Di, 8. Mai 2018

Brauchen Golfer zusätzliche Nährstoffe?

Kaum ein Thema spaltet die Sportmedizin mehr als der Einsatz von Nahrungsergänzung. Die Gegner sehen in der Supplemtierung eine Vorstufe zum Doping, die Befürworter verstehen den Einsatz von Mikronährstoffen als eine absolute Notwendigkeit. Die ÖGV Verbandsärzte Dr. Robert Kocher und Dr. Bernhard Zwick haben beschlossen diesem zwiespältigen Thema auf den Grund zu gehen.

Von Dr. Robert Kocher und Dr. Bernhard Zwick

Wie sieht es im Golfsport aus, braucht der Golfer zusätzliche Nährstoffe? Und wenn ja, welche, wann und wieviel in welchem Alter?

Diese Fragen zeigen schon wie komplex dieses Thema ist. Selbst ein Statement des IOC aus dem Jahr 2017 kann als eher vage eingeschätzt werden und lässt vielfältige Interpretationen zu.

Zum offiziellen IOC Statement

Was benötigen Golfer beim Trainieren und Golfen?

Hier eine reduzierte Aufstellung aus der Sicht der Befürworter der Supplementierung:

Substanzen, um die Energiebereitstellung unterstützen:
L-Carnitin, Coenzym Q10, diverse Proteine, L-Carnitin, Cordyceps

Substanzen, die oxidativen Stress abpuffern:
Vitamin C, Vitamin E, Beta-Carotin, Anthocyane, Selen, Polyphenole

Zur Beschleunigung der Regeneration von Muskeln und Gelenken:
L-Glutamin, Bromelain, Papain, Trypsin, MSM, Chrondoitinsulfat, Omega 3 Fettsäuren,

Um das Immunsystem zu stützen:
Vitamin D, Zink, Vitamin C, L-Glutamin, Colostrum.

Für eine erhöhte Stressresistenz:
Rhodiola Rosea, Vitamin B6, Omega 3 Fettsäuren

Ob Befürworter oder Gegner der Nahrungsergänzung, Mediziner werden dem Golfer stets raten danach zu trachten, möglichst viele dieser Substanzen über eine ausgewogene Nahrung zu sich zu nehmen.  Man kann also sagen, das die Supplementierung sicher keinen Sinn macht für Menschen, die sich schlecht ernähren. Die Aufnahme ausriechender Mengen wertvoller Mikronährstoffe gelingt natürlich nicht immer und hängt auch von der Art und Dauer der Belastung ab. Wir wissen, dass natürliche Stoffe in der Nahrung gibt, die unsere Leistung sowohl positiv und als auch negativ beeinflussen können und sowohl Körper als auch Geist lassen sich über Nahrungs- und Genussmittel beeinflussen. Ein starker Kaffee hält uns munter, Alkohol macht uns müde und langsam. Deshalb ist es wichtig die schädlichen und ungesunden Elemente aus der Nahrung zu reduzieren. Hier gilt es im Sport primär anzusetzen!

Interpretation der Literatur

Wenn man die wissenschaftliche medizinische Literatur durcharbeitet, stößt man auf unterschiedlichste Aussagen, die jedoch ein Muster erkennen lassen. Die Auswirkungen der Nahrungsergänzung hinsichtlich einer Leistungssteigerung sind eher gering. Die Auswirkungen der Nahrung, des Lifestyles und der Nahrungsergänzung auf die Gesundheit scheinen hingen sehr bedeutsam.

Beispiel Magnesium

Magnesium ist ein Mengenelement, welches bei über 300 enzymatischen Stoffwechselvorgängen im Körper als sogenanntes Coenzym beteiligt ist. Im Energiestoffwechsel spielt Magnesium eine wichtige Rolle als Aktivator im Citratzyklus, bei der Aktivierung der Cholesterinesterase im Fettstoffwechsel und bei der oxidativen Phosphorylierung von ATP, dem Energiespeicher in unseren Zellen. Das Nervensystem und die Muskulatur benötigen Magnesium zur Aufrechterhaltung der Zell-Membran-Durchlässigkeit und als Co-Faktor für die Natrium-Kalium Pumpe. Im Hormonhaushalt hilft Magnesium bei der Freisetzung von Insulin, Dopamin und Glutamat. Das Herz-Kreislaufsystem braucht Magnesium für die Pumpfunktion des Herzens, die Aufrechterhaltung der Grundspannung der  Gefäße und für das Konstanthalten der Fließeigenschaften des Blutes.

