Mi, 13. Mai 2020

Immunsystem - Golf und Bewegung ist Medizin

Aus aktuellem Anlass beschäftigen wir in diesem Beitrag mit den Auswirkungen des Golfsport auf unser Immunsystem. Was macht das körpereigene Abwehrsystem während und nach dem Golfspiel.

Von Dr. Robert Kocher

Bewegung ist Teil eines gesunden Lebens und sollte als Medizin gelten! Eine „Medizin“ hat neben wichtigen und erwünschten Wirkungen auch Nebenwirkungen, das gilt auch für Golf. Alles was hilft, kann auch schaden – die Dosis ist entscheidend.

Wer Golf und Bewegung als Medizin einsetzen will, tut gut daran, grundlegende Erkenntnisse der Sportmedizin zu verstehen und zu berücksichtigen.

Bis Mitte der siebziger Jahre konzentrierte sich die sportmedizinische Forschung auf die Auswirkungen des Trainings auf das Herz-Kreislaufsystem. Erst später wurde der Einfluss der Bewegung auf verschiedenste Stoffwechselprozesse untersucht. Neuere Forschungen widmen sich auch auf die Auswirkungen des Trainings auf das Immunsystem. Das gibt uns erstmals die Möglichkeit, einen ganzheitlichen Ansatz in der Beurteilung des Zusammenhangs zwischen Sport bzw. Bewegung und der Gesundheit zu wählen.

Welche Effekte sind beim Training/Golfspiel auf das Immunsystem zu erwarten?

Eine Belastung löst deutliche strukturelle und funktionelle Veränderungen des Blutbildes aus:

  • Besonders interessant ist die, bereits nach wenigen Sekunden einsetzende Vermehrung der natürlichen Killer Zellen (NK-Zellen). Diese NK-Zellen spielen in der Akut-Abwehr von Viren und Tumorzellen eine entscheidende Rolle. NK-Zellen sind sozusagen die schnelle Eingriffstruppe des Immunsystems.
  • Training mobilisiert auch die anderen Abwehrzellen. So kommt es zu einer deutlichen Vermehrung von Granulozyten, der T- und B-Zellen und von Monozyten. Diese Mobilisierung des gesamten Abwehrsystems ist eine Art „General-Mobilmachung“ unseres Abwehrsystems, entsprechend der Polizei und des Militärs des Immunsystems.
  • Sport und Bewegung führt zu einer leichten Erhöhung von Akut Phase Proteine und Interleukin-6 (IL-6) im Serum.

All diese Blutbild-Veränderungen schützen unseren Körper in der Zeit der Anstrengung, vor allem wenn diese nicht übermäßig ist und nicht zu lange dauert. Die Belastungsintensität beim Golfspiel ist ein sehr guter Stimulus für unser Immunsystem. Der Gipfel der Abwehrbereitschaft scheint durch eine moderate Belastung von etwa 45 Minuten erreicht zu werden. Diese Belastungszeit ist für Golf zu kurz. Wenn man die übrigen Vorteile (Herz-Kreislauftraining, Koordination usw.) des moderaten Trainings (Golf) mit einbezieht muss man unser Immunsystem etwas schützen. Wie auch immer, wird regelmäßig Golf gespielt und Bewegung gemacht, kommt es zu einer Art Trainingseffekt (Anpassung) des Immunsystems. Sport dient also der Verbesserung der Immunantwort und unser Körper wird trainiert, besser mit viralen Infekten und Tumorzellen umgehen.

Nach dem Training (Golf) fällt die Zahl der Abwehrzellen wieder. Dieser Abfall ist etwa zwei Stunden nach der Belastung am deutlichsten. Hier müssen wir unser Immunsystem schützen, um nicht an leichten Infekten zu erkranken. Insgesamt wird aber das Immunsystem durch Golf aber positiv aktiviert und es kommt zu einer Erneuerung von Zellen des Immunsystems. Auch Stammzellen wandern aus und beschädigte oder nicht intakte Immunzellen gehen unter.

Von moderaten Sporteinheiten profitieren sowohl gesunde als auch chronisch kranke Menschen ungeachtet des Alters.

Bewegung/Sport als Medizin: Was ist wichtig zu beachten?

  • Dosis macht die Medizin = Trainingsintensität muss individuell angepasst sein
  • Art der Medizin = welche Bewegung, welche Sportart
  • Zeitpunkt der Einnahme der Medizin = Zeitpunkt der Durchführung, Trainingszeit
  • Dauer der Medikation = Durchführung und Trainingsdauer
  • Umgang mit Nebenwirkungen = Regeneration, Schlaf, Nahrung
  • Therapieziele = Trainingsplanung und Trainingssteuerung
  • Psyche und Emotionen = Hirnstoffwechsel
  • Zelluläre Auswirkungen: Epigenetik, Zellveränderung, Mitochondrien, Enzyme

Welche Sportarten sollten gewählt werden um das Immunsystem zu stärken?

Viele Sportarten, die eine moderate Belastung über einen längeren Zeitraum ermöglichen, eignen sich besonders gut zur Stärkung des Immunsystems. Es geht also darum, den Körper über einen längeren Zeitraum mit einer geringen Herzfrequenz zu belasten.

  • Golfen
  • Wandern, Walken, leichtes Joggen
  • E-Bike, langsames Radfahren
  • Paddeln, Surf Ski
  • Langlauf, Schneeschuh-Wandern im Winter

Übertraining des Immunsystems

Wird das Immunsystem einem zu langen und/oder zu intensiven Training ausgesetzt, kommt es zu dem sogenannten Open-Window-Phänomen: Während einer langen starken körperlichen Belastung steigt die Zahl Abwehrzellen im Blut besonders schnell. In der folgenden Phase der Regeneration nimmt die Zahl der Natürlichen Killerzellen, Monozyten, Granulozyten und Lymphozyten jedoch sehr schnell ab. Die Folge dieser Reduktion an Abwehrzellen ist eine vorübergehende Abwehrschwäche und damit eine erhöhte Anfälligkeit vor allem für virale Infekte.

Tipps und Zusammenfassung:

Das präventive Training des Immunsystems erfolgt durch moderate Belastung über einen längeren Zeitraum. Golf eignet sich besonders gut. Die positiven Effekte dieses Trainings auf das Immunsystem sind wissenschaftlich ausreichend belegt.

  • Übertraining sollte unbedingt vermieden werden
  • Nach dem Golf rasch umziehen, kalte und verschwitzte Kleider wechseln
  • Ausreichend Wasser trinken
  • Einige Nahrungsmittel eignen sich besonders gut, dass Immunsystem zu stärken (Obst, Gemüse ganz allgemein gesunde, vitalstoffreiche Ernährung)