Do, 9. April 2020 Wien

Das Streben nach Gesundheit – Teil 3

Besser schlafen für eine gute Regeneration. ÖGV-Verbandsärzte Dr. Robert Kocher und Dr. Ernst Bernhard Zwick beschäftigen sich in diesem Beitrag mit Störfaktoren beim Schlafen sowie deren Auswirkungen auf die Regeneration!

Von Dr. Robert Kocher und Dr. Bernhard Zwick

Im ersten Beitrag über Golf und Schlaf haben einen Einblick in das Thema Schlafrhythmus, Golf und Schlaf und über einige wichtige Stoffwechselfunktionen des Schlafs gegeben. Nun werden wir uns mit dem Schlafklima, der Schlafhygiene und über mögliche äußere Störfaktoren des Schlafs beschäftigen.

Das Schlaf– Bettklima

Über die Auswirkungen des Klimas auf den Körper weiß jeder Golfer In Bescheid. Temperatur, Wind und Feuchtigkeit spielen in unserer Sportart eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Einfluss des Bett- und Raumklimas auf die Schlafqualität. Es geht für den Körper vornehmlich um die Regulation von Temperatur und von Feuchtigkeit

Temperatur:

Grundsätzlich reguliert der Körper über ein natürliches sensibles Rückkoppelungssystem die Körpertemperatur selbst. Der Spielraum für Abweichungen ist relativ gering. Die normale Körperkerntemperatur liegt bei 37⁰. Temperaturen über 40,5⁰ und unter 33,5⁰ können Schäden verursachen oder sogar tödlich sein.

Thermoregulation im Schlaf:
Körperkern und Körperschale

  1. Die Thermo-Regulation des Körperkerns wird hauptsächlich durch das Gehirn vorgenommen. Hier spielt das „Schlafhormon“ Melatonin eine zentrale Rolle. Es wird dabei die Temperatur der Bauch-, Brust- und Schädelhöhle mit ihren Organen konstant gehalten. Melatonin wird bei Dunkelheit (Dunkelreflex) aus der Zirbeldrüse ausgeschüttet.
  2. Die Körperschale umfasst die Haut, das Unterhautfettgewebe und die Muskulatur. Diese Gewebe werden stärker durch die Außentemperatur beeinflusst. Die Körperschale hat die Möglichkeit, durch verschieden Maßnahmen die Temperatur zu regeln. Wird der Körperkern zu warm kann der Körper durch Schwitzen die Temperatur senken. Wird es zu kalt kann der Körper durch zusammenziehen der Gefäße oder gar durch zittern der Muskulatur den Wärmehaushalt regulieren.

Der Körper beginnt bereits am Nachmittag mit einer Abkühlung und startet mit dem „Aufwärmen“ so gegen 5 Uhr morgens.

Tipp: Man späte Trainingseinheiten vermeiden, um den Körper nicht zu spät zu erhitzen und morgens ganz locker, durch einfache Übungen das natürliche Aufwärmen unterstützen.

Links ein Mensch während dem Schlaf, rechts im wachen Zustand. Sobald die Regenerations- und Entgiftungsmaßnahem im Schlaf beginnen, wird das Blut zentralisiert. Um einen zu starken Wärmeverlust in der Peripherie auszugleichen brauchen wir eine Nachtbekleidung und eine optimale Decke. Der Körper regeneriert bei einer Hauttemperatur von 29⁰ am besten.

Das Bettsystem muss diese Thermoregulation optimal unterstützen. Dadurch wird die Schlafqualität verbessert.

Schadstoffe im Schlafraum:

Die Diskussion über medizinische Störfaktoren und Schadstoffe ist endlos. Wir werden uns in der Auflistung der Schadstoffe und Störfaktoren nur auf wissenschaftlich belegte Fakten konzentrieren.

Der bisherige Bewertungsansatz für Schadstoffe wurde primär an einer Bewertung von reinen Einzelstoffen ausgelegt. Es ist aber klar, dass es sich immer um komplexe Stoffgemische und Schadstoffe handelt. Die Kombination mehrerer Faktoren ist das Problem, nicht die Konzentration von einzelnen Substanzen.

