Bernd Wiesberger erfüllt sich den Traum vom Ryder Cup
Drei wichtige Turnierwochen zum Ende der durch die COVID-19 Pandemie um ein Jahr verlängerten Ryder Cup Qualifikationsphase, ein knapper Rückstand auf die 9 fixen Qualifikationsplätze für das europäische Team und die selbstständige Qualifikation in den eigenen Händen – in dieser Situation befand sich Österreichs Nummer 1 im Golf vor wenigen Wochen. Mit zwei Top Ergebnissen qualifiziert sich Wiesberger aus eigener Kraft für den prestigeträchtigsten Vergleichskampf im Golfsport und wird als erster Österreicher Teil des „Team Europe“ bei RYDER CUP 2020 in Whistling Straits, Sheboygan, Wisconsin, USA. Bei einem Medientermin spricht Bernd Wiesberger kurz vor Abflug über die vergangenen Wochen, die Vorbereitungen, Erwartungshaltung und mögliche Doppelpaarungen.
„Die letzten Tage waren sehr stressig, aber ich bin voller Vorfreude auf nächste Woche“, freut sich Wiesberger, der sich als erster Österreicher für den prestigeträchtigen Kontinentalkampf qualifizieren kann. „Es geht jetzt nochmal darum, dass man so viel wie möglich Energie einspart, um auch sehr gut auf die lange Ryder-Cup Woche, wo es viele Nebengeräusche geben wird, vorbereitet zu sein.“ Um bestmöglich vorbereitet zu sein trainiert Bernd Wiesberger diese Woche gemeinsam mit Coach Stuart Morgan. Stuart und Schwungtrainer Philipp de Busschere werden den Burgenländer auch vor Ort in Whistling Straits neben einem Teil seiner Familie tatkräftig unterstützen.
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„Je länger meine Golfkarriere gedauert hat, desto mehr hat sich das Gefühl entwickelt, dass ich Teil des europäischen Teams sein möchte“ betont Bernd Wiesberger sichtlich stolz und freut sich auf die bevorstehende Woche spricht auch über
… seine späte Qualifikation am vergangenen Sonntag im Wentworth Golf Club.
„Das war auf einer emotionalen Ebene, sicher die härteste Runde Golf, die ich je bestritten habe. Natürlich hätte ich es gerne früher gewusst, dass ich dabei bin. Aber es hat sicher auch Vorteile, dass ich jetzt bis zum Ryder Cup nicht viel Zeit zum Überlegen habe.“
… die Faszination Ryder Cup
„Ich bin sehr stolz, dass ich nicht nur die europäische Flagge, sondern auch die österreichische Flagge hochhalten darf. Wenn man sich mit anderen Spielern in der Players Lounge unterhält, dann werden oft Stories und Anekdoten erzählt. Die meisten Geschichten, zumindest von den europäischen Spielern, handeln vom Ryder Cup. Golf ist zwar ein Einzelsport, aber die Dinge, die in Erinnerung bleiben, die einem wichtig sind und die gewisser Art eine Karriere definieren, passieren oft in Ryder Cup Momenten. Viele große Golfer sind durch dieses Teamevent noch größer geworden. Das macht den Ryder Cup so speziell.“
… die Atmosphäre beim Ryder Cup
„Darauf kann man sich nicht wirklich vorbereiten. Ich habe mir schon viele Videos vom ersten Tee angeschaut. Nicht nur in dieser Woche, sondern natürlich auch in den letzten Jahren. Es wird sicher nicht wie ein normales Golfturnier, mehr wie eine Volksfeststimmung. Ich habe mich meine ganze Karriere auf diesen Moment gefreut, ich will alles aufsaugen und die Situation genießen und Punkte für Europa holen.“
… den Kurs im Whistling Straits
„Es ist mit Sicherheit ein Vorteil, dass ich den Platz schon zuvor gespielt habe. Die Zeit um und auf dem Golfplatz ist wegen der vielen Nebengeräusche sehr limitiert. Es ist sicher ein angenehmeres Gefühl auf einen Golfplatz zu kommen, den man schon einmal gespielt hat, auch wenn ich den Cut verpasst habe, kann ich mich gut an die Gegebenheiten erinnern. Ich habe mir auch schon die Zeit genommen und die Yardage-Bücher aus 2015 angesehen.“
