Lissabon, Portugal

Zwischen Stadt und Meer

Von Katrin Zita & Günter Pscheider

Die Region um Lissabon mal zwei – und zweimal anders: in Slow Motion und im Fast-Forward-Stil. Zwei Redakteure berichten von zwei unterschiedlichen Möglichkeiten, die Umgebung der Weltstadt bis hin zum Meer zu erkunden.

#1 Hektik war gestern. Heute wird relaxt!

Pousadas! Bereits die im Volksmund geläufige Übersetzung „Oasen der Ruhe“ verheißt Gutes. Die Sehnsucht, den kostbaren Urlaub adäquat zu verbringen, lässt sich in dem durchgehend historischen Ambiente der über vierzig „Pousadas de Portugal“ stillen. Sie stellen den Reichtum und die Juwelen der Geschichte des Landes dar und gelten hierzulande noch als Geheimtipp für stillvolles Übernachten zu einem äußerst günstigen Preis. Diese ehemals staatlichen, seit nunmehr zehn Jahren privatisierten Nobelquartiere sind in sorgfältig restaurierten Schlössern, Burgen und Klöstern untergebracht und über ganz Portugal verteilt, oft an landschaftlich absoluten Luxusplätzen.

Unsere Reise führt uns rund eineinhalb Stunden von Lissabon entfernt durch den Alentejo. Diese Region macht fast ein Drittel der Gesamtfläche Portugals aus und besticht durch ihre weitläufige Landschaft. Der Alentejo erstreckt sich im Norden bis zu den Ufern des Tejo, im Süden bis zu den Bergen der Algarve. Im Osten bildet Spanien, im Westen der Atlantik seine Grenzen. Größtenteils sind es nur asphaltierte ehemalige Feldwege, auf denen wir uns fortbewegen. Ein Garant dafür, dass Massentourismus in dieser Region Portugals wahrlich ein Fremdwort ist. Die herrliche Landschaft lässt sich auf diese Weise am besten genießen, ihre Stein- und Korkeichenwälder, Kornfelder, Weinberge und Olivenhaine. Hier kann man das Meer mit seinen Stränden und beeindruckenden Steilküsten oder auch weniger bekannte kulturelle Sehenswürdigkeiten entdecken. Und vor allem Kontakt zu der liebenswürdigen und gastfreundlichen Bevölkerung in den malerisch weiß gekalkten Dörfern und Städten aufnehmen.

Die Portugiesen lieben Fleisch in allen Variationen. In der traditionellen Küche wird vor allem Schweine- und Lammfleisch verwendet. Dazu gesellen sich Wildarten wie Hase, Rebhuhn oder Wildschwein und an der Küste Fisch und Meeresfrüchte. Schon schwirrt das Wort „Migas“ durch den Raum. Brot, Olivenöl und Kräuter sind die wichtigsten Zutaten dieser typischen Brotsuppen und der würzigen Eintöpfe. Aus Eiern, Kürbis, Mandeln oder Pinienkernen entstehen köstliche Süßspeisen, von denen manche ihren Ursprung in Klöstern hatten. Und genau an diesen Ursprung kehren wir zurück beziehungsweise in solch geschmackvoll restaurierte Gemäuer über Nacht ein.

Schlafen wie ein Mönch, wohnen wie ein Herzog

Im Herzen des historischen Zentrums von Évora gelegen, erwartet uns die historisch anmutende „Pousada dos Loios“ – einst ein Kloster und noch immer eines der schönsten Gebäude der Stadt, die von der UNESCO als Weltkulturerbe klassifiziert wurde. Eine architektonische Meisterleistung des Barock mit Deckenfresken, Gobelins und kunstvollen Kacheln, den Azulejos. Die Zellen der Mönche wurden mit großer Liebe zum Detail zu bestens ausgestatteten Schlafräumen umgewandelt, der Kreuzgang fungiert als Restaurant.

Die Stadt Évora ist ein Vermächtnis unterschiedlicher Kulturen aus verschiedenen Epochen. In der Stadt leben Studenten, Schüler, Theaterleute und Bildhauer, die Werke aus dem rundum gewonnenen Marmor schaffen. Cafés und kleine Tavernen säumen die Gassen und die in Bögen des Aquädukts gebauten Häuser, in denen man am frühen Abend wahrhaft köstliche Kleinigkeiten, die sogenannten „Pesticos“, zu sich nehmen kann.

