Mission Impossible

Von Sylvia M. Sedlnitzky

Ein Urlaub in Bath, der prachtvollen Bäderstadt am Ufer des Avon, bedingt viel Kultur, antiken Luxus und georgianischen Glanz. Die Heimat der berühmten Autorin Jane Austen bietet mit 39 Plätzen in Reichweite auch jede Menge Golf-Highlights. Sie alle zu spielen ist jedoch ein Ding der Unmöglichkeit.

So einen Ort lieben wir: das Ambiente eines palladianischen Palastes aus 1720, der sich in einem 200 Hektar großen, gottverlassenen Park an einer der ruhigsten Ecken Südenglands versteckt, eine meilenlange Allee mit hunderten uralten Linden und Buchen, feudale Antiquitäten und Ölgemälde von Sotheby’s und nur drei Dutzend Zimmer und Suiten wie aus „Downton Abbey“. Das Lucknam Park Hotel ist wahrlich eines der besten Fünfsterne-Luxus-Landhaus-Hotels des British Empire. Und obwohl das wundervolle Haus und seine Prunkzimmer vollgestopft sind mit eleganten Möbeln, antiken Kristalllüstern und Ölgemälden aus dem 16. Jahrhundert, wirkt es weder bieder noch pompös. Im Gegenteil. Die warme, einladende Atmosphäre trägt viel dazu bei, dass wir uns sofort wie zu Hause fühlen. Nach Earl Grey Tea aus der Silberkanne, serviert im vornehmen Drawing Room, wartet ein ausgezeichnetes Freizeitangebot mit Reiten, Crocket, Kochkurs und Flutlicht-Tennis auf uns, und der nächste Golfplatz ist natürlich ebenfalls in Reichweite. Nämlich am südlichen Rand der prächtigen Hügelkette der Cotswolds.

Von Tea zu Tee

Dort liegt der 150 Hektar große Golfplatz Manor House. Wunderschön, fantastisch gepflegt und mit Gärten im italienischen Stil und Rasenflächen, die direkt bis zum Ufer des Flusses Bybrook mit seinen mittelalterlichen Brücken reichen. Das Wasser läuft uns bereits im Mund zusammen, denn dieses Anwesen ist ein wahres Paradies für Golfer, obwohl es ohne Buggy ziemlich beschwerlich zu bewältigen ist. Die Highlights des von Sir Peter Alliss designten Championship-Kurses, dessen Kommentare auf BBC-Turnierübertragungen vom Feinsten sind, sind die Par 3s und das 17. Loch. Und es gibt nichts Schöneres, als nach einer Golf-Partie im angrenzenden Bybrook Restaurant im Haupthaus exquisit zu dinieren und ein bisschen fachzusimpeln, ob man am nächsten Tag lieber nochmals dieselbe Runde spielt, den nur 15 Minuten entfernten Lansdown-Golfkurs oder einen der 37 anderen Plätze der nächsten Umgebung. Man hat die Qual der Wahl.

Englands ganzer Stolz

Doch eigentlich sind wir auch gekommen, um die UNESCO-Weltkulturerbestadt Bath – übri-gens die einzige in England – zu besichtigen. Und glauben Sie uns, diese Stadt darf man auf keinen Fall verpassen. Wer sich ihr nähert, sieht die Häuser sich langsam die Hänge hinaufziehen, während unten der Avon vorbeizieht. „Bath liegt in einem lachenden Tale …“, meinte schon Johanna Schopenhauer, die Mutter des gleichnamigen Philosophen. Und wie recht sie doch hat. Denn zusammen mit der beeindruckenden Landschaft ringsherum ist Bath einer der hübschesten Plätze, die man in England besichtigen kann. Die City beherbergt zudem einige der wichtigsten architektonischen und historischen Schätze Europas. Darunter die römischen Bäder als einzige heiße Quellen Großbritanniens, eine Abteikirche aus dem 15. Jahrhundert und der Royal Crescent. Doch dazu noch später. Bath erkundet man am besten zu Fuß, um die Schönheit der Architektur, die förmlich aus einem Guss zu sein scheint und stark von einer Epoche geprägt ist, auf sich wirken zu lassen.