… Padraig Harrington als Kapitän
„Eher ein ruhiger und analytischer Typ. Er versucht alle Vorteile aus penibler Planung herausziehen zu können, mit Sicherheit nicht allzu emotional. Bisher hat die Kommunikation, Motivation und Unterstützung von seiner Seite extrem viel geholfen. Man wird sehen, dass er ein großartiger Kapitän für das europäische Team werden kann. Und es liegt dann auch an uns, dass er auch ein siegreicher Kapitän werden kann.“
… mögliche Teampaarungen
„Das waren unmittelbar nach meiner Qualifikation im Teamroom mit dem Captain und den Vize-Captain natürlich auch eine der Fragen, die gestellt wurden. Im Prinzip ist das neben der Kameradschaft und dem Teamgefüge in gewissen Statistiken belegt, welche Paarungen besser passen würden und welche weniger. Ich denke ich bin ein relativ ruhiger Spieler am Golfplatz, ich glaube ich würde mit allen Spielern gut zurechtkommen. Aber es ist kein Geheimnis, dass ich viel Golf mit Sergio, Rory, Matthew, Lee und Paul gespielt habe. Aber ich bin mir sicher, dass es schon gute Statistiken gibt und sich in den Proberunden und Gesprächen bis dahin noch einiges ergeben wird.“
… seine Entwicklung als Golfer
„Ab Mitte der Saison bin ich eine Spur gelassener, bedachter und auch positiver während der Golfrunden geworden. Das hat sich zwar nicht immer auf mein Score ausgewirkt, aber in wichtigen Situationen entwickelt es sich in die Richtung, wie ich es mir vorstelle.“
… seinen persönlichen Zugang zum Ryder Cup
„Von den Emotionen her: Es ist anders, als alles, was ich bisher spielen durfte. Man spielt normalerweise nur für sich, im Ryder Cup spielt man für sich selbst, das Team und den Kontinent – da ist viel mehr dahinter als bei einem Einzelturnier. Ich habe es noch nie erlebt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass man einen anderen Bernd sehen kann – im Idealfall einen, sich freuenden, nach einer gewonnen Partie.“
Auch wir können es kaum erwarten und freuen uns bereits jetzt auf den ersten Abschlag, die Zuschauer, die im Chor die Spieler anfeuern und hören im Hinterkopf schon: „This is Match Number 1, representing Europe, . . . „
Die Qualifikationsphase im Überblick:
Die Qualifikation für das europäische RYDER CUP Team begann mit der BMW PGA Championship 2019 und endete mit dem heutigen Tag, eben mit dem Flagship Turnier der European Tour. Automatisch qualifiziert für das europäische Team sind 4 Spieler mit den meisten erspielten Punkten in der European Tour Rangliste und 5 Spieler mit den meisten erspielten Weltranglistenpunkten im Qualifikationszeitraum. Je später die jeweiligen Punkte erspielt wurden, desto stärker werden diese für die Qualifikationsranglisten gewichtet. Hinzu kommen 3 „Wildcards“, welche vom Captain des europäischen Teams, Padraig Harrington mit seinen Co Captains an beliebige Spieler vergeben werden können.
Mit dem Sieg bei der Italian Open 2019, einem Rolex Series Event der European Tour, konnte Wiesberger bereits kurz nach Beginn der RYDER CUP Qualifikation zahlreiche Punkte anschreiben und die Position im Ranking mit einem weiteren Top 10 Event bei der Abu Dhabi HSBC Championship 2020 festigen. In einer verkürzten und etwas durchwachsenen Saison 2020 behielt der Burgenländer die Position jedoch nicht durchgängig.
Qualifikationsphase 2021
Mit der Verteidigung seines Titels bei der Made in Himmerland in Dänemark und zwei weiteren Top 10 Plätzen öffnete sich für den 35-Jährigen im Lauf der diesjährigen Saison wieder die Türe für die automatische Qualifikation und damit einen Platz im „Team Europe“. Er war in dieser Zeit durchgehend und regelmäßig in Kontakt mit Captain Harrington.
