Mi, 11. Oktober 2017

Übung macht den Meister

Kennen Sie folgende Situation? Gerade haben Sie auf der Range die Bälle noch wunderbar getroffen. Doch kaum geht es an den ersten Abschlag sieht die Welt ganz anders aus und es mag gar nichts mehr gelingen. Mit dem Score leidet leider oft auch die Freude an unserem wunderbaren Sport. Das muss und darf aber nicht so sein! Weltmeister trainieren anders als Trainingsweltmeister.

Von Shirin Hornecker

Der Höhepunkt der Golfsaison ist vorbei und in vielen Clubs wird der Turnierkalender immer dünner, bis am Ende das jährliche Martinigansl uns erwartet. Es wird kalt und dunkel draußen – kein Wunder, dass so manche Golfer die Motivation zum Üben und Spielen etwas verlassen mag.

Dies ist jedoch schade, bietet der Herbst nicht nur eine bunte und wunderschöne Golfsaison, sondern auch eine wunderbare Gelegenheit sich bereits für die kommende Saison vorzubereiten. Die Plätze sind nicht überlaufen und man kann auch am Platz so einiges ausprobieren. Nach der Saison ist vor der nächsten Saison und womöglich Ihrer nächsten Handicap Verbesserung.

Eine ideale Zeit also auch frische Ideen rund um das Üben auszuprobieren und umzusetzen!

Wettkampftypen werden nicht geboren, sie trainieren auch schon oft wesentlich anders. Viele mentale Herausforderungen am Golfplatz einiger meiner Kunden, kann ich direkt auf eine falschen Vorstellung von Training und Vorbereitung zurückführen. Wogegen, wenn ich die Tourspieler mit denen ich arbeite betrachte, diese genau wissen, wie sie sich für den Wettkampf und für das Spiel am Golfplatz vorbereiten und nicht für eine 7er Eisen Driving Range Weltmeisterschaft.

Sie kennen ja sehr gut die Situation am Golfplatz und im Turnier: Sie haben nur einmal die Möglichkeit einen Schlag auszuführen, es warten Konsequenzen (wie OB oder ein See), der Ball muss gespielt werden wie er liegt, manchmal schaut jemand zu und Sie haben auch noch darüber hinaus die Scorekarte in der Tasche wo alles dokumentiert wird.

Im Gegensatz zu so manchen Übungszenarien, die man oft beobachten kann: 50x wird das 7er Eisen wiederholt, manchmal ganze ohne Ziel oder Ausrichtung, die Pre- oder Post Shot Routine wird nie angewendet, der Ball wird immer schön aufgelegt, keine Konsequenzen warten, der nächste Ballautomat für Nachschub ist nicht weit entfernt, es wird nichts dokumentiert und die Weite und Breite der Range wird optimal ausgeschöpft.

Sie sehen schon, dass diese zwei Welten aufeinanderprallen und Folgen im Turnier wie Nervosität, Verkrampfung, Angst vor Zuschauern, Verlust des Vertrauens, bis hin zur kompletten Ideenlosigkeit wie man den nächsten Schwung ausführen soll ganz natürliche Folgen einer mangelnden Vorbereitung im Training sind.

Natürlich gibt es auch Trainingsrahmen wo es in Ordnung ist, mal hintereinander immer wieder einen Schlag zu Wiederholen, um an seiner Technik oder dem Rhythmus zu feilen. Jedoch sollte nicht jeder Trainingsrahmen sich nur rein um die Technik drehen.

Wir wissen heute aus der Forschung ohnehin, dass das Gehirn ganz und gar nicht in der Lage ist den gleichen Schwung und Schlag exakt gleich zu wiederholen. Daher müssen wir unser Gehirn auch dahingehend trainieren durch das Variieren sich immer wieder auf neue Situationen einzustellen, um somit neue Strategien zu finden die Aufgabe zu lösen. Wenn wir dies geschickt machen, ist es enorm was unser Gehirn alles leisten und umzusetzen kann. Das Golfspiel bietet uns immer wieder neue Situationen und fragt nach neuen Ideen und Lösungen, dies heißt es auch im Training zu erkennen und genau dafür vorbereitet zu sein.

