Mi, 14. November 2018 Wien

Winterkrafttraining für Golfer - ein sportmedizinischer Überblick

ÖGV Verbandsärzte Dr. Robert Kocher und Dr. Bernhard Zwick beleuchten die Vor- und Nachteile des Krafttrainings im Golfport

Von ÖGV

Viele Golfer und Golferinnen wollen die Winterpause nützen, um ihre allgemeine und golfspezifische Fitness zu verbessern. Das ist durchaus möglich! Eine schwedische Studie zeigte, dass sich über die Wintermonate das Golfspiel mehr verbesserte als über die Sommermonate.

Die meisten Golfer, egal ob Hobbygolfer oder Top-Golfer wollen eine bessere Schlagweite. Ein Schlüssel für mehr Schlagweite ist körperliche Muskelkraft. Um dieses Ziel zu realisieren, muss man einige sportmedizinische Aspekte beachten.

Sportmedizinische Anpassungsvorgänge durch ein richtiges Krafttraining. Warum und wie werde ich stärker?

  1. Vergrößerung des aktiven Bewegungsradius (Range of Motion – immer den vollen Bewegungsumfang trainieren) – Beweglichkeitstraining (ständiges Training nötig)
  2. Verbesserung der intermuskulären Koordination – funktionelle Kraft (Anpassung geschieht ab dem ersten Training)
  3. Verbesserung der intramuskulären Koordination (mehrere Muskelfasern eines Muskels können gleichzeitig aktiviert werden)
  4. Verbesserung der zellulären Energiebereitstellung (die Energievorräte in der Muskelzelle werden erhöht ATP, Kreatin, Glykogen) – klassisches Krafttraining
  5. Muskelwachstum (Muskel nimmt an Masse zu) – klassisches Krafttraining
  6. Vermehrung der Muskelzellen – klassisches Krafttraining

Damit man seine persönlichen Ziele erreicht (mehr Schlagweite), sollte man sich vor dem Trainingsstart über die positiven Effekte und die möglichen Probleme des Krafttrainings Gedanken machen.

Aus sportmedizinischer Sicht überwiegen die positiven Effekte bei weitem. Einige Beispiele für die positiven sportmedizinischen Effekte:

  1. Verbesserung der Versorgung von wichtigen Gewebestrukturen (Bindegewebe, Gelenke, Sehnen, Bänder, Knorpel, Faszien)
  2. Verbesserung der Körperhaltung
  3. Hormonelle Aktivierung
  4. Verbesserung des Stoffwechsels
  5. Erhöhung der Knochendichte
  6. Verbesserung der Koordination
  7. Verbesserung der Schnelligkeit
  8. Schnellere Rehabilitation
  9. Erhöhte Stabilität der Gelenke
  10. Ökonomisierung des Bewegungsablaufes

Die Liste ließe sich noch lange fortsetzten!

Was sind die Risiken eines Krafttrainings:

Um beim Krafttraining effektiv und aus portmedizinischer Sicht sicher zu sein, muss man die Belastung Intensität ständig kontrolliert steigern. Hier liegt aus unserer Sicht die größte Gefahr. Die ständig steigenden Belastungszeiten und Belastungsintensitäten treffen auf unterschiedliche Strukturen und Anpassungsvorgänge.

  • Funktionelle Anpassung: sehr rasch, schon während des Trainings
  • Muskuläre Anpassung: 4-6 Wochen
  • Metabolische, enzymatische Anpassung: 4-8 Wochen
  • Anpassung von Sehnen, Bänder, Bindegewebe, Faszie: 3-6 Monate
  • Anpassung von Knorpel, Knochen: 1 Jahr

In dieser unterschiedlichen Anpassungsgeschwindigkeit liegt aus unserer Erfahrung die größte Gefahr. Man kann muskulär schon sehr bald mehr als andere Strukturen des Körpers (Sehnen, Gelenke) aushalten.

Unsere Empfehlung
  • Trainieren Sie unter ständiger Anleitung.
  • Regelmäßige sportmedizinische Kontrollen sind wichtig.
  • Die Regeneration ist ein wesentlicher Teil des Erfolgs.
  • Beweglichkeitstraining und funktionelle Krafttraining nie vernachlässigen.

Viel Spaß beim Training!