Die Auflistung ließe sich sehr lange weiterführen und zeigt wie umfassend selbst dieses ausgewählte Thema ist. Kommt es zu einem chronischen Magnesium-Mangel, sind Leistungseinbußen, Unwohlsein, Überlastungen und sogar Krankheiten die Folge.

Wichtig: Wie in der Jugend braucht man auch im Alter alle Mikronährstoffe um gesund und leistungsfähig zu bleiben.

Praktisches und sinnvolles Vorgehen bei der Nahrungsergänzung im Sport:
  1. Analyse der Ernährung im Alltag:
    Erarbeiten sie ein individuelles Profil mit einem Experten. Das benötigt Zeit und Erfahrung. Hier kann zusätzlich eine eingehende Labor-Untersuchung angestellt werden und auf die Zufuhr von Genussmitteln besonders geachtet werden.
  2. Anpassung und Veränderung der Ernährung:
    Hier ist meistens primär anzusetzen, und es ist auch wesentlich aufwendiger Ernährungsgewohnheiten zu verändern als Nahrungsmittelergänzungen einzunehmen.
  3. Verstehen der Probleme und langsames schrittweises Ausprobieren der Supplementierung
    Nach der genauen Beurteilung der Ernährungs-Situation und nach einer Vollblut- und Mikronähstoff-Analyse kann eine Supplementierung durchaus Sinn machen, ja sogar erforderlich sein.
  4. Jeder Sportler hat individuelle Schwachstellen:
    Diese müssen verstanden werden. Falls man supplementiert, sollten nie mehr als 3-4 Mikronährstoffe zugleich angesetzt werden, da sonst Veränderungen schwer zu beurteilen sind.
  5. Nicht zu viel auf einmal versuchen, sondern Schwerpunkte setzten:
    Hat ein Sportler mehrere Probleme, macht es wenig Sinn Alles auf einmal zu sanieren. Vielmehr ist es besser sich auf ein bis zwei Probleme zu konzentrieren.
  6. Auswahl der Produkte
    Die Qualität der Produkte ist entscheidend. Zum Beispiel Produkte österreichischer Hersteller wie Biogena oder Panaceo. (Hier ist der Markt mehr oder weniger unüberschaubar geworden)
  7. Betreuung
    Als Mediziner warnen wir vor Selbstversuchen. Nahrungsergänzung gehört in die Hände von erfahrenen Medizinern. Das gilt auch für die Interpretation von Labor-Ergebnissen!
  8. Zeit geben für Veränderung
    Man muss dem Körper Zeit geben, um Veränderungen zu vollziehen. Je konsequenter die Veränderung gelebt wird, desto wahrscheinlicher wird der Erfolg.
  9. Individuelle Dokumentation
    Dokumentation ist wichtig, um im Rückblick Entwicklungen beurteilen zu können. Hier sollten Beschwerden, Befindlichkeiten, und vor allem objektivierbare Parameter zusammen mit dem Einsatz der Supplementierung aufgezeichnet werden, um dem Betreuer die Möglichkeit zu geben, den Prozess zu beurteilen.

Fazit: Die gesunde Ernährung ist für uns seit Jahren ein fester Bestandteil unserer täglichen medizinischen Arbeit und unseres Sportbetreuungskonzeptes. Wenn Supplementierung sinnvoll oder gar erforderlich ist, setzen wir sie behutsam aber konsequent ein und achten auf eine gute Dokumentation.

„Wir werden durch die Nahrungsergänzung den Ball nicht weiter schlagen, aber wir werden besser und gesünder leben. Dadurch können wir öfters golfen und mehr trainieren und das wird unser Golf verbessern.“