Welche Umweltbelastungen und welche Substanzen gilt es im Schlafraum zu beachten?

Wohngifte und Schadstoffe

Der Mensch atmet je nach Alter und Aktivität zwischen 10 und 20 m³ Luft pro Tag, was einer Masse von 12 bis 24 kg entspricht. Dies ist weitaus mehr als die tägliche Aufnahme von Lebensmitteln und Wasser und damit ist die Atemluft das wichtigste Lebensmittel des Menschen. Zudem halten sich Menschen in Mitteleuropa bis zu 90 Prozent ihrer Zeit in Innenräumen auf. Die Relevanz der Innenraumluftqualität lässt sich daran erkennen.

Viele Bauprodukte, Ausbaustoffe und Einrichtungsgegenstände können chemische Substanzen enthalten, welche emittiert werden und in der Innenraumluft oder den Hausstäuben nachgewiesen werden können. Diese Substanzen sind normalerweise in einem chronischen Niedrigdosisbereich vorhanden und können sich aufgrund der zunehmenden luftdichten Bauweise in den Innenräumen anreichern. Dabei handelt es sich um chemische Zusammensetzungen von bis zu 5.000 Schadstoffen, die in den Innenraumstäuben nachgewiesen werden können

Schadstoffe werden dabei in leichtflüchtige und schwerflüchtige Substanzen unterschieden, und als sogenannte VVOC (Very Volatile Organic Compounds), VOC (Volatile Organic Compounds) und SVOC (Semi Volatile Organic Compounds) bezeichnet. Leichtflüchtige Verbindungen lassen sich einfach durch Lüften reduzieren.

Diese sind häufig Ausdünstungen von Lacken, Klebern, Spanplatten (alten wie neuen) Hobby- und Bastelbedarf, Kraftstoffen, Heizöltanks etc.
Schwerflüchtige Substanzen sind die in den letzten Jahren viel diskutierten Weichmacher, Flammschutzmittel sowie Alkylphenole wie Bisphenol A. Auch Holzschutzmittel sowie PAK’s und PCB’s die primär in älteren Gebäuden vorkommen zählen dazu. Diese lassen sich durch Lüften nur bedingt reduzieren, da sie sich an Hausstäube und Oberflächen anreichern und so zu einer zunehmenden Belastung der Innenräume führen. Hier muss neben dem regelmäßigen Lüften ständig gründlich gereinigt werden.

Weichmacher (Phtalate)

Weichmacher sind chemisch nicht an Kunststoffe gebunden, können leicht aus Materialien entweichen und gelangen so in die Raumluft und reichern sich in Hausstäuben an. In PVC, Poly-Venyl-Chlorid-Kunststoffen kann der Anteil von Weichmachern bis zu 50 % betragen und eine starke Quelle für die Freisetzung darstellen, damit sind Weichmacher als umwelt- und toxikologisch relevante Chemikalien zu sehen.

Flammschutzmittel

werden in Lacken, Farben, Montageschäumen, Polstermöbeln, Tapeten Teppichböden, Vorhängen und elektronischen Geräten eingesetzt. Bei diesen Substanzen werden zunehmend toxische Wirkungen bekannt.

Organozinnverbindungen

dienen in PVC- Produkten als Stabilisatoren und werden während des Fertigungsprozesses zugegeben. Diese Verbindungen verfügen über eine hohe chronische Toxizität. Großflächigen Innenraumprodukten wie Bodenbelägen (PVC-Böden) dürfte dabei eine besondere Relevanz zukommen. Daraus freiwerdende Organozinn-Verbindungen können nachweislich in relevanten Mengen in den Hausstaub übergehen und physiologisch vom Menschen aufgenommen werden.