Drei Wochen vor Ende der RYDER CUP Qualifikationsphase standen für Wiesberger somit mit der Omega European Masters, der DS Automobiles Italian Open und der BMW PGA Championship 3 wichtige Turniere bevor, welche nach intensiven Trainings mit den Coaches Philippe DeBusschere und Stuart Morgan mit viel Selbstvertrauen in Angriff genommen wurden.
Dieses Selbstvertrauen zeigte sich auch in einer beeindruckenden Aufholjagd am letzten Tag der Omega European Open, in welcher Wiesberger erst aufgrund eines Fehlers und doppelten Schlagverlustes am letzten Loch den sicher scheinenden Sieg im letzten Moment abgab und mit einem zweiten Platz dennoch zahlreiche Punkte für die RYDER CUP Qualifikation sammelte.
Unbeeindruckt vom Rückschlag am 72. Loch in der Vorwoche startete Wiesberger in das Turnier in Italien, konnte das gute Spiel am Marco Simone GC jedoch nicht in entsprechendes Scoring umwandeln und beendete das Turnier auf dem enttäuschenden 46. Platz. Damit positionierte sich der der zweifache Rolex Event Sieger mit einem Rückstand von 74,38 Punkten auf den Nordiren Rory McIlroy in der European Points List und nur mehr einem einem Event zu spielen.
BMW PGA Championship
Die Ausgangsposition für eine Qualifikation bei der BMW PGA Championship war zwar sehr vielversprechend, allerdings ließ jedoch zahlreiche rechnerische Möglichkeiten zur Qualifikation anderer Spieler offen und zwang Wiesberger zu einem starken Finish in London.
Der Start im englischen Wentworth Club verlief allerdings alles andere als wünschenswert und sah Wiesberger mit 3 über Par nach 6 Loch bereits außerhalb der Cut-Linie. Beherzte Back-Nine mit einem Birdie-Eagle Finish brachten den Bad Tatzmannsdorfer zurück auf -1 nach 18 Loch und sorgten für das benötigte Selbstvertrauen für eine starke Aufholjagd. Mit Runden von 67 (-5) und 67, einem Gesamtscore von -11 und damit vom geteilten 7. Platz startete Wiesberger mit 3 Schlägen Rückstand in die letzte Turnierrunde, welche entscheidend sein sollte für seine Teilnahme am renommiertesten Vergleichskampf im Golfsport.
Der Sonntag beginnt vielversprechend für Wiesberger, beendet er das 1. Loch zum ersten Mal in dieser Turnierwoche mit einem Birdie. In weiterer Folge schleichen sich jedoch Ungenauigkeiten in das Spiel des ein und auch der Putter bringt kaum Belohnungen. Im Zuge der Runde verändert sich bereits mehrmals die rechnerische Situation und würde Wiesberger nicht als Teil der fix qualifizierten Plätze auswerfen. Zwei Birdies auf Loch 12 und 13 bringen etwas jedoch Ruhe in das Spiel und ändern die rechnerische Situation zurück zum Vorteil des Burgenländers. Ein Bogey am 17. Loch lässt das abschließende Par 5 zwar nochmals spannend werden, jedoch sichert ein Par an der 18 dem 35-Jährigen die erste Teilnahme eines Österreichers im Team Europe am RYDER CUP 2020.
Wiesberger überholt im europäischen Ryder Cup Ranking Rory McIlroy und hält Matt Fitzpatrick auf Distanz, wodurch er sich den vierten Platz und damit einen fixen Startplatz im europäischen Ryder Cup Team erspielt. Damit ist der Burgenländer der erste Österreicher, der am legendären Kontinentalvergleich teilnehmen wird.
Wiesberger schreibt österreichische Sportgeschichte
Als erster Österreicher und erst dritter deutschsprachiger Spieler nach Bernhard Langer und Martin Kaymer qualifiziert sich der Bad Tatzmannsdorfer für den Prestigeträchtigen RYDER CUP.
Nach Ende der Qualifikation bei der BMW PGA Championship besteht das europäische Team aus folgenden Spielern:
- John Rahm
- Tommy Fleetwood
- Tyrroll Hatton
- Bernd Wiesberger
- Rory McIlroy
- Viktor Hovland
- Paul Casey
- Matt Fitzpatrick
- Lee Westwood