In Vila Viçosa wartet ein weiteres Baujuwel, die gleichnamige Pousada, auf uns. Der Ort verzaubert als ehemaliges Zentrum höfischen Prunks und Geisteslebens. Liegt doch diese reizvolle Pousada, die mit ihren charakteristischen Zimmern Geschichten von Legenden erzählt, direkt neben dem Herzogspalast. Ein weiteres Glanzstück finden wir mit der „Rainha Santa Isabel“ in der Stadt Estremoz: Der ehemalige Königinnenpalast thront anmutig auf einem Hügel mitten über der Stadt. Feine Antiquitäten, ­opulente Arraiolos-Teppiche und portugiesische Möbel aus dem 16. und 17. Jahrhundert ergänzen liebevoll und geschmackvoll diese alte Bausubstanz. Wie anfangs versprochen: Wir verbringen jede Nacht mit Stil!

Mit diesem „Style of Life“ beschließen wir auch unsere Reise: Einge­bettet in die sattgrünen Wälder von Sintra, begeistert das Luxushotel Penha Longa Hotel Spa & Golf Resort: Das Fünf-Sterne-deluxe-Resort liegt in einem historischen Areal unweit der UNESCO-Weltkultur­erbe-Stadt Sintra und nur rund 25 Autominuten von Lissabon entfernt. Gleich zwei eigene Golfplätze und das 1.500 Quadratmeter große Six Senses Spa machen es leicht, vor der Rückreise Kraft zu tanken. Das palastartige Luxushotel fügt sich harmonisch in die üppige Vegetation mit Tälern, Seen und ­Wasserläufen ein. Schon als Sommerresidenz der portugiesi­schen ­Könige ging das Anwesen in die Annalen ein. Das „Convento dos Capuchos ­Sintra“, ursprünglich Konvent von Santa Cruz, ist ein ehemaliges Kloster der Kapuziner in Sintra. Das Hotel, das farblich das gleiche Rosé trägt, passt sich wunderbar harmonisch in dieses historische Ensemble ein.

Sintra, diese märchenhafte kleine Stadt, ist vor allem durch seine zum
Teil jahrhundertealten Paläste bekannt. Seit 1995 ist die Kulturlandschaft Sintra auch Weltkulturerbe der UNESCO. Besonders stechen dort der ­Palácio Nacional de Sintra, der märchenhafte Palácio Nacional da Pena und das Castelo dos Mouros hervor. Nah ist’s auch an die herrlichen ­Strände der Costa do Estoril mit ihren berühmten Badeorten Estoril
und Cascais, die durch ihre herausragende Bäder­architektur und ihre
sehr guten direkt am Wasser gelegenen Fischrestaurants bestechen.

Robert Trent Jones Junior ist in Penha Longa für die anspruchsvollen Plätze verantwortlich: Der 18-Loch-Course Atlantic (Portugal Open 2010) mit hügeligen Parcours ist eine sportliche Herausforderung, da leicht Wind ins Spiel kommen kann. Auch zahlreiche Hindernisse fordern den guten Spieler, wohingegen hohe Handicapper bei den vorderen Abschlägen ein faires Spiel erleben können. Herrliche Ausblicke auf das Meer und die Wälder von Sintra sowie auf historische Ausgrabungen machen den Platz optisch beeindruckend. Dafür das Abschiednehmen doppelt so schwer. Das ist der riesengroße Nachteil an diesen verdammt entspannenden (Golf-)Reisen!

#2 Lissabons Golfküste im Schnelldurchlauf

Wer nur ein verlängertes Wochenende Zeit hat und in seinem wohlverdienten Urlaub die mannigfaltigen Verlockungen einer Großstadt mit maximalem Golfgenuss in einer atemberaubenden Landschaft kombinieren will, kommt an Lissabons Golfküste nicht vorbei. Die Hafenstadt am Tejo bietet für jeden Geschmack etwas: Das Flair von engen verwinkelten Gassen und die Eleganz endloser Shoppingalleen, ein reiches kulturelles Erbe, das sich vor allem in einer noch immer sehr lebendigen Fado-Szene ausdrückt, und trendige Clubs direkt am Fluss wie das Lux, von dessen Terrasse man einen herrlichen Sonnenaufgang erleben kann. Wo sonst kann man sich an einem Ort wunderbar der Melancholie hingeben und gleichzeitig die pure Lebensfreude einer multikulturellen Stadt inhalieren, die musikalisch und atmosphärisch vom immer noch regen Zustrom aus ehemaligen Kolonien wie Brasilien oder Mozambique profitiert?

