Do, 13. Dezember 2018 Wien

Techniktraining im Winter

Was Sie beim Techniktraining im Winter alles beachten sollten, erklären Ihnen ÖGV Verbandsärzte Dr. Robert Kocher und Dr. Ernst Bernhard Zwick.

Von ÖGV

Der Baustein Schwung- und Schlagtechnik nimmt im Golfsport einen sehr hohen Stellenwert ein. Die individuelle Schwungtechnik ist ein leistungsbestimmender Faktor in dieser komplexen Sportart. Aus sportmedizinischer Sicht ist eine gute korrekte Schlagtechnik ebenfalls sehr wichtig.

Der Winter ist – laut mehrerer Studien – jene Zeit, in der die Golfer ihre Schwungtechnik und damit ihr Handicap am besten verbessern können. Die Erklärung liegt in einem regelmäßigen Techniktraining ohne Wettkampfstress und in der Verbesserung der körperlichen Fitness.

Was ist aus sportmedizinischer Sicht beim Techniktraining im Winter zu beachten?

Prinzipiell gehört Golf zu den technisch anspruchsvollsten und schwierigsten Sportarten. Das liegt einerseits an der hohen Anzahl an unterschiedlichen Sportgeräten (14! – vom Driver bis zum Putter) und andererseits an der hohen Präzision und Geschwindigkeit mit der der eigene Körper und das Sportgerät bewegt werden müssen.

Als weiterer Punkt ist anzuführen, dass sich das golfspezifische Technikleitbild ständig ändert. Die Ursachen dafür sind mannigfaltig:

  • Neue sportmedizinische Erkenntnisse, neue biomechanische Modelle
  • Neue Analysemethoden (smart2move, 3D Analysen, K-Vest)
  • Ständige Materialentwicklungen und Veränderungen (Schäfte, Schlägerköpfe, Schuhe, Bälle)
  • Veränderungen der Wettkampfbestimmungen (Putter)
  • Kreatives Experimentieren von Trainern und Spitzenathleten
  • Individuelle körperliche Screenings mit individualisierten Fitnessprogrammen und Schwungprogrammen (Mynalyse, smart2move, TPI)

All das verändert unser Verständnis für die Golftechnik und lässt uns an der Optimierung individuelle Schwungtechnik arbeiten.

Welche Ziele verfolgt ein geplantes Techniktraining:
  • Ökonomisierung des Bewegungsablaufes
  • Reduktion der Belastungen des Bewegungs- und Stützapparats
  • Verbesserung der Dynamik und der Präzision im Bewegungsablauf
  • Steigerung der Konzentration und der äußeren Wahrnehmung
  • Respektieren des Alters, Geschlechts und anthropometrischer Faktoren
  • Respektieren des Typs der/des Athletin/Athleten
  • Mentales Techniktraining

All diese Faktoren lassen sich im Wintertraining gut verbessern. Man sollte dazu einen genauen Plan verfolgen. Aus sportmedizinischer Sicht empfehlen wir folgendes Vorgehen.

Voraussetzungen im Vorfeld:
  1. Festlegen des Trainingsziels mit dem Golflehrer (z.B. Schwungeben steiler/flacher; Impactposition etc.)
  2. Durchführen von objektivierbaren Analysen (Video, Screenings, Druckmessplatte etc.)
  3. Kleines golfspezifisches Fitnessprogramm welches auf die Golftechnik abgestimmt sein sollen (nicht mehr als 3-4 Übungen)

Allgemeine sportmedizinische Voraussetzungen für ein erfolgreiches Techniktraining (Golfhalle, Winter-Driving-Range)

  1. Qualität vor Quantität (im Techniktraining besonders wichtig)
  2. Training von maximal ein bis zwei Bewegungsaufgaben pro Trainingseinheit
  3. Technikerwerbstraining (neue Bewegungsaufgabe) nur im ausgeruhten Zustand und maximal 20-30 Minuten
  4. Technikanwendung kann auch im leicht ermüdeten Zustand durchgeführt werden
  5. Vor langen Eisen, Hölzern und Driver im Training unbedingt ein kurzes nicht ermüdendes Aufwärmprogramm durchführen. Mit aufgewärmter Muskulatur lernt der Körper wesentlich leichter.
  6. Verlassen der „persönlichen Komfortzone“. Man muss nicht mit einem guten Gefühl von der Range gehen, wenn man die Schwungtechnik verändert. Der Erfolg stellt sich erst später ein.
  7. Vor allen bei kalten Außentemperaturen ist auf eine warme Funktionskleidung zu achten. Aufgewärmte (gut durchblutete) Muskeln helfen beim Lernen.
  8. Ständige Kontrollen durch den Golfprofessional.
  9. Nutzen der neuesten Möglichkeiten der Sportmedizin, Biomechanik und der Sportwissenschaft (inklusiver der modernen analytischen Verfahren und Lösungsstrategien). Moderne Analysemethoden verlangen aber viel Konzentration und Aufmerksamkeit beim Training (deshalb: diese modernen Methoden nur im ausgeruhten Zustand verwenden!).
  10. Nur Schwungtechniken lernen, die zum Körper passen
  11. Mentales Techniktraining nicht vernachlässigen
    a) Gedankliches Ausführen der eigenen Bewegung
    b)Beobachtung der eigenen Bewegung (Verbesserung der Bewegungsvorstellung – Video aus mehreren Perspektiven)
    c) Bewegungsbeschreibung (eigene Bewegung wird im Selbstgespräch verbalisiert)
    d) Observatives Training (beobachten von Spielern mit ähnlichem Schwungmustern)
  12. Zulassen von individuellen Lösungsansätzen, solange sie leistungsfördernd und nicht gesundheitsgefährdend sind.

Einige sportmedizinische Tipps zum Training im Winter (kalte Umgebung, Winterrange, Halle)

  1. Immer Aufwärmen, insbesondere die stärker belasteten Zonen (Hände, Ellbogen, Lendenwirbelsäule)
  2. Auswahl des Untergrundes (Golfmatte): wenn möglich nicht auf alten, harten Matten abschlagen. Lieber 2 Matten übereinanderlegen.
  3. Warme Funktionskleidung am gesamten Körper
  4. Hände, Nacken und Kopf kühlen besonders leicht aus. Deshalb auf Schal und Haube nie verzichten
  5. In den Trainingspausen Jacke und Fäustlinge anziehen. Wenn der Körper sich kalt anfühlt – wieder 1-2 Minuten aufwärmen.
  6. Warme Getränke mitnehmen.
  7. Bei besonders kalten Temperaturen lieber den Ball aufteen oder am Kurzspiel (Pitch) arbeiten.
Zusammenfassung:

Der Winter ist eine ideale Zeit den Körper und das Golfspiel zu optimieren. Wenn man einige sportmedizinische Grundsätze beachtet, lassen sich persönlichen Ziele gut erreichen.

Viel Spaß beim Training Ihr,

Robert und Bernhard