Die Schulter im Golfsport

Welche Bedeutung die Schulter im Golfsport hat, fassen die ÖGV Verbandsärzte Dr. Robert Kocher und Dr. Bernhard Zwick im folgenden Artikel für Sie zusammen.

Von Dr. Robert Kocher und Dr. Bernhard Zwick

Die Schultergelenke sind neben der Brustwirbelsäule und neben den Hüftgelenken die wichtigsten Drehzentren des Bewegungsapparats sowohl der Alltagsbewegung als auch im Sport. Häufig wird diese Rotations-Funktion nicht ausreichend gewürdigt und gepflegt. Das führt zu einer Bewegungseinschränkung und damit zu einer erhöhten Verletzungs– und Überlastungsgefahr. Überlastungen und Verletzungen treten dabei häufig in den darüber und darunterliegenden Abschnitten des Bewegungsapparates  auf (Halswirbelsäule und Ellbogengelenke). Bei der Beurteilung der Schulter muss immer die Funktionalität der Schulterblätter betrachtet werden. Eine gute Funktion (Beweglichkeit der Schultergelenke und Stabilität der Schulterblätter) kann fast jede Bewegung der oberen Extremität deutlich verbessern.

Es gibt also zwei wichtige Gründe die Funktion des Schultergürtels  zu verbessern:

  1. Verletzungsprophylaxe für Schultern, Halswirbelsäule und Ellbogen
  2. Koordinative Verbesserung aller Rotationsbewegungen und Verbesserung der Kraft im Schulter-Nackenbereich
Medizinische Erklärung:

Die obere Extremität bezieht ihre große Eigenbeweglichkeit aus dem anatomischen Bau des Schultergelenkes (flache Gelenkspfanne große Gelenkskopf des Oberarms). Zusätzlich wird durch die bewegliche Gelenkspfanne (Schulterblatt) das Bewegungsausmaß weiter gesteigert. So kann im Zusammenspiel von Schulterblatt und Schultergelenk ein sehr großer Bewegungsradius erzielt werden. Der sehr große Bewegungsradius erfordert aber auch eine gute Koordination und viel Kraft. Gelöst wird diese Aufgabe durch einen schichtweisen Aufbau der Gelenkskapsel, der Bänder und der Muskeln.

Prinzipiell hat der Kapsel-Band-Apparat fixierende und gelenks-führende Aufgaben. Zusätzlich gibt es viele Rezeptoren im Kapsel-Band Apparat, die jede Bewegung messen und zu koordinieren helfen.

Die Muskulatur ist grob in zwei Schichten angelegt. Die tiefere Schicht, die sogenannte Rotatoren-Manschette ist eher für die Stabilisierung  verantwortlich. Die oberflächliche Muskulatur (z.B. Brustmuskel, Delta Muskel) ist mehr zum Bewegen konzipiert. Beide Muskelschichten müssen gut koordiniert zusammenarbeiten. Das Schulterblatt arbeitet mit seinen vielen kleinen Muskeln Hand in Hand mit dem Schultergelenk. Bei Überlastung der Schulterblätter kommt es häufig zur Verkrampfung der Muskulatur neben der Wirbelsäule zwischen den Schulterblättern.

Schulter im  Sport:

Bei mehr als 2000 Untersuchungen von Sportlerinnen und Sportlern verschiedenes Alters und Leistungsniveaus konnten wir in der weit überwiegenden Mehrzahl eine deutlich eingeschränkte Funktionalität des Schultergürtels feststellen. Viele Athleten Innen hatten sogar Schmerzen im Bereich des Nackens, der Schulter oder des Ellbogens. Wird die Schulter als ein wichtiges Drehzentrum des Körpers während des Golfschwungs nicht effektiv eingesetzt kommt es zu technischen Mängeln, erheblichem Kraftverlust und Koordinationseinbußen.

Die Beweglichkeit der Schulter und die Stabilität der Schulterblätter sind in jedem Alter gut trainierbar. Ob Senior oder Spitzensportler. Mit 2-3 Übungen pro Tag, kann man sehr viel erreichen.

Schulter im Golf

Ein kurzer Brustmuskel zieht die Schultern nach vorne innen und nach unten. Die Folge ist ein Rundrücken. Dies schränkt die Beweglichkeit der Brustwirbelsäule in der Rotation deutlich ein. Die Folge im Golfsport sind Schläge, die mehr aus den Armen und weniger aus dem Rumpf durchgeführt werden.

WICHTIG: Bei bekannten Problemen oder Schmerzen im Bereich der Schulter beraten Sie sich vor Durchführung der kleinen Übungen mit Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten. Alle Übungen sollten unbedingt völlig schmerzfrei durchgeführt werden.

Übung 1

Im Stehen die Hände wie im Bild hochhalten. Ohne dass sich die Ellbogen aus der Ausgangsposition bewegen die Handrücken nach hinten bewegen. (5 Wiederholungen a 5 Sekunden)

Uebung 11 Uebung 1

Übung 2

Arme im Stehen auf Höhe der Schultern seitlich ausstrecken und Handrücken nach hinten und oben ziehen. (5 Wiederholungen a 5 Sekunden).

Uebung 2 (1) Uebung 2 (2)

Übung 3

Im Unterarmstütz abwechselnd den rechten beziehungsweise den linken Arm gestreckt nach vorne heben. (5 Wiederholungen pro Seite).

Übungen (3-5 Wiederholungen pro Übung und Seite, im Idealfall täglich)

 

 

Fotocredits: Foto Freisinger