Biozide

Mit dem Begriff Biozide werden vor allem Schädlingsbekämpfungsmittel für Haushalt und Beruf in Verbindung gebracht. Neben diesen kommen Biozide auch als Imprägnierung von vielen Produkten des täglichen Lebens zum Einsatz, wie z. B. Textilien wie Wollteppiche, Möbel und Baustoffe. Biozide sind in der Regel nicht flüchtig und werden daher nicht im gasförmigen Zustand aufgenommen, jedoch über den Weg von Aerosolen und Schwebstaub. Organochlorverbindungen wurden im Holzschutz eingesetzt.

Schimmelpilze

Sehr häufig sind Schimmelpilze in Schlafzimmern anzutreffen, der Grund dafür ist, dass Schlafzimmer zumeist sehr kühl gehalten werden und feucht-warme Luft der Wohnung, durch den natürlichen Ausgleich der Luft, von warm nach kalt, in die Schlafzimmer gelangen. Sorptive Materialien wie Matratzen und Bettwäsche nehmen die Feuchte primär auf und speichern diese, zudem gibt der Mensch rund einen Liter Wasser pro Schlafphase ab. Der Mensch atmet so in der Nacht erhöhte Konzentrationen von Mikroorganismen ein, die zu Beschwerden wie Allergien, Atemwegsproblemen und Befindlichkeitsstörungen führen können. Ursache ist eine falsche Nutzung der Innenräume und sehr häufig auch zu alte Bettmaterialien.

Strahlung

In das breite Feld der „Strahlenbelastung“ gehören eine Reihe von unterschiedlichen Störfaktoren.

Elektromagnetische Felder

Hochfrequente, niederfrequente und statische elektromagnetische Felder umgeben uns im täglichen Leben, und beeinflussen den Körper individuell. Als Überbegriff werden elektromagnetische Felder umgangssprachlich als sogenannter „Elektrosmog“ bezeichnet, technisch richtig als EMVU (Elektromagnetische Umweltverträglichkeit).

Diese EMF (Elektromagnetischen Felder) umgeben uns untertags und in den Nachtstunden durch technische Anwendungen wie Elektrogeräte, Elektro-Installationen, Funkanwendungen etc.

Typischerweise sind an Schlafbereichen erhöhte EMF’s vorzufinden, welche die Schlafphase empfindlich stören können. Sie sollten daher präventiv oder bei Beschwerden immer berücksichtigt werden.

Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung über die Erscheinungsformen des Elektrosmogs im Schlafraum.

Elektrische Wechselfelder

Elektrische Wechselfelder entstehen durch Wechselspannung in Kabeln, Elektroinstallationen, Elektrogeräten usw.. Elektrogeräte oder Beleuchtungen müssen dabei nicht eingeschaltet sein, durch die anliegende Spannung werden elektrische Wechselfelder emittiert. Grundsätzlich kann der gesunde Mensch elektromagnetische Felder im normal auftretenden Niedrigdosisbereich mit seinen Sinnen nicht wahrnehmen.

Typischerweise sind diese Felder in Schlafbereichen erhöht und liegen im Durchschnitt bei 5-25 V/m (Volt pro Meter), selten bis 50 V/m und in Extremfällen über 100 V/m. Bei Sanierungen dieser Felder in Bereiche unter 0,5 V/m kommt es üblicherweise zu Verbesserungen von Beschwerden. Anzustreben sind Messwerte unter 0,3 V/m welche als unauffällig gelten und dem natürlichen Hintergrund entsprechen.

Magnetische Wechselfelder

Magnetische Wechselfelder entstehen durch Stromfluss in elektrischen Kabeln, Geräten, Trafos, Hochspannungsleitungen, bei Fehlern in der Elektroinstallation, aber auch Bahnstrom des Zugverkehrs.

Dies EMF kommen durch Verursacher in Gebäuden seltener vor und sind zumeist großflächig im Wohngebiet vorhanden, sowie bei direkter Nähe von Trafos von Geräten. Weiters können Radiowecker im Bettbereich die Ursache für erhöhte magnetische Wechselfelder darstellen.

