Für Bessere Drives

Von Daoud Al-Zubeidi

Weite und genaue Drives sind der Traum vieler Golfer. Wir erklären die ausschlaggebenden Faktoren.

Die Hard Facts gleich vorab: Schwungbahn und Schlägerkopfstellung im Treffmoment (Impact) sind für die Richtung verantwortlich. Schlägerkopfgeschwindigkeit, Ballgeschwindigkeit, Energieübertragung, Abflugwinkel und Landewinkel für die Weite.

Im Gegensatz zu einem Eisenschlag sollte beim Drive der Ball in der Aufwärtsbewegung getroffen werden, um maximale Distanz zu erzielen. Dieser Aufwärtsschlag positioniert das Center of Gravity (Massezentrum) unter dem Ball und verleiht diesem den optimalen Abflugwinkel. Mit der Ballgeschwindigkeit verändert sich auch der ideale Abflugwinkel – und dieser ist höher, als man vielleicht vermuten würde. Je niedriger die Ballgeschwindigkeit, desto steiler sollte der Abflugwinkel sein – denn je länger sich der Ball in einer ansteigenden Flugbahn befindet, desto weiter wird er fliegen. Da der Widerstand von Luft deutlich geringer ist als jener von Boden und Gras, ist Carry eindeutig bedeutender als Roll. Im Endeffekt erreicht ein mit dem passenden Driver beschleunigter Ball an seiner höchsten Stelle die selbe Höhe wie beim Schlag mit dem Wedge. Der Aufwärtsschlag beim Driver reduziert übrigens den Loftwinkel am Driver und so den Backspin am Ball. Im Zweifelsfall bringt ein größeres Loft den Ball sicher in die Höhe und riskiert damit mehr Backspin – und ist damit einer niedrigen Ballflugbahn überlegen.

DriveBild links: Der Pfeil in der Mitte geht durch das Zentrum des Schlägerkopfes. Zentral getroffen, hebt der Ball dem Loftwinkel entsprechend ab. Trifft man ihn weiter oben, erhöhen sich Loft und Flugbahn. Weiter unten getroffen geschieht das Gegenteil. Die Darstellung zeigt einen 0° Angle of Attack. Wird der Ball mit einem Plus Angle of Attack getroffen, kann der Loft verringert werden und somit auch der Backspin. Der grüne Punkt stellt das Center of Gravity dar. Der Pfeil ganz unten den Angle of Attack.

 

Abflugwinkel und Backspin sollten dem Schwungtyp und der Schlägerkopfgeschwindigkeit entsprechen. Wird der Ball mit 0° Angle of Attack, wie oben illustriert, getroffen, ist der Loftwinkel für den besten Abflugwinkel aus dieser Liste zu entnehmen. Die Werte basieren auf einen 0° Angle of Attack. Je weiter rauf der Schlägerkopf geschwungen wird, desto niedriger kann man den Loft wählen:

Schwunggeschwindigkeit in Meilen Bester Loft für feuchte Fairways Bester Loft für trockene Fairways
50 21 20
60 18 17
70 16 15
80 14 13
90 12 11
100 11 10
110 9.5 8.5

 

Ein auf Radartechnik basierender Launchmonitor kann dies alles genau erfassen. Probieren Sie stattdessen den simplen Selbsttest:

  • Legen Sie den Ball auf ein Tee. Nehmen Sie ein weiteres Tee und stecken dieses rund 10cm hinter dem ersten Tee in den Boden. Drücken Sie das hintere Tee mit Ihrem Driver so tief in den Boden, dass sich die Ballmitte auf Höhe des horizontalen Zentrums des Schlägerkopfes befindet.
  • Bekleben Sie den Schlägerkopf mit einem Impakttape, um Ballabdrücke festzuhalten. Ersatzweise kann auch Babypuder verwendet werden.
  • Schlagen Sie Bälle:
  • Berühren Sie das hintere Tee nicht, der Ball fliegt aber trotzdem hoch, treffen Sie diesen zu weit oben in einem negativen Angle of Attack. Das selbe gilt, wenn das hintere und vordere Tee aus dem Boden geschlagen werden und der Ball wie eine Rakete hochsteigt. Schlagen Sie das hintere Tee aus dem Boden und treffen Sie den Ball mittig, ist dies ein positiver Angle of Attack. Treffen Sie das hintere Tee und der Ball bleibt flach, dann treffen Sie wahrscheinlich den Schlägerkopf zu weit unten.

