Skane, Schweden

Über die Brücke ins Glück

Von Volker Höferl

Skane gibt Gas! Die südschwedische Region setzt verstärkt auf Golftouristen. Bei 70 Plätzen steigen sich die gewiss nicht gegenseitig auf die Füße – und Stress kommt in der Kornkammer Schwedens auch keiner auf. Eine golferische Rundreise mit Brückenschlag.

Das schwedische Wort „Bara“ heißt in der deutschen Übersetzung „nur“. Kein prickelnder Name für eine Gemeinde, aber es ist eben so. In diesem „Nur“ kämpften in der Woche vor den Lyoness Open die besten Golf-Profis Europas um den Titel bei den „Nordea Masters“. Der Austragungsort, der PGA Natio­nal of Sweden, ist einer von 25 Kursen rund um Malmö, die innerhalb einer halben Autostunde erreichbar sind. Das hügelige – und damit für die Region eigentlich untypische – Design des „Lakes Course“ in Kombination mit der steifen Brise und nicht gerade kleinen Wasserhindernissen machte vielen Pros das Leben schwer. Fragen Sie mal Francesco Molinari, der auf der 18 gleich drei Bälle im Teich versenkte und eine 10 notieren durfte. Der PGA National ist einer der Signature-Kurse der Golfregion Skane und bietet insgesamt 36 Loch, die übrigens auch intensiv genützt werden. Während des „Nordea Masters“ war der zweite Kurs gut besucht, und so kam es teils zu merkwürdigen Begegnungen. Während die Zuschauer die Profis auf der Runde begleiteten, spielten Golfer entspannt auf dem Nachbar-Fairway des „Links Course“.

Vorbildliche Nachwuchsarbeit

Schweden ist eine golfverrückte Nation. In Sachen Nachwuchsarbeit ist das Königreich Vorbild für viele andere Länder. Und Golf ist preislich in einer anderen Liga. Das Greenfee gibt’s im Schnitt um 40 bis 50 Euro. Der Bokskogens Golfklubb (übersetzt: Buchenwald) liegt ebenfalls in Bara und ist nur fünf Drives vom PGA National entfernt. Es ist der Heimatclub von Peter ­Hanson. Seine Golfgeschichte ist eine typisch schwedische. Die Eltern lebten in der Nähe des Clubs, interessierten sich aber nicht für Golf. Der kleine Peter Hanson nützte dennoch das ­Angebot des Kindertrainings. Heute ist er der Stolz des Klubs und Förderer zugleich. ­Ryder Cup-Utensilien und sogar ein Original-Golfcar vom Ryder Cup in Celtic Manor sind zu besichtigen. In der Woche des Nordea Masters wurde die neue Driving Range eröffnet – finanziert von Hanson. „Insgesamt hat der Club bereits fünf Tour-Spieler hervorgebracht“, berichtet Clubmanager ­Thomas Ahlberg mit Stolz. „Wir haben derzeit 115 Kinder und Jugendliche im Kader. Deren Eltern bezahlen pro Jahr 200 ­Kronen, das sind 22 Euro! Die Kids bekommen um diesen Betrag Trainerstunden sowie Schläger und Bälle.“ In der Mitte von einem der beiden 18-Loch-Kurse ­wurde zusätzlich ein 6-Loch-Kinderkurs ange­legt. Der Club hat 1600 Mitglieder, was nach Aussage von Manager Ahlberg eher wenig ist. In Schweden liegt die Mitgliederzahl für einen 18-Loch-Kurs im Schnitt bei 1000. Die werden dafür nicht so stark zur Kasse gebeten wie in Österreich. Der Mitgliedsbeitrag beläuft sich auf durchschnittlich 500 Euro – im ­Bokskogens Golfklubb sind 800 Euro fällig – für zwei bestens gepflegte 18-Loch-Kurse ein Schnäppchen. Während unserer Runde wimmelte es nur so von Golfern – eine Firma der Region veranstaltete ein Business-Turnier. In Schweden ganz alltäglich. „Wir haben drei Seminarräume, die durch­gehend von Firmen gemietet sind. Bis 16 Uhr geht’s ums Business, danach um Golf.“ Und dabei steht der Genuss im Vordergrund.