Elektromagnetische Wellen (Mobilfunk)

Hochfrequente Strahlung entsteht durch Sender, wie Mobilfunk, DECT- Schnurlostelefone, Baby-Phone, WLAN, Digitales Fernsehen, Behörden Organisationssysteme u. a. Auch diese EMF’s sind in Innenräumen häufig in erhöhten Strahlungsdichten anzutreffen.

Typische Strahlungsquellen in Innenräumen sind WLAN-Router und deren Anwendungen sowie in zunehmenden Maße Smarthome-Anwendungen, von der Alarmanlage bis zur Badezimmerwage. WLAN und DECT- Schnurlostelefone sind Dauerstrahler und emittieren 24 Stunden elektromagnetische Strahlung und können hohe Strahlungsdichten in Innenräumen erzeugen.

Hohe Belastungen entstehen vor allem auch durch die Körpernähe von Endgeräten wie Laptop, Tablet oder Mobiltelefone bei deren Anwendung sowie bei Nähe zu WLAN- Routern und DECT- Schnurlostelefonen an Arbeitsplätzen.

Elektrische Gleichfelder (Elektrostatik)

Elektrische Gleichfelder können von Kunststoffoberflächen wie Stoffen, Produkten Lacken, melaminbeschichteten Oberflächen u. a. hervorgerufen werden. Diese entstehen durch Ladungstrennung zwischen zwei Oberflächen (Reibung) und haben eine räumliche Ausdehnung von wenigen Zentimetern bis mehrere Meter, je nach Material und Raumluftfeuchte. Häufige Quellen von elektrostatischen Feldern sind Laminatböden, Plüschtiere, Billig-Kunststoff-beschichtungen von Möbeln, Bett-wäsche mit Kunstfaseranteilen.

Die Luftelektrizität kann dadurch in Innenräumen teilweise sehr stark verändert sein und bei mehreren hundert bis mehreren tausend Volt pro Meter (V/m) liegen. Im Außenbereich bei Schönwetter herrschte eine Luftelektrizität von 50 – 200 V/m, bei Fönwetter steigt diese auf bis zu 2.000 V/m an und bei Gewitter kann diese bis zu rund 10.000 V/m erreichen. Dadurch können Bereiche in Innenräumen erzeugt werden, die einer permanenten Fönwetterlage oder Gewitter gleichgesetzt werden können. Moderne Kunststoffböden laden sich elektrostatisch nicht mehr auf, darauf hat die Industrie reagiert und Antistatikmittel den Kunststoffböden beigemischt, da es bis in die 90er Jahre Probleme mit Körperaufladungen und schmerzhaften Entladungen an Metallteilen oder anderen Personen gab.

Magnetische Gleichfelder (Magnetostatik)

Diese entstehen aufgrund von ferromagnetischen Metallen (Eisen, Nickel, Kobalt, Stahl), die eine Verzerrung des natürlichen Erdmagnetfeldes bewirken oder durch Gleichstrom von z. B. Straßenbahnen.

Typische Verursacher können Metallteile in Schlafbereichen, Federkernmatratzen (Boxspring, Taschenfederkern), Metalle von Betonarmierungen sowie metallische Gegenstände im Schlafbereich sein.

Radioaktivität

Die Baumasse sowie Fliesen, Steine, Glasuren, Schlacken, Aschen, Mineralien, Antiquitäten, Geräte, Altlasten, Bodenstrahlung… können radioaktiv strahlen.

Fazit:

Um gesund zu regenerieren ist der Schlaf ein wesentlicher Teil. Schadstoffe und Bettklima spielen dabei eine wichtige Rolle. In unserer Zeit ist es unmöglich alle Störfaktoren auszuschalten. Das Wissen über mögliche Faktoren hilft aber bei einer konsequenten Reduktion.

Auch bei diesem Beitrag haben wir den Schlafexperten Dr. Peter Hauschild um Unterstützung gebeten. Dr. Peter Hauschild forscht und arbeitet auf der Sigmund Freud Privatuniversität Wien und ist seit mehr als 30 Jahren ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Chrono Medizin/Biologie.