Mi, 11. Mai 2022

Golf und Gesundheit

Golf ist ja bekanntlich sehr gut für die Gesundheit. Doch warum ist das so und wie wichtig die Bewegung zwischen Tee und Green für das gesunde Altern sein kann erklärt Dr. Robert Kocher, Verbandsarzt des ÖGV.

Annabella Hofer

In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit den Auswirkungen des Golfsport auf unsere Gesundheit.

Antworten von Robert Kocher auf die häufigsten Fragen:

Was sind die besonderen Merkmale des Golfsports, dass dieser quasi ohne Altersbeschränkung von ganz jung bis ganz alt ausgeübt werden kann?

Der Golfsport ist die klassische Spielsportart schlechthin. Viele Faktoren lassen Golf für Athleten/Innen aller Altersklassen so attraktiv werden. Golf ist, unabhängig vom Geschlecht und Alter, eine sehr gesunde Sportart. Keine Golfrunde gleicht der anderen. Jeder Schlag ist anders und erfordert Geschicklichkeit und Konzentration. Das Bewegen in einer gepflegten Natur und natürlich die vielen sozialen Kontakte machen Golf für alle Altersklassen so beliebt. Es gäbe noch viele weiter Gründe aber die alle auf zu zählen würde den Rahmen des Artikels sprengen.

 

Inwiefern hilft der Golfsport sowohl in der Prävention als auch in der Behandlung von chronischen Krankheiten und bei welchen Krankheiten sind die Erfolge am sichtbarsten?

Die großen Probleme der letzten Jahrzehnte sind Bluthochdruck, Diabetes, Gefäßerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen und bösartige Erkrankungen. Bei all diesen Erkrankungen führen moderate Ausdauersportarten, und dazu zählt regelmäßiges Golf, zu einer Verbesserung des Zellstoffwechsels und damit zu einer Verbesserung der Krankheitssymptome.

 

Wie lange Menschen leben, lässt sich nicht vorhersagen. Wie und wieso kann Golf dazu beitragen das Leben zu verlängern?

Die moderne Altersforschung beschäftigt sich viel mit dem Auslesen des genetischen Materials (Epigenetik). Die Faktoren des gesund alt werden sind sehr gut erforscht und man kann mittels Telomerenlänge (Länge der „Schutzkappen“ auf den Chromosom Enden) das biologische Alter sehr gut bestimmen. Zum gesund alt werden gehört unter anderem regelmäßigem Sport und gute soziale Kontakte. Das sind zwei wichtige Faktoren, die Golf sehr gut abdeckt.

 

Bewegung und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Kalorienzunahme und -verbrauch sind wichtig für unser Wohlbefinden. Inwiefern kann die Bewegung auf dem Golfplatz bei dem Ziel nach einem gesünderen Leben unterstützen?

Wir verbrauchen pro Stunde Golf 5 Kcal pro KG Körpergewicht und pro Stunde. Die Dauer der Belastung ergibt dann diesen hohen Kalorienverbrauch beim Golfsport. In unserer derzeitigen Gesellschaftssituation, in der wir sehr viel sitzen müssen und in einer Gesellschaft des Kalorienüberflusses, sind Sportarten wie Golf ideal, um diesen Risikofaktoren entgegenzuwirken.

 

Wie viele Schritte sollte jeder Mensch für einen ausgewogenen Bewegungshaushalt täglich machen? Hilft es vielleicht sogar, wenn man am Golfplatz ab und zu den Ball etwas länger suchen muss?

Länger suchen ist für die Golfseele nicht gut. Lieber gerade spielen und schneller gehen. Die täglich empfohlene Schrittanzahl wird bei einer Golfrunde weit überschritten.

10000 Schritte wäre ideal pro Tag.

 

Inwiefern wirkt sich der Golfsport auf die zwei wichtigen Faktoren Kraft und Gleichgewicht aus, die vor allem im Alter zu einem erfüllten und gesunden Leben beitragen?

Sowohl die Kraft als auch die koordinativen Fähigkeiten lassen im Alter auf Grund hormoneller Umstellung langsam nach. Golfer müssen sich 3-dimensional bewegen. Sie suchen in unwegsamen Gelände Bälle und brauchen viel Geschick im kurzen Spiel. Das lange Spiel erfordert Schnellkraft und Maximalkraft. Es werden also die Faktoren Kraft und Koordination im Spiel selbst trainiert.

 

Was passiert im Körper während einer Golfrunde? Worauf hat das Golfspiel Einfluss (Cholesterinspiegel, Stoffwechsel…) und wieso?

Hier spielt ein Enzym eine entscheidende Rolle. Die aktivierte Proteinkinase kurz AMPK. Dieses Enzym schützt den Körper vor Energiedefizit und ist in vielen weiteren Stoffwechselvorgängen beteiligt. Der Fettstoffwechsel wird entscheidend durch dieses Enzym gesteuert. Golf führt zu einer Belastung in diesem Enzymsystem und die Zelle reagiert mit einer Vermehrung dieses Enzyms. Das führt zu einer Verbesserung des Fettstoffwechsels.  Die AMPK hat auch Einfluss auf mTOR!  Der Golfsport macht AMPK hoch und regelt mTOR nach unten. Das ist in der Altersforschung ein wichtiger Schlüssel zum gesund alt werden.

 

Wieso fühlen sich Golfer im Schnitt gesundheitlich wohler als Nicht-Golfer?

Das ist schwer zu beantworten. Golfer Innen investieren viel Energie in ihren Sport, um sich zu verbessern. Im Golfsport trainieren viele Golfer aller Spielstärken mit ihren Pros und sie arbeiten auch mit Fitness Trainern. Diese Sportkultur sehen wir in nicht vielen anderen Sportarten. Regelmäßiges Training unter professioneller Anleitung und hebt natürlich die körperliche Qualität. Das kann ein Grund für diese beindruckende Zahl sein.

 

Neben dem sportlichen Aspekt lebt Golf auch vom sozialen Aspekt. Inwiefern kann sich die Dazugehörigkeit im Clubleben auch mental positiv auf die jeweilige Person auswirken?

Wenn man „Golf spielen darf“ ist man prinzipiell schon privilegiert. In den letzten Jahren ist uns aber auch die Wertigkeit eines guten sozialen Umfeldes wieder bewusst geworden. Die entspannte Atmosphäre eines Golfclubs trägt zu einem positiven Gefühl bei. Nach der Golfrunde, mit gleichgesinnten, begeisterten Golfern über vergebene Birdie Möglichkeiten zu diskutieren, lenkt von vielen Problemen ab und hebt die Stimmung. Gemeinsame schöne Naturerlebnisse stärken das Immunsystem und die Seele.