Kurort der High Society

Im 18. Jahrhundert gehörte es zum guten Stil, in Bath zu kuren, und eigentlich machten die Thermalquellen die Stadt erst so richtig berühmt. Die englische High Society, Schriftsteller und Künstler wie Jane Austen oder Thomas Gainsborough trafen sich hier und entdeckten den Ort für sich, lebten hier oder versuchten, sich von echten (oder eingebildeten?) Krankheiten zu erholen. Aber sie amüsierten sich auch. Und zwar nach allen Regeln der Kunst – und der Etikette.

Diese Zeit wiederentdecken kann man sehr gut in den „Assembly Rooms“, in denen sich die -Gesellschaft allabendlich versammelte, um zu tanzen, zu flirten, zu dinieren und Karten zu spielen. Wer sich etwa an einem Samstag hinauswagt auf den „Abbey Church Yard“, dem Platz gleich neben der Abbey Church, der letzten großen gotischen Kirche, die in England gebaut wurde, wird sich hingegen einem jungen wie fröhlichen Menschenzirkus gegenübersehen. Auch auf den mit bunten Blumenampeln geschmückten Straßen rundherum lässt sich gut Zeit verbringen. Dort ist immer etwas los.

Take a Bath

Bath ist mit rund 4,8 Millionen Besuchern pro Jahr neben London „der“ Tourismusmagnet Großbritanniens. Entsprechend groß ist gerade im Sommer das Gedränge. Wer etwa das Geburtshaus von Jane Austen (Sie wissen, Stolz und Vorurteil …) oder die Kathedrale von innen besichtigen will, sollte sich auf saftige Preise und lange Schlangen gefasst machen.

Wer nach einem anstrengenden Sightseeing-Tag Entspannung braucht und nicht das Glück hat, im Lucknam Park mit seiner prachtvollen Wellness-Oase residieren zu dürfen, ist im Thermae Bath Spa ganz gut aufgehoben. Eine Gruppe aus Japan scheint das 46 Grad heiße Wasser zu genießen, wie es vor tausenden von Jahren schon die Römer und Kelten taten.

Wer sich mehr dafür interessiert, was die kurende Haute-Volée dort früher trug, dem sei auch ein Besuch im Fashion Museum mit den wundervollsten Roben einer längst vergangenen Zeit ans Herz gelegt. Dort gibt es mehr als 70.000 Einzelstücke – vom späten 16. Jahrhundert bis heute. Übrigens erholen sich heute noch Royals wie Windsor-Prinzessinnen Anne und Eugenie oder Prinzessin Claire von Belgien gerne in Bath. Und Hollywood-Größen wie Nicolas Cage und Johnny Depp besitzen angeblich sogar Häuser hier.

BritCuisine – besser als ihr Ruf

„Besuchen Sie unbedingt auch das älteste Haus von Bath“, lässt unser engagierter Guide dann nicht locker „und probieren Sie ein Sally Lunn Bun“. Nun, auch wenn das „Sally Lunn’s Refreshment House and Museum“ ein Muss für alle Besucher ist, das Haus aus 1483, in dem vor den Augen der Besucher ein weiteres Hefegebäck hergestellt wird, ist nett, die Buns dagegen vernachlässigbar. Indeed! Doch die Zeiten, da böse Zungen englisches Essen noch in den Bereich Körperverletzung verwiesen, sind in England und so auch in Bath glücklicherweise vorbei. Nicht, weil die Gesetze strenger geworden sind, sondern weil etwa Herd-Zampanos wie Jamie Oliver, Gordon Ramsay und die Küche der ehemaligen Kolonien die heimische Szene positiv beeinflusst haben.