Am besten, man lässt sich einen Tag lang einfach treiben, Menschen mit einer exzellenten Kondition wandern einfach die Hügel hinauf und wieder hinunter, obwohl es durchaus auch seinen Reiz hat, mit den klapprigen Straßenbahnen die beträchtlichen Höhenunterschiede zu überwinden. Uralte Cafés laden zur Rast ein, aber auch für Gourmets wird hier einiges geboten, José Avillez (cantinhodoavillez.pt) ist so etwas wie der portugiesische Jamie Oliver und bietet in seinen Restaurants moderne Variationen der traditionell von Stockfisch und eher fettigem Fleisch dominierten einheimischen Küche. Wie Wien ­erzählt auch Lissabon anhand seiner Prachtbauten an allen Ecken und Enden von seiner glorreichen Vergangenheit als Zentrum eines Weltreiches. Dieses Saudade genannte Gefühl des Verlusts, der Sehnsucht nach etwas Unwiederbringlichem, manifestiert sich stark in der Kunst des Landes, für den golfbegeisterten Besucher gibt es allerdings nicht den ­geringsten Grund für Weltschmerz, liegen doch in der näheren Umgebung mehr als zwanzig großteils erstklassige Anlagen. Wer im Urlaub nicht selbst mit einem Leihauto die Gegend erkunden möchte, mietet sich am besten direkt in einem der Golfresorts nahe der Küste ein.

Lust auf Meer

Im Quinta da Marinha kann man in beiden Hotels zumindest von eini­gen Zimmern aus das satte Grün des bestens gepflegten Platzes genießen. Der abwechslungsreiche Kurs in einer leicht ondulierten Pinienparkland­schaft bietet für alle Spielstärken faire Herausforderungen. Auf Loch 5 muss man einen malerischen Teich und einen tiefen Bunker überwinden, gleich darauf ein Doppeldogleg mit einem Abschlag übers Wasser und zwei große Bunker direkt vor dem Grün meistern. Das 10. Loch ist jedenfalls nichts für Wasserscheue. Gleich zwei Seen, zuerst rechts, dann links vom sich windenden Fairway, lauern auf unpräzise geschlagene Bälle. Auf der 13 eröffnet sich plötzlich ein fantastischer Blick auf den Atlantik, bevor man gleich beim nächsten Abschlag eine die Bälle magisch anziehende Schlucht überspielen muss. Nach der Runde kann man sich im Wellnessbereich des Hotels entspannen, aber auch wenn man wenig Zeit hat, sollte man auf jeden Fall einen Ausflug in die benachbarten Küstenstädte einplanen.

Estoril ist bei uns hauptsächlich als ehemaliger Austragungsort des portugiesischen Formel-1-Grand-Prix bekannt, auch heute noch wird dort intensiv getestet und trainiert, das Gedröhn der Motoren kann auf dem nahe gelegenen Pestana-Beloura-Platz mitunter etwas stören. Ansonsten ist der Fehler verzeihende Kurs hervorragend für eine schnelle Runde geeignet. Viele Abschläge sind erhöht, man drischt den Ball auf breite Fairways, die sich elegant zwischen Vorstadthäuschen hindurchschlängeln. Von Estorils glorreicher Vergangenheit als mondä­ner Badeort für gekrönte Häupter aus ganz Europa zeugen vor allem eines der größten Casinos Europas und das luxuriöse Hotel Palácio. Das ehemalige Fischerdorf Cascais spricht mit seinem gegen die Brandung des Atlantiks geschützten Strand eher Familien an, während Sintra mit seinen architektonischen Meisterwerken und seinem im Sommer wohltuenden Mikroklima nicht zufällig der Lieblingskurort der portugiesischen Königsfamilie war.

Aber die Hauptattraktion bleibt die abwechslungsreiche Natur dieses Landstrichs. Es ist einfach ein ganz besonderes Erlebnis, von der Terrasse eines der zahlreichen Restaurants mit einem gekühlten Getränk in der Hand den Surfern bei ihren Kunststücken auf den meterhohen Wellen zuzuschauen und dabei noch den Kontrast zwischen den von den letzten Sonnenstrahlen gestreichelten, rotglühenden Felsen und dem hellgelben Sandstrand zu bewundern. Gleich dahinter lädt eine unter Naturschutz stehende Dünen- und Heidelandschaft zu einer ausgedehnten Wanderung ein. Nur wenige Kilometer weiter erinnert die hügelige Landschaft mit ihrem saftigen Grün, den mysteriösen Gesteinsformationen und dem intensiven Pinienduft an eine perfekte Mischung aus Côte d’ Azur und Waldviertel.

