Vollgas um die Welt!

Von Volker Höferl

Wenn Hamilton, Rosberg & Co rund um den Globus Gas geben, ist Christoph Ammann live mit dabei. Sobald sich der Benzingeruch verzogen hat, dreht der Steirer seine Runden auf den schönsten Golfplätzen der Welt – und wir sind jetzt im Windschatten mit dabei.

Es begann 1997, eine Woche nach dem Grand Prix auf dem Österreich-Ring: „Nach ersten Versuchen in Phoenix 1991 hat es mich einfach gejuckt, weil der Golfplatz Murtal praktisch neben meinem Haus war“, blickt Christoph Ammann zurück. Heute ist das Golfbag auch im Formel-1-Jahr sein treuer Begleiter und kommt – trotz seiner Arbeit an den Rennstrecken – regelmäßig zum Einsaz: „Nachtrennen sind sehr dankbar, da kann ich tagsüber auf die Runde gehen. So wie zum Beispiel in Abu Dhabi, wo ich gleich auf Yas Island im Hotel am Golfplatz wohne. Bei Übersee-Rennen fliege ich nicht immer nachher heim, sondern nütze die Tage bis zum nächsten Renn-Wochenende für ein paar Tage Urlaub mit Golf.“

Boxenstopp auf den schönsten Greens der Welt 

Royal Melbourne, Sentosa, Mines Resort – die feinen Golf-Adressen an den Formel-1-Strecken kennt der 51-jährige Steirer mittlerweile alle, auch wenn der Zutritt nicht immer einfach ist. „Einer meiner Golf-Freunde im Formel-1-Zirkus ist Pierluigi Ferrari. Der Cheflogistiker für die Formel 1 bei DHL ist nicht mal weitschichtig mit Enzo verwandt – Ferrari ist in der Gegend um Modena ein Name wie Huber oder Maier bei uns –, aber auf manchen Plätzen war allein der Name Ferrari ein Türöffner“, schmunzelt Ammann, der aber auch selber Networking in Sachen Golf betreibt. „Durch meinen Job bekomme ich auch oft Freikarten. In Singapur am Sentosa Golfclub habe ich mit 250 Euro Greenfee begonnen. Mittlerweile spiele ich dort gratis – und der Direktor des Golfclubs freut sich, dass er gratis zum Formel-1-Rennen gehen kann.“

Seine Flightpartner sind alte Bekannte. Mit RTL-Moderator Florian König (Hcp 9) dreht Christoph Ammann ebenso seine Runden wie mit Ex-Rennfahrer Jacques Laffite, der im französischen Dijon einen Golfplatz besitzt. Auf manchen Plätzen bleiben aber auch für Ferrari & Laffite die Tore verschlossen. „In Montreal hab ich einen kennengelernt, der Mitglied war im Royal Golfclub, daher durfte ich spielen. Als normaler Tourist darfst du dort nicht einmal einen Kaffee trinken gehen.“ Auch im Mines Resort in Malaysia ist der Zutritt für Normalsterbliche schwierig. Nur als Gast im Golfhotel darf man dort abschlagen – und vielleicht nicht einmal zu Ende spielen. „Am Platz haben der König und die Minister ihre Häuser. Die kommen per Hubschrauber, und wenn sie im Landeanflug sind, dann wird kurzerhand der halbe Platz gesperrt.“