Okay, die Restaurants können nicht mit den Top-Class-Outlets in London konkurrieren, aber – ob indische, thailändische, moderne britische oder französische Küche – für jeden ist etwas dabei. Ganz neu am Restauranthimmel ist etwa das The Porter in der George Street. Hier kocht der mehrfach ausgezeichnete Robert Clayton eine zeitgeistige saisonale Küche und sorgt seit der Eröffnung für ein volles Haus. Gut gefällt uns auch das minimalistische wie brandneue Seafood-Restaurant Blunos. Und wer unbedingt einen Michelin-Stern braucht, bucht einen Tisch mit Parkblick im Bath Priory und ordert das feine Tasting-Menü von Chef Sam Moody. Lovely!

Downtown Fairways 

Unser nächster Stop ist am Royal Crescent. Kein Wunder, dass die Stadt Weltkulturerbe und die halbmondförmige Zeile aus 30 Häusern eine der berühmtesten Straßen der Insel ist. Einige originalgetreu eingerichtete Gebäude des Royal Crescent besichtigen wir, bevor wir gleich dahinter im Royal Victoria Park auf recht unkomplizierte Weise mitten in der Stadt die Schläger schwingen, weil Golf ganz einfach zum Alltag gehört. Am oberen Ende der üppig grünen Parkanlage liegt ein kleiner, steiler, mit Bäumen gesäumter Golfplatz mit 30 Löchern in Abständen von 50 bis 150 Metern. Die Schläger bekommt man im Bath Approach Course kostenlos geliehen und die Preise für die Runde rangieren zwischen 2,90 Pfund für 12 Löcher und 10 Pfund für die ganze Familie in der Hauptspielzeit für 18 Löcher. Ein Schnäppchen!

Adel verpflichtet 

Gleich in der Nähe der Eliteuniversität, am Weg zu den -geheimnisvollen Steinkreisen von Stonehenge, liegt Sham Castle mit dem Bath Golf Course, der nicht nur einen Traumblick auf die Stadt bietet, sondern der 7.-älteste Club der Insel ist. Das Clubhaus zählt zwar nicht unbedingt zu den schönsten, dennoch verrät ein erster Blick: Hier regierte einst das alte Geld. Einer Tafel im Clubhaus ist zu entnehmen, dass sich unter -früheren Präsidenten unzählige „Sirs“, „Lords“, „Knights“ und militärische Ordensträger befanden. Und in früheren Zeiten war Jackett-Zwang im Smoking Room ebenso obligat wie ausschließlich männliche Mitglieder. Heute dürfen natürlich auch Damen spielen und Handicap-Vorgabe gibt es auch keine mehr. Der Kurs ist zum Verlieben schön: 55 Hektar aus Seen, Bunkern, ondulierten wie kleinen Greens und tausenden Bäumen, an denen unsere Bälle allzu oft abprallen und letztlich zu einem vernich-tenden Score führen. Zum Trost geht’s hurtig ins Clubhaus auf einen gepflegten Gin Tonic. Da rückt die Niederlage gleich in den Hintergrund. Cheers!

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Where to stay, play, eat & meet

STAY:

Lucknam Park Hotel Colerne, Chippenham, Wiltshire, lucknampark.co.uk

Das majestätische 5-Sterne-Countryhaus verfügt über einen luxuriösen Wellnessbereich mit Spa, Sauna, Indoor-Pool und einem brandneuen -Well-Being House mit diversen Burnout-Programmen, Michelin-Stern-
Restaurant „The Park“ und moderne Brasserie

Grays Bed & Breakfast

9 Upper Oldfield Park, Bath, graysbath.co.uk

Liegt etwas außerhalb des Zentrums, ist aber gänzlich neu renoviert und eines der hübschesten Bed & Breakfasts der Stadt.

Play:

Bath Golf Club

Bath, bathgolfclub.org.uk

Einer von Englands ältesten (1880) Golfplätzen und sicherlich der erste Platz (18 Holes/Par 71) in der Grafschaft Somerset.

