Atzenbrugg, Niederösterreich

Gewinnmaximierung

1,5 + 0 – 4 = 69,5

Von Fred Jendelid

Im Bussiness wie im Golf ist es essenziell wichtig, das Risiko richtig einzuschätzen und entsprechend zu handeln. Anhand der abstrakten Stroke Average Statistik und eines konkreten Beispiels möchte ich verdeutlichen, wie wichtig ein gelungenes Course Management für einen Spitzenspieler ist.

Jedes erfolgreiche Unternehmen braucht ein Budget, eine Kalkulation, ein professioneller und idealerweise jeder Golfer sollte ebenso wissen, welche Ziele ihn wohin bringen und wie er diese am besten erreicht. Die obige Formel verdeutlicht, nach welcher Strategie ein erfolgshungriger Spieler handeln sollte, will er am Ende des Jahres in den Top Ten der PGA-Geldliste landen. Die 1,5 am Anfang der Formel steht für die Bogeys pro Runde, also die Ausgaben, die es zu minimieren gilt. Dazu kommen 12 bis 13 Pars und 4 Birdies, die als Gewinn betrachtet werden können. Mit dem Ergebnis, einem Stroke-Average von 69,5, wird man statistisch gesehen ziemlich sicher einer der zehn besten Spieler am Ende der Saison sein, 2010 wäre man sogar Erster gewesen. Mit nur eineinhalb Schlägen mehr pro Runde findet man sich in einer Position zwischen 80 und 150 wieder. Diese eineinhalb Schläge Unterschied haben auch dramatische Auswirkungen auf das Einkommen, letztes Jahr als Sechster hätte man ca. 3,5 Millionen Dollars verdient, mit 71 als Durchschnitt als 153. „nur“ 450.000 Dollar.

Die Einschätzung des Risikos

Neben dieser großen Jahreskalkulation müssen die Spieler aber jede Woche für jeden Platz ein neues Wochenbudget erstellen und dabei die Charakteristika jedes Loches möglichst genau analysieren, um das Course Management zu optimieren. Eine einzige schlechte Entscheidung – wie eine ungenaue Entfernungseinschätzung und daraus resultierend eine falsche Schlägerwahl – kann ein oder zwei Schläge an einem Loch kosten.

Wie aber kalkuliert man sein Wochenbudget möglichst genau? Ein wichtiger Indikator ist ganz einfach die Länge der Löcher: Die meisten Par 3 haben einen eher hohen Stroke-Index, mit einem Par auf allen diesen Löchern ist man im Schnitt ganz gut bedient. Dasselbe gilt im Wesentlichen für die Par-4-Löcher, sehr kurze sind davon ausgenommen. Anders schaut die Rechnung bei den Par 5 aus: Hier liegt der Stroke-Index fast immer unter fünf, ein Birdie muss hier ganz klar das Ziel sein.

Zusätzlich hilft es auch, einige grundlegende Statistiken zu kennen: Leute mit einem ausgezeichneten Abschlag treffen im Schnitt zu 70 % das Fairway, ein durchschnittlicher Spieler ungefähr zu 60 %. Bei den Eisenschlägen aufs Grün ist das Verhältnis ähnlich. Natürlich muss man auch viele variable Faktoren in die Betrachtung mit einbeziehen, wie die Schwierigkeit und den Zustand des Platzes, Wind und Wetter, Tagesform oder wie weit man den Ball normalerweise schlägt.

Wahrscheinlichkeitsrechnung für die richtige Schlägerwahl am Beispiel von Loch 2 im Diamond Country Club in Atzenbrugg – aus Sicht eines durchschnittlichen Tour-Pros:

Atzenbrugg-Loch2 copyDer Pro schlägt den Ball 260 Meter weit. 6 von 10 Mal trifft er das Fairway. 2-mal geht der Ball links ins Wasser, 2-mal rechts in die Büsche, was ihm wahrscheinlich 4 Bogeys beschert (+4). Meine Vermutung ist, dass von den 6 Bällen am Fairway aus einer Entfernung von 145 m bis zum Grün 2 Birdies und 1 Bogey entstehen – das bringt am Ende eine Stroke-Index von 4,3. Mit einem 3er Eisen oder einem Rescue würde er vom Abschlag bei circa 225 Metern landen, dafür sind weder das Wasser noch die Büsche im Spiel.  Allerdings ist der Weg zur Fahne mit 175 Metern länger. Von dieser Entfernung wird man zu zwei Drittel das Grün treffen. Nimmt man an, dass von den 7 Bällen am Grün der Schnitt bei Par liegt und dass ein Durchschnitts-Pro zu 70 % erfolgreich scrambelt, d. h. ein Par rettet, ergibt sich ein Stroke-Index von 4,1 und die Entscheidung für ein Eisen 3 vom Abschlag sollte eigentlich keine Frage sein.

Das-selbe gilt auch für Hobbygolfer: Small things make a BIG difference!

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