Mi, 13. September 2017

Bekommt Ihr Schuh noch ein Pickerl?

ÖGV Verbandsärzte Dr. Robert Kocher und Dr. Bernhard Zwick beleuchten aus medizinischer Sicht die Wichtigkeit eines soliden Schuhwerks im Golfsport

ÖGV

Der Golfschuh hilft nicht nur beim Gehen, sondern auch beim Schlagen. Da dies zwei biomechanisch unterschiedliche Aufgaben sind, macht es Sinn, sich über den Golfschuh Gedanken zu machen.

Die Füße im Golfschuh sind das Fundament einer funktionierenden biomechanischen Kette des Golfschwungs. Während viele Golfprofessionals die Bedeutung des Golfschuhs in einem hohen Maße würdigen, gleicht das Schuhwerk mancher Hobbygolfer oft ausrangierten Kraftfahrzeugen ohne Chance auf ein Pickerl. Medizinisch und hinsichtlich des Scores beim Golf zahlt sich eine Investition in den Golfschuh aus.

Medizinische Erklärung

Der Fuß hat beim Menschen im Wesentlichen drei Aufgaben. Erstens ist er die Basis der Bewegung und deshalb in vielen Bereichen sehr beweglich (Gehen, Schlagen), zweitens unterstützt er die Stabilisation und stellt ein dynamisch sehr stabiles Segment dar. Zusätzlich versorgt uns der Fuß mittels Sensoren mit Informationen über die Härte, die Gleitfähigkeit und die Neigung des Untergrundes. Diese Informationen über die Bodenbeschaffenheit sind im Golfsport sehr wichtig. Ist zum Beispiel der Boden sehr weich, verliert man an Anpressdruck und damit an Schlagweite. Auch kann der Fuß die Hangneigung sehr genau messen. Gute Spieler „erfühlen“ die Puttlinie mit den Füßen. Daneben muss der Schuh uns natürlich vor Kälte und Nässe schützen und uns sicher und bequem über unebenes, rutschiges Gelände befördern.

Diese Faktoren erklären die Wichtigkeit des Golfschuhs.

Auf was gilt es zu achten:

Die Passform:

Was von einem guten Golfschuh zu verlangen ist, ist primär eine gute Passform. Dabei ist die Bestimmung der Schuhgröße einfach, wenn auch auffällt, dass häufig zu kleine Schuhe getragen werden.

  1. Länge des Golfschuhs: Passt ein Schuh der Breite nach im Vorfuß und wird die Ferse gut geführt kann im Golf bedenkenlos ein Schuh gewählt werden, der eine Schuhnummer größer ist. (Eine Schuhnummer entspricht etwa der Länge von 6mm).
  2. Breite des Golfschuhs: Schwieriger und wesentlich bedeutsamer als die Länge ist die Breite des Schuhs. Ein guter Golfschuh sollte im Vorfuß gut sitzen, im amerikanischen Sprachraum spricht man vom “snug-fit”. Man muss den Golfschuh schon bei der Probe sowohl am Innen- als auch am Fuß-Außenrand spüren. Der Wunsch nach seitlicher Bewegungsfreiheit ist hier fehl am Platz, denn nur bei gutem seitlichen Halt können die Kräfte, die beim Schwung auftreten gut vom Golfer auf den Boden übertragen werden. Die Fersenführung ist ein weiterer sehr wesentlicher Aspekt, der häufig unterschätzt wird. Hier ist nach Modellen zu suchen, die bei lockerer Schnürung einen guten Fersenhalt gewährleisten. Ein Herausrutschen der Ferse aus dem Schuh ist oft ein Zeichen einer Fehlenden Passform im Rückfußbereich und nicht ein Effekt eines zu langen Schuhs. Eine ideale Option für einen maßgeschneiderten und trotzdem erschwinglichen Schuh stellt die Firma Foot-Joy mit ihrer Modell-Serie MyJoy‘s zur Verfügung.

Einlagen:

Golfsportler, die Einlagen tragen sollten ihre Schuhe etwa eine Nummer größer als gewohnt zu wählen. Es gibt auf dem Markt nur sehr wenige Golfschuhe, die ausreichend Platz für eine Einlagenversorgung bieten. Dementsprechend ist bei den Einlagen auf die Bauhöhe zu achten. Diese sollte im Rückfuß nicht mehr als 5 mm und im Vorfuß nicht mehr als 3mm betragen. Der Golfschuh, der diese Einlage “aufnehmen” soll, muss eine herausnehmbare Innensohle haben um dem Fuß genug Raum der Höhe nach zu geben um keine Druck- oder Reibestellen zu erleiden.

Beim Kaufen eines Golfschuhs:

Beim Kauf eines Golfschuhs kann man seine Stabilität auf Verwindung einfach prüfen indem man den Schuh von der Sohle her unter der Ferse und im mittleren Schuhbereich kräftig hält und dann versucht den Schuh entlang seiner Längsachse zu verdrehen. Je schwieriger diese Verdrehung fällt, desto stabiler wird der Schuh beim Golfschwung sein. Der Absatz sollte relativ gerade nach unten verlaufen und nicht zu stark seitlich abgerundet sein. Durch gerade nach unten verlaufende Absätze kann die Fläche des Kontaktes zwischen Schuh und Fairway vergrößert werden, was die Stabilität fördert.

Haltbarkeit und Lebensdauer eines Golfschuhs:

Die Haltbarkeit eines qualitativen hochwertigen Golfschuhs beträgt bei einer Belastung von zwei Golfrunden pro Woche und zusätzlichem Training sowie einigen Turnieren etwa eine Saison.

Wichtiger Tipp Zur Verlängerung der Haltbarkeit empfiehlt es sich zwei Paar Golfschuhe gleicher Bauart abwechselnd zu tragen und darauf zu achten, dass die “Sportgeräte” stets gut trocknen können.

Medizinischer Tipp bei Fußproblemen:

Viel Menschen klagen über Probleme im Fußbereich (Hallux Valgus, Achillessehnen Schmerzen, Fußbrennen etc.). Sollten Sie über derartige Beschwerden klagen ist es wichtig, sofort einen Arzt aufzusuchen, um die Probleme in den Griff zu bekommen.

Wir konnten bei unseren Untersuchungen feststellen, dass beinahe alle AthletInnen, die Probleme im Fußbereich haben, eine Verkürzung der Wadenmuskulatur besteht. Zusätzlich ist das Gleichgewichtsvermögen bei diesen Sportlern deutlich eingeschränkt.

Hat man also Fußprobleme, sollte man in die Dehnfähigkeit der Wadenmuskultur und in das Gleichgewicht (z.B. Ein Bein Stand mit geschlossenen Augen) investieren.

Beispiele für Waden-Dehnung

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Gleichgewichtsübungen

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Fotocredits: Foto Freisinger