Der Brückenschlag ins Golfglück

Der einfachste Weg in die Region Skane führt über Dänemark. Seit dem Jahr 2000 verbindet eine 11 Kilometer lange Brücke die dänische Hauptstadt Kopenhagen mit Malmö, der Hauptstadt Skanes. Diese weltweit längste Schrägseilbrücke für kombinierten Straßen- und Eisenbahnverkehr hat der Öresundregion erst so richtig Leben eingehaucht. Der Golfer bucht den Flug nach Kopenhagen. Von dort geht’s entweder per Zug oder Mietwagen über die Brücke nach Schweden. Die Landschaft ist geprägt von Feldern. Skane ist die Kornkammer Schwedens. Ein besonderes Juwel Südschwedens ist die Halbinsel Vellinge mit seinen beiden Städtchen Skanör und Falsterbo. Für Golfer hält sie zwei Links-Kurse der Extraklasse bereit. Der Falsterbo Golfclub zählt mit seinen über 100 Jahren zu den ältesten Anlagen Schwedens. Die Wartezeit für eine Mitgliedschaft liegt derzeit bei 15 Jahren – Gastspieler sind dennoch jederzeit willkommen! In Sichtweite liegt der Ljunghusen Club. Dreimal neun Löcher Links-Golf erwartet die Golfer. Die steife Brise am Meer ist eine besondere Herausforderung. Der Kurs ist breit, das Rough sollte man unbedingt vermeiden. Die Grüns hier direkt anzuspielen ist keine gute Idee. Lassen Sie den Ball lieber hinaufrollen. Die Grüns sind hart und schnell, aber perfekt gepflegt und fair.

Skanör und Falsterbo zählen zu den ältesten Städten Schwedens mit Erwähnungen bis zurück ins 12. Jahrhundert. Berühmt waren sie vor allem durch das gewaltige Heringaufkommen. Man brauchte nur mit der Hand ins Meer zu greifen, um sie zu fangen, berichten Einheimische über die alten Zeiten. Die Kirchen von Skanör und Falsterbo aus dem 13. und 14. Jahrhundert sind vollständig erhalten und können besichigt werden. Mitte des 18. Jahrhunderts zerstörte ein Feuer Skanör fast zur Gänze. Die Feuerwehr konnte das nicht verhindern, weil die Löschzüge – angetrieben von Pferden – so knapp um die Hausecken bogen, dass es die Pferde zwar schafften, der angehängte Löschwagen aber leider nicht und in diverse Hausecken donnerte. Im Zuge des Wiederaufbaus lernte man aus diesen Ereignissen. Die Häuser mussten weiter auseinander gebaut werden – und das Hauseck musste straßenseitig abgeschrägt werden. Noch heute werden die meisten Häuser mit diesem abgeschrägten Eck gebaut. Die durch und durch flache Halbinsel kann perfekt mit dem Fahrrad erkundet werden. Das kleine Boutique-Hotel „Gässlingen“ lädt zur Übernachtung ein. Golfer können sich dort nach der Runde auch die müden Knochen durchkneten lassen und in den Pool springen.

Auch in Lund geht’s rund

Auf der Reise durch Skane darf ein Stop in Lund nicht fehlen. Die Stadt beherbergt die älteste Universität Schwedens – ein Drittel der knapp 85.000 Einwohner sind Studenten. Beim Flanieren durch die Altstadt sind die Backstein-Fassaden der dominierende Anblick. Gegründet wurde Lund 990 nach Christus. Die Überreste einer der 27 Kirchen der damaligen Zeit können heute noch besichtigt werden – und zwar unterirdisch. Neben einem Italiener geht’s die steile Wendeltreppe bergab. Die Reste der Kirche wurden im Zuge von Bauarbeiten entdeckt und für die Nachwelt erhalten. Seit dem 10. Jahrhundert ist das Niveau der Stadt um rund 10 Meter gestiegen. Der Dom zu Lund – erbaut im Jahr 1103 – ist bis heute das Wahrzeichen der einst so mächtigen Stadt, von der aus im 12. und 13. Jahrhundert das damals noch dänische Skane regiert wurde. Erst 1658 wurde Skane schwedisch. Ein weiterer Besuchstipp: Kulturen-Museum. Hier wird die schwedische Baukultur zur Schau gestellt. 30 verschiedene Häuser unterschiedlichster Epochen gibt’s im Freilichtmuseum zu bestaunen.

