Mi, 8. November 2017

Halb leer oder halb voll?!

„Jeden Morgen habe ich die Wahl zu entscheiden, ob ich denke in einer guten oder gehässigen Welt zu Leben.“ Mit etwa 22 Jahren, als Mitglied in einem US College Golf Team, fiel mir ein Buch mit weisen Sprüchen von bekannten Menschen in die Hand. Dieser obige Satz von Albert Einstein war sehr prägend für mich damals. Er hat für mich die Sichtweise und meine Einstellung nicht nur am Golfplatz, sondern auch im Leben allgemein geändert. Heute gebe ich gerne dieses Grundelement des bewussten Wählens einer Sichtweise meinen Schülern im Coaching weiter.

Von Shirin Hornecker

Wann zum Beispiel

Vielleicht kennen Sie folgende oder ähnliche Situation. Man verschlägt den Ball in den Fairwaybunker, der vielleicht nicht all zu schlimm wäre, wenn der Ball nicht knapp an der Kante zum liegen gekommen wäre, das ganze unterstützt durch eine schlecht gerechte Spur des vorherigen Bunkerbesuchers. Oft folgt die natürliche „why me“-Verzweiflung und Wut. Die Sache ist nur, je mehr ich mich in diese verzweifelte Opferhaltung hineinsteigere, desto schlimmer und schwerer mache ich mir die zu lösende Aufgabe.

frustrated golf

Dies ist nur ein Beispiel von vielen Situationen am Golfplatz, wo es so entscheidend ist auf eine richtige Art und Weise zu reagieren, damit ich mir zumindest eine gute Voraussetzung für den bevorstehenden Schlag schaffe. Eine Voraussetzung wo mein Kopf und mein Körper die Möglichkeit bekommen, die schwere Aufgabe bestmöglich zu lösen. Natürlich muss ich mir nichts schön reden und alles nur positiv sehen, jedoch ist ein kühler Geist hier das A & O, um

  1. Das Gehirn und sein rationelles Denken leistungsfähig zu halten, damit ich jetzt z.B. eine richtige Strategie wähle, um mich nicht noch tiefer in den Bunker einzubohren und dann womöglich eine hohe Zahl auf der Scorekarte notieren muss.
  2. Der Körper reagiert im Stress mit einige Hormonen (u.a. Adrenalin, Noradrenalin), die u.a. auch zu Muskelspannungen und Verkrampfungen führen. Verkrampfungen sind für eine freie, saubere Bewegung ein oft gesehener Killer. Deswegen ist es hier wichtig Neutralität der Situation gegenüber zu bewahren.

Wie also kann ich lernen richtig in herausfordernden Situationen zu reagieren?

Wechseln Sie den Rahmen!

photo frame

Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass ein Bild mit einem anderen Rahmen und vielleicht anderem Passepartout ganz anders aussieht und wirkt?

Genau so funktioniert die Technik des Reframings. Es geht darum, die Situation aus einer anderen Perspektive zu beurteilen, dem ganzen einen neuen Rahmen zu geben. Wird ein Problem reframt, dann bekommt dasselbe Ereignis eine neue Bedeutung: Somit werden neue Reaktionen und neue Verhaltensweisen möglich.

Wählen Sie für sich eine Version der Lage, die Ihnen hilft, das Bestmögliche aus dieser Situation zu machen – um kompetent handlungsfähig zu sein und zu bleiben. Durch wiederholtes Erkennen und umlenken unserer Reaktionen, können wir diese Bahnen erfolgreich ändern und trainieren. Anstelle alles nur schlecht zu beurteilen, lernen wir immer natürlicher unsere Perspektiven zu erweitern und Dinge anders zu interpretieren. Üben Sie also bei jeder Gelegenheit, wenn Sie merken, dass Sie sich über etwas ärgern, frustriert oder enttäuscht sind. Haben Sie eine Auswahl an Rahmen parat bei der Hand.

So könnte das zum Beispiel dann „übersetzt“ aussehen:

– „Ja typisch, immer mein Ball der im Bunker in einer Fußspur liegen muss!“ = „Spitze, jetzt kann ich mal kreativ werden und zeigen was ich drauf habe!“

– „Nicht schon wieder ein 40 cm Putt, ich kann die nicht“ = „Uih, endlich darf ich den wieder üben, um diese Länge in den Griff zu bekommen.“

– „Mist, heute spiele ich mit Herrn Maier, der redet immer so viel.“ = „Jawohl, heute werde ich trainieren mich abzugrenzen und meine Meinung Herrn Maier gegenüber mit Respekt zu vertreten. Ich werde ihn bitten mit mir nach der Runde bei einem gemütlichen Bier über den Weltfrieden diskutieren.“

Das schöne ist, der Golfsport bietet uns so viele Gelegenheiten dies zu trainieren und die Fähigkeit alles nicht immer so fatal zu betrachten, tut uns auch generell im Leben gut, sei es im Job, in der Schule oder in einer Beziehung. Natürlich ist auch diese Technik kein Allesheiler und manche Verhaltensweisen muss man genauer beleuchten. Jedoch ist es Bestandteil einer wichtigen Grundeinstellung, die Ihnen helfen soll, sich selbst zu unterstützen, um Ihr Potential zu leben und ein glückliches Leben zu führen, nicht nur am Golfplatz.

Ihre Shirin Hornecker

Mentalcoach des Österreichischen Golfverbandes

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