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Machen Sie sich daher genau vor jeder Trainingseinheit Gedanken, was Sie trainieren möchten und in welchem Rahmen Sie sich bewegen möchten. Ich gebe meinen Schülern auch Ideen zu den Trainingsrahmen für den Wettkampf und für das Routinetraining an die Hand.

Hier ein paar Ideen wie Sie in Zukunft Ihr Wettkampftraining variieren können und so für das nächste Turnier, vielleicht noch in dieser Saison, widerstandsfähig und fit werden.

Achten Sie auf folgende Regeln:

  • Beschränken Sie das Training auf eine gewisse Anzahl von Bällen, je nachdem wie viel Zeit Ihnen zur Verfügung steht. z.B. 10 Bälle
  • Setzen Sie sich für jeden Schlag ein neues Ziel auf der Range, verwenden Sie jedesmal einen anderen Schläger und/oder ein anderes Schlagmuster (fade, draw, hoch, flach etc.) und wechseln Sie auch das Ziel.
  • Führen Sie bei jedem Schlag Ihre komplette Pre-Shot Routine durch (Inhalte u.a. Ballflug vorstellen, Fühlen im Probeschlag) und nach dem Schlag zum Abschließen eine Post-Shot Routine
  • Wiederholen Sie nie den vorherigen Schlag, auch wenn er schlecht war. Wie am Golfplatz gibt es für jeden Schlag nur eine Chance. Dies ist wichtig, damit Sie auch lernen durch die Post-Shot Routine mit Ihrer Emotion richtig umzugehen.
  • Sie können sich außerdem einen Notizzettel nehmen oder ein Büchlein hier verwenden, in dem Sie für jede solche Trainingseinheit notieren, wieviele von den 10 Bällen Sie zum Ziel geschossen haben (beurteilen Sie je nach Hcp. wie weit der Radius sein darf)
  • Sie können sich auch intensiv eine Wettkampsituation vorstellen. Diese Übung können Sie auch mit einem Trainingspartner gemeinsam durchführen und einen Spieleinsatz vorab festlegen. Je höher der Spieleinsatz, desto höher werden Sie den turnierähnlichen Druck erleben.
  • Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Was findet man noch so am Platz? Mal den Ball nicht ganz so schön „aufgeteet“ hinlegen, eventuell sogar mal in ein Divot platzieren und beobachten wie der Ball reagiert oder mit welchem Schläger man die beste Chance hat. Oder mal auf einem Bein stehen oder den Schläger umdrehen und rückwärts rausschlagen (Lage am Baum)
GOLF - BA-CA Golf Open 2007

Je mehr mögliche Golfplatz-Situationen Sie simulieren, desto besser werden Sie vorbereitet sein und jeder Herausforderung am Platz mit Freude begegnen.

Wenn ich mit meinen Kunden diese Übungen durchführe, sind Sie oft überrascht wie anstrengend und ermüdend es sein kann 10 Bälle auf der Range zu schlagen. Die Konzentration, die hier erlebt wird, ist ähnlich wie das was wir am Golfplatz erleben. Perfekt also auch hier seine Kompetenz im Bündeln der Konzentration zu üben.

Natürlich können ähnliche Übungen auch für das gesamte Kurzspiel inkl. Putten durchgeführt werden. Seien Sie kreativ und beachten Sie die Punkte wie oben erwähnt. Wenn Sie immer mal wieder diesen Trainingsrahmen einbauen, werden Sie sehen wie Sie sich im Turnier verbessern und dabei den Ballautomaten nicht unnötig füttern. Außerdem wird Ihr Training kreativer und spielerischer, genau das was wir so an Golf lieben und was uns Spaß bereitet.

Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg bei der Umsetzung und einen sonnenreichen Herbst.

Ihre Shirin

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