Biereis und Dessertwein

Aber nicht nur der Westen, sondern auch der Süden von Lissabon ist ein lohnendes Ziel für einen Tagesausflug mit einigen absolut bemerkenswerten Plätzen wie z. B. Quinta do Peru, wo der dortige Großgrundbesitzer eine Oase der Ruhe unweit der hektischen Betriebsamkeit der Hauptstadt geschaffen hat. Die 18 perfekt designten Löcher inmitten eines Waldgebietes bieten eine faire Chance auf einen guten Score, bei 5.645 Metern von Gelb sind doch einige kürzere Par 4 dabei, deren meist von Bunkern gut bewachte Grüns auch von weniger geübten Golfern in zwei Schlägen zu erreichen sind. Die moderaten Preise, das sehr freundliche Service im Clubhaus und nicht zuletzt das hausgemachte Biereis runden den positiven Gesamteindruck dieses Geheimtipps ab.

Wenn man schon in der Gegend ist, sollte man sich auch in die Geheimnisse des portugiesischen Weinbaus einweihen lassen. Im imposanten Weinkeller von José Maria de Fonseca werden die riesigen Fässer nicht nur mit Gregorianischen Chorälen beschallt, schließlich stand früher ein Kloster auf seinem Grund, man erfährt auch, wie es dazu kam, dass der Setúbal Moscatel mit dem Schiff einmal rund um die Welt geschickt wird, und warum die Skandinavier so gerne die in Mitteleuropa kaum bekannten portugiesischen Weine trinken. Falls man nach der Verkostung der ­exzellenten Dessertweine den steilen Aufstieg noch schafft, bietet die liebevoll restaurierte Pousada de Palmela nach einem hervorragenden Dinner mit raffiniert verfeinerten lokalen Spezialitäten einen unvergleichlichen Ausblick auf die lockenden Lichter von Lissabon. Trotz der vielfältigen Eindrücke der perfekten Kombination von Citytrip und Natur­golfurlaub in Großraum Lissabon bleibt die Sehnsucht nach einer baldigen Wiederkehr, schließlich gibt es auch im Norden eine dramatische Küstenlinie und den Spitzenplatz Praya del Rey zu entdecken, aber dieser Wunsch lässt sich zum Glück relativ leicht erfüllen und die gastfreundlichen Portugiesen freuen sich über jeden zukünftigen Stammgast.

 

Where to stay, play, eat & meet

Viele einzigartige Locations, die unter einem Dach firmieren: Nähere Informationen zu den „Pousadas de Portugal“ finden Sie unter pousadas.pt. Die Preise reichen von höchstens 265 Euro im August bis hin zu günstigen 105 Euro für das Doppelzimmer.

Estoril Palácio Golf Course: 

Dieser Platz zählt zu den ältesten und bekanntesten Golfplätzen Portugals und des Alentejo. Hier haben zahlreiche Portugal-Opens stattgefunden, und viele Champions, von Max Faulkner bis Seve Ballesteros, haben hier gespielt.

Anreise: Air Berlin fliegt z. B.ab Wien, Linz, Salzburg und Graz via Palma nach Lissabon.

Golf-Packages im Penha Longa Hotel in Sintra: Alles ist hier möglich, auch die „Unlimited“-Variante. Penha Longa wird von Profi-Golfern einstimmig als einer der besten Plätze Portugals bezeichnet. Auch der 9-Loch-Platz Monastery ist keineswegs zu unterschätzen und ein vollwertiger Golfplatz. Für beide Plätze ist ein Handicap erforderlich: Herren 28, Damen 36. Zimmerbuchungen direkt unter penhalonga.com oder ritzcarlton.com.

Sightseeing-Tipps für jeden Geschmack auf visitlisboa.com.

 

STAY

Tivoli Lisboa

Das traditionsreiche Luxushaus direkt an der Avenida da Liberdade bietet von den oberen Stockwerken einen fantastischen Blick auf den Tejo. tivolihotels.com

Quinta da Marinha

Schön angelegtes Resort mit gepflegtem Golfplatz unweit von Cascais und Sintra. quintadamarinha.com

Pousada de Palmela

Das liebevoll restaurierte ehemalige Fort ist ein perfekter Ausgangspunkt, um die Gegend rund um Setúbal zu erkunden. pousadas.pt

PLAY

Quinta Marinha

18 Loch – Top gepflegt mit altem Baumbestand und Meerblick zumindest bei einem Loch.

Pestana Beloura

18 Loch – ideal für die Runde zwischendurch. pestanagolf.com

Quinta do Peru

18 Loch – preisgünstiger Geheimtipp südlich von Lissabon. golfquintadoperu.com

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