Der Tourismusmotor

Von Alfred Ruhaltinger

Golfer sind sehr begehrte Gäste. Neben Greenfee-Einnahmen für die Clubs profitieren vor allem Hotellerie und Gastronomie von dieser Zielgruppe. Sie geben durchschnittlich wesentlich mehr aus als Badeurlauber oder Wanderer. Dies freut Österreichs, aber auch internationale Golfregionen.

Christian R. (Name der Red. bekannt) gönnt sich fast jedes Jahr einen Golfurlaub mit seinen fünf Kumpels. Meist zieht es das Sextett nach Kärnten, denn dort haben sie neben traumhaft schönen Golfclubs vor allem das Flair des Wörthersees. Schöne Hotels, ausgezeich-nete Restaurants und das Nachtleben in Velden und Pörtschach.

Urlaub bei Freunden – Golfurlaub mit Freunden 

… so könnten die Kärntner ihren bekannten Werbeslogan abwandeln. Im Süden Österreichs hat sich das Engagement in Sachen Golftourismus gelohnt: „Jährlich kommen mittlerweile 60.000 Golfer nach Kärnten, mit steigender Tendenz“ ist Markus Polessnig, Marketingleiter der „Kärnten Werbung“, mit der Entwicklung mehr als zufrieden. „Ein Golfer gibt ungefähr 115 Euro pro Urlaubstag aus, ein Radfahrer 74 Euro, ein Badeurlauber 73 Euro“, stellt Polessnig die Kaufkraft der Golfer in den Vordergrund.

In Kärnten gibt es 12 Golfanlagen. Mit der Alpe Adria Golf Card kommt man mit den Partnergolfanlagen in Slowenien und Friaul-Julisch Venezien auf insgesamt 20 Golfanlagen. Allein in Kärnten gibt es 43 Partner-Hotels, die sich von April bis Oktober auf die Zielgruppe Golfer spezialisiert haben. „Der Umsatz mit Golfern beläuft sich in Kärnten auf ungefähr 29 Millionen Euro und ich bin sicher, dass wir diese Zahlen noch weiter ausbauen können“ sieht Polessnig ein Expansionspotenzial im Golf-Tourismus.

Golf als ideale Saison-Ergänzung

Kitzbühel ist im Winter seit geraumer Zeit eine Weltmarke. Doch was tun mit den Hotels und Restaurants im Sommer? Sehr früh schon hat man in der Gamsstadt die zahlungskräftige Klientel der Golfer erkannt. Von den 400.000 Nächtigungen im Sommer fallen im Raum Kitzbühel bereits 60.000 Golf-Nächtigungen an. Interessantes, wenn auch nicht verwunderliches Detail: Die Golfer sorgen für ein Drittel des Umsatzes in dieser Zeit! Ein weiteres Indiz, wie „wertvoll“ Golfer für eine Region sind. Mit zwei 18-Loch- und zwei 9-Loch-Anlagen ist Kitzbühel gut bestückt. Den Golfplatz -Kitzbühel – Schwarzsee – Reith betreibt Kitzbühel-Tourismus in Eigen-regie. 2013 schlugen 10.767 Greenfeespieler ab – der Golfplatz verzeichnete 883.904,50 Euro brutto an Einnahmen im vergangenen Jahr, davon rund die Hälfte aus Greenfee-Einnahmen. 16 spezialisierte Golfhotels, die Golfurlaube anbieten, machen Kitzbühel zum Golf-Eldorado. Mehr als 100 Beschäftigte gibt es direkt in Zusammenhang mit Golf, in den Hotels und Restaurants kommen natürlich indirekt noch viele dazu.

Von der Tradition zur Golfregion

Auch das Salzkammergut hat das Potenzial der Golfer erkannt und setzt seit Kurzem verstärkt auf den Golf-Tourismus. Noch ist die Anzahl der Golf-Gäste überschaubar, aber man will in Zukunft mehr auf dieses Thema setzen: „Derzeit haben wir in der Region Attersee rund 2500 Golfgäste, aber wir haben ja erst begonnen, uns als interessante Golfregion zu positionieren“, ist Walter Mairinger, Obmann des GC Attersee, von den gemeinsamen Anstrengungen im Salzkammergut überzeugt.

Mit der Plattform „Golf und Seen“ (golfundseen.at), bei der sechs Golfclubs und 16 Hotels mitmachen, erwarten sich Initiatoren einen deutlichen Aufschwung. „Golf ist für uns in Zukunft eine sehr wichtige Sparte. Wir wollen diesen Bereich weiter ausbauen, da er einerseits für eine verbesserte Auslastung unserer Hotelbetriebe sorgt, andererseits der Golfer pro Tag wesentlich mehr ausgibt als die meisten anderen Gäste. Damit generieren wir für Golfclubs, Hotels und Restaurants zusätzliche Einnahmen“, konkretisiert Christian Schirlbauer, Tourismusdirektor der Ferienregion Attersee-Salzkammergut, den weiteren Weg in Sachen Golf.

Auf Kultur und Sport setzen zwei andere Traditionsclubs der Region, der GC Am Mondsee und der GC Gut Altentann. „Gerade im Sommer, wenn in Salzburg mit den Festspielen viele zahlungskräftige Besucher Urlaub machen, möchte man in dieser Region Kultur und Sport noch näher zusammenführen“, so Frank Riedel, international erfahrener Clubmanager des GC Am Mondsee. „In der Festspielzeit kann es schon passieren, dass man den einen oder anderen Schauspieler oder Opernsänger bei uns am Grün antrifft“, berichtet Altentann-Managerin Catarina Hofmann vom Naheverhältnis der Schönen Künste zu den Schönen Spielen. Am Vormittag eine Runde Golf, am Abend zum „Jedermann“ nach Salzburg, eine einzigartige Kombination.