Die zahlreichen Cafés und Parks in Lund sind ebenso einladend wie die Gourmet-Meile gleich neben dem Grand Hotel in der Klostergatan. Vor der „St. Jakobs Stenugnsbageri“ stehen die Einheimischen Schlange, um Brot und Gebäck zu kaufen. Gleich nebenan gibt’s eine Käserei und ein junges Unternehmen, das schwedisches Sushi kredenzt. Verhungern müssen Sie also keinesfalls. Golfer werden in Lund aber auch fündig. Beispielsweise im „Lund Akademiska Golfklubb“, nur zehn Minuten außerhalb des Stadtzentrums. Die Besonderheit des Platzes: Er liegt inmitten eines Naturschutzgebietes. Jede Anwendung chemischer Pflegemittel ist den Verantwortlichen des Clubs untersagt. „Erwartet nicht zu viel von unserem Platz. Er wird sicher nie der schönste Kurs Schwedens werden. Wir dürfen nur Grüns, Abschläge und Fairways mähen – mehr nicht“, entschuldigt sich Manager Marcus Tegstam beim Check-in schon vorab bei uns. Diese Entschuldigung ist eigentlich unnötig. Wer hier spielt, sollte genug Bälle im Gepäck haben. Das hohe Rough ist ein absoluter „Ballfresser“. Die Spielbahnen sind bewegt und abwechslungsreich. Der Wind ist hier nicht so stark wie an den Kursen am Meer, mischt sich auf den Plateaus des Platzes aber dennoch immer wieder ins Spiel ein. Ein besonderes Highlight durfte ein junges Mitglied des Clubs erleben. Für eine Proberunde vor dem „Nordea Masters“ suchte der schwedische Golf-Hero Henrik Stenson via Facebook einen Teenager-Caddie. Über 500 Bewerbungen gingen ein – die Wahl fiel auf den 13 Jahre alten Oscar Osberg aus dem „Akademiska Golfklubb“ in Lund, der damit das Highlight seines bisherigen Lebens hatte.

Fazit: Skane ist für Golfer und Nicht-Golfer einen Besuch wert! Durch die kurze Anreise (Flug Wien – Kopenhagen 1 h 20 min!) ist Südschweden auch ein attraktiver Wochenend-Trip. Die unberührte Natur, die vielen Schlösser und Herrensitze, die kulturellen Highlights und nicht zuletzt 70 Golfplätze sind schlagende Argumente. Dafür ein kräftiges Dankeschön, also „Tack“!

 

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Where to Play, Stay, Eat & meet

PLAY

Lunds Akademiska Golfklubb

18 Loch, Greenfee ~ 45 Euro, Lund. lagk.se

Bokskogens Golfklubb

2 x 18 Loch, Greenfee ~ 45 Euro, Bara. bokskogen.com

PGA Sweden National

2 x 18 Loch, Greenfee ~ 110 Euro, Bara. pgaswedennational.se

Ljunghusens Golfklubb

3 x 9 Loch, Greenfee ~ 45 bis 66 Euro, Höllviken/Skanör. ljgk.se

Falsterbo Golfklubb

18 Loch, Greenfee ~ 45 bis 93 Euro, Falsterbo. falsterbogk.se

STAY

Skanör Falsterbo Hotels Boutique-Hotels mit Charme & Stil

Hotel Gässlingen hotelgasslingen.com

Norregard norregard.com

SpelabÄCken Hotel & Café spelabacken.com

Skanörs Gästgifvaregard skanorgastis.com

Grand Hotel Lund grandilund.se

Edles Hotel im Zentrum der Stadt

Scandic Hotel St. Jörgen scandichotels.no/stjorgen

Radisson Blu Malmö radissonblu.com/hotel-malmo

PGA Lodge Of Sweden National Bara. pgaswedennational.se

EAT & MEET

Bio-Farm „Ängavallens Gard“ Vellinge. angavallen.se

Alle Produkte aus heimischer Erzeugung

Buhres Restaurant Kajplats Kivik. buhres.se

Mehrfach prämierter Fischladen mit eigener Räucherei; Bewirtung im Freien!

M.E.A.T. Lund. meatgrill.se

Modernes Steakhouse nach amerikanischem Vorbild

 

Eine vollständige Übersicht über alle Hotels, Sehenswürdigkeiten und Golfclubs in Skane gibt’s online unter guide.visitskane.com

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