Andere Länder, andere Sitten 

Christoph Ammann hat in seiner jahrzehntelangen „Formel 1 & Golf“-Karriere schon viel erlebt. Im Royal Melbourne Club bieten die Grüns Platz für zwei Hochhäuser und die Leute fahren mit dem Wagerl einfach drüber. Dafür brauchen Spieler eine Bestätigung des Heimatklubs, dass sie Golf spielen können. „Die haben sogar einmal den Regisseur des französischen Fernsehens weggeschickt, weil er diese Bestätigung nicht vorweisen konnte. Der Herr hat Handicap 3!“ Auch sonst haben die Australier einen eigenen Humor, erinnert sich Ammann: „In Royal Victoris wollte ich nicht allein spielen und der Club hat mich zu einer Seniorengruppe dazugetan. 5 Dollar musste ich in den Preisgeldtopf einzahlen. Die Spieler waren jenseits der 75 und haben mit dem Driver 100 Meter weit geschlagen. Den schlechtesten Score hab trotzdem ich gespielt, weil ich dauernd in die Büsche geschossen habe. Nach der Runde haben sie mir gesagt, dass ich immer wieder ein gerne gesehener Gast bin. Sie spielen jeden Dienstag – außer einer stirbt, dann sind sie am Begräbnis.“

In China bekam die Golfrunde weibliche Caddies mit auf den Weg („Die sagen auch dann ‚Good shot‘, wenn du die Kugel in den Teich pfefferst“), in Australien machten es sich Kängurus im frisch bewässerten Grünbunker gemütlich und in Malaysia haben Affen die Bälle einfach vom Fairway gestohlen. Auch Giraffen, Schlangen und Warzenschweine sind schon vor Ammanns Füßen übers Fairway gehuscht. Ein weiteres Zuckerl erlebte der Obersteirer in Japan: „Das Golfwagerl fuhr auf Schienen. Man konnte nur Gas geben und bremsen, aber nicht überholen.“ Auch sonst ist Golf in Japan kurios: Für die meisten spielt sich Golf fast ausschließlich in mehrstöckigen Abschlaghallen ab, wo sie den Ball in ein Netz schießen. „Wenn sie dann auf einen echten Platz kommen, greifen sie auch beim 110 Meter langen Par 3 zum Driver, weil sie nie gesehen haben, wie weit ihr Abschlag wirklich fliegt.“

Sein persönliches Golf-Highlight glückte Ammann aber in der Heimat. Beim Österreich-Rennen hat er am GC Murtal ein Charity-Turnier für die Stiftung des kürzlich verstorbenen Rennarztes Sid Watkins veranstaltet. „Dort habe ich mit David Coulthard im Flight gespielt. 20 Kamerateams waren am ersten Tee. Da bist du dann schon nervös und hoffst, dass du nicht mit einem Slice direkt in die Journalisten-Menge abdriftest.“

Streckenbesichtigung mit Christoph Ammann

Melbourne: Offene und alte Plätze, riesige Grüns und Bunker; seit kurzem darf man dort auch mit normalen Socken spielen; früher musste ich mir dort immer knielange Socken kaufen – und in jedem Club war wieder ein anderes Muster gefragt.

Malaysia (Mines Resort): Der schönste und gepflegteste Platz, aber dort spielen am Tag auch nur etwa 50 Leute; Schauplatz des President’s Cup 2011, Austragungsort von Turnieren der PGA und der European Tour.

Bahrain: Montgomerie-Design, ein Links-Kurs in der Wüste; sehr harter Sand mit vielen Steinen, die Fairways hängen fast alle, große Grüns; Hat durch den kompletten Neubau vor vier Jahren verloren – der alte Platz war schöner.

China: 36-Loch-Anlage; nach dem Umbau gab’s ein Einladungsturnier mit Lee Westwood und Rory McIllroy; neben dem Platz steht ein riesiges Hotel, das aber schlecht geht; Anlage liegt 40 km außerhalb des Zentrums und direkt neben der Rennstrecke.

Monaco: Platz auf 900 Metern Seehöhe; die Anfahrt führt über die Straße, auf der Grace Kelly tödlich verunglückt ist; vier Löcher spielt man bergab in Richtung Monaco, da gibt´s eine tolle Aussicht; eine Art Murhof mit viel Baumbestand und sehr hügelig.

Kanada: 36 Loch, ein offener, flacher Platz; ohne Beziehungen kommt man eigentlich nicht rein; alle fünf Jahre finden dort die Canadian Open statt.

