Mi, 31. Juli 2024 Le Golf National
Olympia 2024
Straka kann sich beim zweiten Auftritt bei Olympia nicht ins Medaillenrennen einmischen und beendet das Turnier außerhalb der Top 30
Den Traum von Olympiamedaillen hat die aktuelle Generation an Profigolfern erst im Laufe ihrer Karrieren eingeimpft bekommen. Lange hat es bei den meisten allerdings nicht gedauert, um das Erreichen von Gold, Silber und Bronze als Ziel in die Karriereplanung mitaufzunehmen. Ist es doch jedem Sportler bewusst, was es bedeutet statt um Geld und Ranglistenpunkte in erster Linie um die Ehre und das Heimatland zu spielen. „Jeder Sportler will bei den Olympischen Spielen dabei sein“, stellte Straka im APA-Gespräch klar. „Als Kind war das nie wirklich ein Ziel für mich. Aber es ist ein Wahnsinn, was sie mit diesem Turnier gemacht haben.“
Österreichs Nummer eins Sepp Straka hat spätestens mit dem Antritt bei Olympia 2021 in Tokio, wo er als 10. nur um einen Schlag das Stechen um die Bronzemedaille verpasst hat, Lunte gerochen. Für Paris 2024 gibt es für Österreichs Aushängeschild, das sich seit der letzten Olympia-Teilnahme in der Weltspitze des Golfsports festgesetzt hat, daher nur ein Ziel: eine Medaille.
Das mache das Spiel unter den olympischen Ringen auch besonders. Im ORF-Interview sprach er von einem „komplett anderen Gefühl“ im Vergleich zum Alltag auf der PGA Tour: „Es ist super, aber es fühlt sich manchmal eher an wie ein Job.“ Die Nerven werden diese Woche mehr strapaziert, die Nervosität vor dem ersten Abschlag und wenn man auf den Back Nine des Finaltags um die Medaillen spielt sei enorm. In etwa auf einer Ebene mit dem Gefühl bei einem Major-Turnier. Darüber stehe nur der Ryder Cup. Auf all diesen Bühnen hat er bereits Erfahrungen gesammelt und große Erfolge gefeiert. Das Rüstzeug für einen weiteren Meilenstein im österreichischen Golfsport hat er allemal in der Tasche.
Erste Erfahrungen mit dem Austragungsort Le Golf National, 2018 Schauplatz des Ryder Cups, hat der Austro-Amerikaner erst bei der Proberunde am Dienstag gesammelt. Die Anlage verlange hohe Präzision und passe jedenfalls zu seinem Spiel. Der Plan lautet daher von Anfang bis zum Ende auf Attacke zu spielen. Und wenn der Putter bei ihm heiß läuft, ist alles möglich. Erzwingen könne man eine Medaille aber nicht. Los geht’s am Donnerstag um 9.55 Uhr. Spielpartner in den ersten beiden Runden sind der Australier Jason Day und der Südkoreaner Tom Kim, zwei erfolgreiche Kollegen von der PGA Tour.
Runde 1 – Straka startet gut ins Turnier und liegt in Reichweite der Top 3. Kleine Makel auf den Grüns hat sein Auftritt aber
Die erste Herausforderung meistert Sepp Straka mit einem gelungenem Bunker-Schlag auf dem schwierigen Par 3 von Loch 2 gekonnt, die erste große Chance auf einen Schlaggewinn bleibt auf dem folgenden Par 5 hingegen ungenutzt. Aus unter einem Meter lässt er den Birdie-Putt liegen – nicht das einzige Mal in der Auftaktrunde. Das erste Birdie lässt dennoch nicht lange auf sich warten. Auf dem langen Par 4 von Loch 4 profitiert er von einer präzisen Annährung und spielt sich in den roten Bereich. Im Finish der Front Nine ist sein Spiel jedoch etwas auf Abwegen. Einen Drei-Putt auf Loch 7 (Par 4) kann er aus über 23 Metern noch vermeiden. Ebenso rettet er sich auf Loch 8 (Par 3), nachdem er zunächst das Grün verpasst und den Chip nicht nahe genug an die Fahne bringt, dank einem gelochten Par-Putt aus knapp unter drei Metern. Auf dem Par 5 von Loch 9, einem der leichtesten Löcher des Platzes, muss er allerdings den Schlagverlust hinnehmen.
Die Back Nine verlaufen dafür ohne brenzlige Situation. Eine gute Birdie-Chance reiht sich an die andere. Auf den Löchern 10 und 11 leider ohne Happy-End, von Loch 12 weg notiert er aber binnen vier Löchern drei Schlaggewinne und nimmt Kurs auf die Top Ten. Auf Loch 17 lässt ihn aus kurzer Distanz zwar noch ein weiteres Mal der Putter im Stich, dank einem abschließenden Chip-In-Highlight auf Loch 18 macht er mit 67 (-4) Schlägen Platz T6 zum Auftakt aber noch klar. Auf den geteilten zweiten Platz fehlen ihm zwei Schläge. An der Spitze beeindruckt der Japaner Hideki Matsuyama mit einer fehlerfreien 63 (-8).