Bath Approach Golf Course

Weston Road, Bath, aquaterra.org

Unkompliziert und ganz ohne Etikette kann hier die ganze Familie mitten in der Stadt üben und auf die Runde gehen

Cumberwell Park Golf Club

Bradford-on-Avon, cumberwellpark.com

Prachtvoller 36-Loch-Kurs von Adrian Stiff

Basset Down Golf Club

Swindon, bassetdowngolfcourse.com

Die beliebteste Golfanlage der gesamten Region, unkomplizierter 9-Loch-Platz für die ganze Familie

Manor House Golf Club

Chippenham, manorhousegolf.co.uk

Prunkvoll auf 150 Hektar rund um das gleichnamige Hotel ausgebreitet, ist der preisgekrönte 18-Loch-Platz in den Cotswolds ideal für einen Tagesausflug mit anschließendem Dinner im Michelin-Stern-dekorierten Hotelrestaurant Bybrook.

EAT:

The Bath Priory Restaurant

Weston Road, Bath, thebathpriory.co.uk

Ein 5-Gang-Dinner von Sam Moody ist ein Erlebnis und die Weinempfehlungen des Sommeliers sind großartig.

Marlborough Tavern 

35 Marlborough Buildings, Bath, marlborough-tavern.com

Gleich um die Ecke vom Royal Crescent kann man in heimeliger Pub-Atmosphäre gepflegte südenglische Hausmannskost genießen.

Mint Room

Lower Bristol Road, themintroom.co.uk

Ein smarter, zeitgeistiger Inder. Halten Sie sich an die Vorspeisen!

The Porter

15A George Street, theporter.co.uk

Neu und lässig, Robert Clayton kocht meist auf Haubenniveau.

The Brasserie

im Lucknam Park Hotel, Chippenham, lucknampark.co.uk

Chefkoch Hywel Jones, der schon bei Marco Pierre White werkte, erobert die Gäste mit klassischen Kreationen aus lokalen Produkten, die ihm einen Michelin-Stern einbrachten

Bybrook Restaurant

Castle Combe, Bath, manorhouse.co.uk

British Cuisine as its best: Ein Gourmettempel für die verdiente Belohnung nach dem Golfen, 1 Michelin-Stern

Pump Room

The Roman Baths, Stall Street, romanbaths.co.uk

Die „Brunnenhalle“ im Roman Bath ist ein Muss für jeden Bath-Touristen. Hier wird vor allem die Teatime zelebriert!

Jamies Italian

10 Milsom Street, jamieoliver.com/italian/bath

Nach dem Erfolg seiner Restaurants Fifteen eröffnet Jamie Oliver eine Reihe von „Nachbarschafts-Restaurants“, genannt Jamie’s Italian – das erste in Bath!

Blunos

18–19 Pulteney Road, thecountyhotelbath.co.uk

Letzter Schrei in der Bather Restaurantszene: das brandneue Seafood Restaurant im County Hotel!

Shop:

The Bertinet Bakery

The Vaults, 2 Brunel Square, bertinet.com

Baths beste Bäckerei, direkt neben dem Bahnhof

San Francisco Fudge Factory

6 Church Street, sanfranciscofudge.co.uk

Schokoladen-Fudges „to die for“!

Farmers Market

In der ehemaligen Victorian Railway Station, Samstag (9.00–13.30 Uhr), bathfarmersmarket.co.uk

Der älteste Bauernmarkt Englands

Vintage to Vogue

28 Milsom Road, vintagetovoguebath.co.uk

Ob Strandkleider aus den 1930ern oder Matrosenuniformen aus den 1960ern – in dieser Vintage-Boutique lässt es sich herrlich stöbern und es finden sich Kuriositäten zu Schnäppchenpreisen.

Square

15 Old Bond Street, squarebath.com

Von Isabel Marant bis Helmut Lang – hier werden Fashionistas fündig.

 

Sylvia M. Sedlnitzky ist Mutter eines 20-jährigen Sohnes, begeisterte Hobbyköchin und widmet sich seit mehr als 20 Jahren dem Thema Reisen & Luxushotels.

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