Deutschland: 36 Loch, Nähe Hockenheim; lange Plätze, hohes Rough, tiefe Bunker, große gute Grüns; gehört der Firma SAP (wie auch der Fußballverein TSV Hoffenheim); dort waren auch schon Tiger Woods und die European Tour zu Gast; wohl die Top-Anlage in Deutschland; ***Hotel am Golfplatz; dort wohne ich und drehe gern eine Runde nach der Arbeit.

England: Gleich an der Strecke, Clubhaus ist ein Schloss; auch der Campingplatz grenzt an den Kurs; da gibt’s oft wilde Kommentare von betrunkenen Formel-1-Fans; meistens regnet es in Silverstone.

Belgien: Alter Platz im Hügelland, eher eng; alte, große Bäume.

Italien: Direkt im Park außerhalb der Parabolica-Kurve; Clubhaus ist ein altes Schloss, der Platz über 100 Jahre alt; schöner Parkland-Course.

Singapur, Sentosa: 36 Loch, Heimat der Singapore Open (seit 2005); Sentosa ist eine Insel, auf der außer dem Golfplatz noch Disneyworld und ein paar Hotels gebaut wurden; Top-10-Platz in Asien; super gepflegt, spektakulärer Ausblick auf den riesigen Containerhafen.

Singapur, Marina Bay: Neuer Platz; man sieht immer das Riesenrad, das große Hotel und die Stadtkulisse vorgelagert. Offener junger Platz; tiefe Bunker.

Japan: Mount Fuji und Rennstrecke im Hintergrund; komische Golf-Wagerln; Personal spricht kaum Englisch.

Indien: Außerhalb von Delhi; gehört den „Ecclestones von Indien“; Famile besitzt auch die Rennstrecke, ein Cricketstadion und die Universität; Weltklasse-Platz im Nicklaus-Design; schlechte Luft (Smog!)

Abu Dhabi, A.D. Golf Club: Clubhaus im Falken-Design; ältester Platz in Abu Dhabi; viele Palmen; im Golfwagerl gibt’s ein Gebläse mit kalter Luft zum Kühlen.

Abu Dhabi, Yas Island: Links-Kurs an der Rennstrecke; drei Jahre Bauzeit, weil schottische Gräser immer abgebrannt sind; abseits des Fairways hohes Rough; Blick auf Rennstrecke und Ferrari World.

USA: 4 (vor dem Umbau noch 9) Löcher sind im Indy-Oval; man kann den Ball auf die Tribüne jagen, daher sind die Löcher bei Motorsportevents gesperrt; alte Bäume; PGA Seniors Tour ist ab und zu dort zu Gast; Brickyard Hotel ist Bruchbude, aber alle wohnen dort wegen der Nähe zur Strecke.

Brasilien: Parkland-Course mitten in den Slums; Securitys am Eingang und 3 Meter hohe Mauer als Schutz; schöner Platz, nur die Gegend ist trostlos.

 


Christoph Ammann,
geboren am 7. April 1961, wohnt in Spielberg, ist verheiratet und hat eine Tochter. Dem Golfsport frönt er seit 1997, das aktuelle Handicap liegt bei 13,4. Er ist Geschäftsführer der Grand Prix Tickets GmbH, der weltweit größten Agentur für Ticketing im Motorsport, und der CAM Security GmbH, einem Sicherheitsdienstleister für Formel-1-Teams, FIA und Bernie Ecclestone.

Abu Dhabi, Ammann, Bahrain, Belgien, Boxenstopp, Brasilien, China, Deutschland, England, Formel 1, Globus, good shot, Indien, Italien, Japan, Kanada, Länder, Malaysia, Melbourne, Monaco, perfect eagle, Prüller, Shanghai, Singapur, Sitten, Übersee, Urlaub, USA, Vettel, weltweit