So, 23. Juli 2023 Royal Liverpool, Hoylake
The Open Championship
Straka schreibt mit Platz 2 weiter österreichische Sportgeschichte und wird nur von einem Mann geschlagen, der seine eigene Geschichte neu schreibt.
Sepp Straka setzt seinen Erfolgslauf auch in der verregneten Finalrunde der 151. Open Championship fort und schnappt sich sensationell den ersten Podiumsplatz eines Österreichers bei einem der vier Major-Turniere. Geschlagen nur von Brian Harman, einem Mann den zuvor keiner auf der Rechnung hatte.
Zu Beginn der Runde geht es Straka wie vielen anderen. Doch trotz des Bogeys auf Loch 1 (Par 4), dem schwierigsten Loch des Platzes, liegt er schnell wieder im roten Bereich. Dank einem langen Birdie-Putt auf Loch 3 (Par 4) und einem Tap-In-Birdie nach einem knapp verpassten Eagle-Putt auf Loch 5 (Par 5). Leider will in weiterer Folge trotz aussichtsreicher Chancen nicht jeder Putt zum Schlaggewinn fallen. Mit einem weiteren langen Birdie-Putt auf Loch 9 (Par 3) kann er seine Position am Leaderboard unter den Top 3 aber jedenfalls festigen und geht als Zweitplatzierter in die entscheidenden Back Nine.
Auf Loch 10 muss er zwar einen kurzen Rückschlag in Form eines bitteren Drei-Putts hinnehmen, die Antwort folgt aber auf dem Fuße. Ein perfekter Abschlag sowie eine präzise Annäherung verhelfen ihm zu einem Birdie auf Loch 11 (Par 4). Nach vier sicheren Pars erhebt er mit einer weiteren Annäherung zum Staunen und einem Schlaggewinn auf Loch 16 (Par 4) seinen Anspruch auf den alleinigen zweiten Platz hinter dem souverän führenden und spielenden Brian Harman. Nachdem er allerdings auf dem abschließenden Par 5 Probleme hat das Kurzgemähte zu finden, kassiert der gebürtige Wiener ein vermeidbares Bogey und reiht sich mit der 69 (-2) und insgesamt 277 Schlägen auf dem geteilten 2. Platz ein. Gemeinsam mit den Major-Champions Jason Day und Jon Rahm sowie dem jungen aber hochtalentierten Südkoreaner Tom Kim. In der Birdie-Statistik hat Straka mit 21 zwar weiter die Nase vorne, an der Spitze macht jedoch der US-Amerikaner Harmon (wie Straka ein ehemaliger Georgia Bulldog Collegespieler) weniger Fehler (nur 6 Bogeys im Gegensatz zu Straka mit 10, sowie kein Doppelbogey im Gegensatz zu Straka mit zwei Doppelbogeys).
Historische Ausmaße
Das Erreichte kann man dennoch gar nicht oft genug loben. Erst recht nach seinen bisher eher schlechten Erfahrungen mit Links-Golf. Wobei Links-Plätze für den PGA Tour Spieler natürlich nicht regelmäßig im Turnierkalender stehen. Dementsprechend zufrieden zeigte sich Straka auch in der Mixed-Zone gegenüber den Reportern: „Ich hatte in der Vergangenheit nicht viel Erfolg auf Links-Plätzen, aber auch kaum Erfahrung. Umso glücklicher bin ich, dass ich in der Lage war mein bestes Spiel hier auf den Links abzurufen.“
Nach dem ersten Top Ten Platz eines Österreichers bei einem Major-Turnier – Platz 7 bei der PGA Championship – verbessert er nun seinen eigenen Rekord weiter und sichert den ersten Podestplatz für Rot-Weiß-Rot. Bei einer Open Championship war bisher ein 12. Platz von Markus Brier (2007) das höchste der Gefühle. Gefühlsausbrüche darf man von Straka trotz seiner historischen Leistung nicht erwarten: „Das ist cool. Viele Jungs waren vor mir dran. Markus Brier, Bernd Wiesberger, und es ist schon cool, die Geschichte weiterzuschreiben.“
Angesprochen auf seinen jüngsten Erfolgslauf bei Major-Turnieren bleibt der 30-jährige wie immer bodenständig: „Das sind die ersten großen Erfolge, die ich in meiner Karriere bei Majors hatte. Ich hatte zwar ein paar anständige Ergebnisse, aber nichts wirklich Großes. Meine Schlagtechnik hat sich im letzten Jahr stark verbessert. Ich bin konstanter geworden, somit bin ich in der Lage, öfter – auch auf der großen Bühne und auf Links Golf – mein bestes Spiel abzurufen.“
Zudem macht Straka mit dem 2. Platz einen weiteren großen Schritt Richtung Ryder Cup im Herbst und kann einen Platz im Team von EU-Captain Luke Donald, der ihm im Laufe der vier Tage vor Ort auch einen Besuch auf der Range abstattete, eigentlich bereits für sich verbuchen. Hören will er davon aber noch nichts: „Das wäre großartig und es ist mein großes Ziel dort dabei zu sein. Seit anderthalb Jahren habe ich den Ryder Cup auf meinem Radar und ich freue mich ungemein jetzt diese Chance zu haben.“ Stimmung in eigener Sache macht er gegenüber Donald aber nur auf einem Wege: „Das ist nicht meine Art. Er hat mir nur gesagt er hat mich schon eine Weile auf dem Schirm. Ich will im Team sein und hoffentlich kann ich ihm mit meinem Golfspiel die Entscheidung leicht machen.“
Wenn man so spielt wie Sepp Straka im Moment nichts leichter als das. Wir gratulieren und freuen uns schon auf weitere Meilensteine in seiner Karriere!