Nun zur Ballgeschwindigkeit. Diese wird von 2 Faktoren beeinflusst: Schlägerkopfgeschwindigkeit und Energieübertragung auf den Ball. Es ist schwieriger, die Schlägerkopfgeschwindigkeit zu erhöhen als die Energieübertragung zu verbessern. Letztere erhöht sich beim Treffen im Zentrum des Schlägerkopfes, denn nur dort wird maximale Energieübertragung erreicht.

driv2Das Bild rechts zeigt, wo in etwa das Center of Gravity liegt. Am idealsten wäre es, den Ball genau dort bzw. in der oberen Hälfte des grünen Punktes zu treffen. Wird dieses Zentrum um nur 1 cm verfehlt, gehen gut 7% der Energie verloren. Hier helfen weder Schrauben noch Titan oder Sonstiges aus der Weltraumforschung. Verfehlt man das Center of Gravity, geht mehr Energie verloren, als alle Zaubermaterialien bringen.

Bei 100 Meilen Schlägerkopfgeschwindigkeit kann der Ball, perfekt getroffen, 150 Meilen schnell sein. 1 cm außerhalb des Centers bleiben oft nur 140 Meilen übrig. Diese 140 Meilen können bei guten Treffern allerdings schon mit einer Schlägerkopfgeschwindigkeit von 93 Meilen erreicht werden. Um den Schlägerkopf so oft wie möglich ins Zentrum zu treffen, müssen Schaftlänge und Gewichtsverteilung des Schlägers stimmen. Passen Schaftlänge und Loftwinkel, gehen Drives konstant gerader und durchschnittlich weiter.

Einige Tips zur Driverfindung

  1. Individuelle Fittingspezifikationen sind wichtiger als die Schlägermarke
  2. 75% aller Golfer spielen zu lange Schäfte. Standard Driver sind zwischen 45 und 46,5“ lang. So ein Ding im Center zu treffen und dann noch aufs Fairway zu bringen, ist Schwerstarbeit. Die durchschnittliche Länge von Drivern auf der US PGA Tour bei Herren lag bis 2009 bei 44,5“.
  3. Wenn Ihr Holz 3 oder 5 weiter fliegt als Ihr Driver, verwenden Sie mehr Loftwinkel und einen kürzeren Schaft.
  4. Wenn Sie Ihren Driver zu weit oberhalb und unterhalb der Schlägermitte treffen und die Drives dadurch abwechselnd hoch und flach sind, verwenden Sie einen Driverkopf mit weniger Roll am Face. Dadurch wird der Abflugwinkel konstanter.
  5. Treffen sie das Schlägerblatt des Drivers regelmäßig irgendwo, jedoch selten im Center, probieren Sie unterschiedliche Schaftlängen.
  6. 6. Wenn Sie slicegefärdet sind, probieren Sie einen kompakteren Schlägerkopf mit höherem und leicht geschlossenem Face, sowie einen kürzeren Schaft. Hookseitig gilt in Bezug auf Facestellung das Gegenteil.

Was nicht stimmt:

  1. Ein langer Schaft ergibt automatisch einen längeren Ballflug. Ist der Schaft zu lange, trifft man das Center seltener und verliert so mehr Energieübertragung, als durch den langen Schaft gewonnen werden kann.
  2. High MOI Schlägerköpfe haben einen größeren Sweetspot. Der Sweetspot bleibt immer gleich groß. Jedoch verliert man statt 7% Energieübertragung eventuell nur 5% bei Treffern abseits des Centers.
  3. Bei Drivern mit Schraubsystemen kann man den Loft, den Lie, die Flugkurve und die Faceausrichtung ändern. Ändern Sie eine Sache, so ändern sie alles andere automatisch mit. Wenn Sie den Schlägerkopf z.B. mehr schließen, wird gleichzeitig der Loft weniger und der Liewinkel flacher. So slicen Sie trotz closed Face eventuell sogar noch mehr statt weniger.
  4. Sehr große Schlägerköpfe reduzieren den Slice. Je weiter die Außenseite des Schlägerkopfes vom Schaft entfernt ist, desto träger verhält sich dieser, das Schlägerblatt bleibt länger offen.

Bleiben Sie trotz allem kritisch! Nicht jeder Golfer funktioniert identisch! So unterschiedlich wie die Menschen sind auch deren Golfschwünge. Einigen Golfern helfen Dinge, die bei anderen im Desaster enden.

Daoud Al-Zubeidi betreibt seit 1996 Golfschlägerbau & -reparatur und ist Ausbildungsbeauftragter der PGA of Austria für Clubmaking & Clubfitting. customgolf.at

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