Runde 2 – Straka findet in Runde zwei nicht in die Spur und fällt aus den Top 30. An der Spitze liegt nun ein Trio
Die Front Nine verlaufen bei Sepp Straka wie schon am Vortag ausgeglichen. Ein Bogey nach einem Ausflug in den Grünbunker auf Loch 4 (Par 4) steht einem Birdie auf Loch 9 (Par 5) gegenüber. Ansonsten läuft auf den Grüns wenig nach Wunsch. Wenn es darauf ankommt kann er sich aber stets retten. Diesmal folgt auf den Back Nine aber keine Aufholjagd. Im Gegenteil: Er muss auf den Löchern 12 und 18 (zwei schwierige Par 4s) sogar Doppelbogeys hinnehmen. Zunächst bleibt er im Rough hängen, zum Abschluss fehlt ihm bei der Annäherung der nötige Schwung und der Ball landet im Wasser. Über einen Schlaggewinn kann er sich nur auf dem Par 5 von Loch 14 freuen. Zwar kommt er zu einigen Chancen, der Putter bleibt über die gesamte Runde aber eiskalt. Mehr als eine 74 (+3) kommt so nicht auf die Scorekarte. Somit geht es auf dem Leaderboard deutlich zurück. Vor dem Wochenende liegt er nur noch auf Platz 35 (-1). Somit braucht er morgen eine tief rote Runde um sich wieder den Medaillenrängen anzunähern. Dass dies alles andere als unmöglich ist, beweist in Runde zwei der Belgier Thomas Detry, der sich mit einer 63 (-8) um 36 Plätze verbessert und nun auf Platz T5 rangiert. An der Spitze lässt Hideki Matsuyama mit einem Doppelbogey zum Abschluss seine zwei Schläge Vorsprung liegen und teilt sich die Führungsposition nun mit Titelverteidiger Xander Schauffele und Tommy Fleetwood, der ebenfalls mit einer 64 überzeugt.
Runde 3 – Straka schafft keinen Sprung nach oben und muss die Hoffnungen auf eine Medaille nach Runde 3 aufgeben
Der Start läuft für Sepp Straka noch äußerst vielversprechend. Auf den Front Nine findet er zahlreiche Birdie-Chancen vor und kann bis Loch 7 drei davon nutzen – etwa auf dem schwierigen Par 3 von Loch 2. Just auf den Par 5 Bahnen klappt es nicht nach Plan. Auf Loch 9 kann er aus dem Rough nur vorlegen und in weiterer Folge bleibt die Annäherung zu kurz, was wiederum zu einem Drei-Putt führt. Zu Beginn der Back Nine holt er sich den Schlag mit einer perfekten Annäherung auf Loch 10 (Par 4) wieder zurück. Aber auf dem Weg zur Ziellinie mischen sich einige Fehler in sein Spiel. Ein Ausflug in die falsche Grünhälfte auf Loch 13 kostet ihm den nächsten Schlag, ebenso ein Wasserball vom Abschlag auf Loch 15 (Par 4). Auf dem Par 3 von Loch 16 lässt er seine Klasse mit den Eisen kurz aufblitzen und schlägt den Ball an die Fahne. Auf dem folgenden Par 4 ist er allerdings nach dem Abschlag wieder auf Abwegen und muss ein weiteres Bogey hinnehmen. Mit gesamt 70 (-1) Schlägen kann er jedenfalls keinen Angriff auf die Spitzenplätze starten und muss seine Hoffnungen auf die Medaille mit nun elf Schlägen Rückstand auf Rang 3 aufgeben. An der Spitze liegt das Duo Jon Rahm und Xander Schauffele bei -14, dahinter haben sich aber einige Verfolger vor dem Schlusstag in Stellung gebracht.
Finalrunde – Straka kann sich beim zweiten Auftritt bei Olympia nicht ins Medaillenrennen einmischen und beendet das Turnier außerhalb der Top 30
Sepp Straka kann bei seinem zweiten olympischen Golfturnier die Hoffnungen auf eine Medaille leider nicht erfüllen und muss sich diesmal mit Platz T35 zufriedengeben. Die Ursachenforschung ist bei einem Blick auf die Statistik schnell beendet. Zwar ist er vom Abschlag ausnahmsweise nicht unter den Besten, bei den Annäherungen und rund um die Grüns gehört er aber zur Spitzenklasse. Viele Birdie-Chancen sind die Folge. Doch beim Putting lässt er im Vergleich zum Feld im Schnitt mehr als acht Schläge liegen und kann in der Statistik nur zwei Spieler hinter sich lassen. Auch am Finaltag findet er auf den Grüns nicht in die Spur und lässt gleich auf den ersten Löchern einige Schläge liegen. Aber nicht nur in Form von verpassten Birdies. Auf Loch 4 (Par 4) bleiben nach einem Ausflug in den Grünbunker noch etwa eineinhalb Meter zum Par übrig, der Putt geht allerdings vorbei. Mit einem Birdie auf Loch 6 (Par 4) findet er schnell eine Antwort. Nach dem Turn folgt auf Loch 10 (Par 4) hingegen ein weiteres Drei-Putt-Bogey. Dank einem Birdie auf Loch 14 (Par 5) kann er die Runde aber noch mit Even-Par beenden.
Der Sieg geht mit einer sensationellen 62er-Schlussrunde noch an den Überflieger Scottie Scheffler. Auf den entscheidenden Back Nine spielt der Weltranglistenerste ganze sechs Birdies und weist die Konkurrenz mit der besten Runde des Turniers ein weiteres Mal in die Schranken. Silber geht an Tommy Fleetwood, Bronze an Hideki Matsuyama.