Grenznahes Golfen mit Herz

Portrait_Hans Geist_2014

Hans Geist

Im hohen Norden, direkt an der Grenz zu Tschechien, liegt Haugschlag. Bevor hier das Golfresort Haugschlag entstanden ist, war die Region eher eine touristische Wüste. Inzwischen zählt man in der Region jährlich an die 30.000 Gäste. „Für uns ist der Golfer einer der wichtigsten Gäste, vor allem wenn man auf die Kaufkraft schaut“, so Hans Geist, Geschäftsführer des Golfresorts Haugschlag. Untermauert wird das mit einer Studie der Wirtschaftskammer, nach der der Golfgast 111 Euro gegenüber 86 Euro pro Tag ausgibt. Noch eklatanter ist der Unterschied zum deutschen Golfer: „Der ausländische Golfgast – anteilsmäßig circa 45 Prozent der Gesamtgästezahl – gibt inklusive An-/Abreise rund 250 Euro pro Tag aus. Darum bemühen wir uns sehr um den deutschen Reisegast“, begründet Geist auch das Engagement auf der ProGolf-Tour, die in Deutschland hohe Aufmerksamkeit genießt.

Mit der Kooperation „Heart of Golf“ macht sich die Region noch attraktiver: Auf 25 Golfclubs und in 18 Partnerhotels in der Region Waldviertel sowie auch in der Region Kremstal – und selbst Italien ist mit dem GC Grado vertreten – werden verschiedenste Packages geschnürt.

Gerade in einer Region, wo der Arbeitsmarkt sehr angespannt ist, sind solche Tourismus-Erfolgszahlen sehr wichtig: „Golf schafft in der Region direkt über 150 Arbeitsplätze, indirekt 300, dies ist für unsere Region ein wahrer Segen, da wir jungen Leuten hier eine Perspektive liefern können“, stellt Geist die Erfolge des Golfresorts Haugschlag und der anderen Golfclubs im Waldviertel in die Auslage.

Golfen und Wellness

Portrait_Richard Senninger

Richard Senninger

Im Südburgenland, dem Land der guten Weine und der Wellness, hat Golf bereits seit langer Zeit einen sehr hohen Stellenwert: „Insgesamt sind sowohl in Stegersbach als auch in Bad Tatzmannsdorf in den letzen Jahren im Schnitt je circa 17.500 gespielte Greenfee-Runden aus dem Hotelgeschäft hervorgegangen. Golf ist heute häufig Buchungsgrund Nummer eins. Das wissen wir aus Umfragen unserer Gäste vor einigen Jahren“, ist Richard Senninger, Geschäftsführer der  Golf- und Thermenregion Stegersbach, überzeugt von der Golf-Strategie und ergänzt: „Kulinarik, Thermenanlagen, Gesundheitsangebote oder Ähnliches sind wesentlich austauschbarer und in der Priorität der Gäste weiter hinten gereiht.“ Jährlich ergibt das circa 70.000 Nächtigungen, die in den Hotels in Bad Tatzmannsdorf und in den Hotels und Pensionen in Stegersbach über Golf generiert werden.

Auch im Südburgenland liegen die Ausgaben von Golfurlaubern deutlich über denen anderer Gäste: „Nicht nur die Greenfeeeinnahmen, sondern auch die meist bessere Hotelkategorie und auch, dass Golfer beim Essen mehr Geld ausgeben, ist für uns als Region äußerst attraktiv“, so Senninger.

Mit 54 Golflöchern in Stegersbach sowie 27 in Bad Tatzmannsdorf wird den golfenden Gästen auch einiges an Abwechslung geboten, und auch bei den Hotels ist die Auswahl allerfeinst: Mit dem Falkensteiner Balance Resort, dem Thermenhotel Larimar, dem Hotel Puchas plus, dazu viele kleine Gastgeberbetriebe in Stegersbach, sowie dem Reiters Supreme Hotel, dem Reiters Finest Family, dazu vereinzelt Hotels und kleine Gastgeberbetriebe in Bad Tatzmannsdorf, bietet die Region für jede Geldtasche das richtige Quartier. Mittlerweile hängen in der Region mehr als 150 Arbeitsplätze direkt am Golfsport. Rechnet man die Zulieferbetriebe aus dem Gewerbe und vor allem aus der Hotellerie und Gastronomie dazu, lässt sich die Zahl locker verdoppeln.

Fazit: Golf-Tourismus punktet

Golf ist nicht nur für Golfer der Himmel auf Erden. Mit ausgefeilten Tourismuskonzepten ist der Sport in Kombination mit Wellness, Kultur und anderen Bereichen ein starker Wirtschaftsmotor. Dass hier in Österreich noch einiges Potenzial auf der Straße liegt, betont unter anderen Stegersbach-Geschäftsführer Richard Senninger: „Der Golftourismus in Österreich benötigt dringend internationale Gäste. Leider ist das Bemühen der Hoteliers um internationale Gäste gleichsam ein Windmühlenlauf. Im Burgenland hat der zuständige Landestourismusverband bis heute die Chancen dieses Marktes nicht erkannt.“

Das kann man auf fast alle Bundesländer ummünzen, wo es zwar etliche regionale Bemühungen gibt, aber der Rückhalt von den höchsten Tourismus-Instanzen wie auch von der Politik fehlt. Zwar hat der Golftourismus in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung genommen und viele Kooperationen funktionieren hervorragend, doch wäre eine bessere Vernetzung zwischen Clubs, Hotels und Reiseveranstaltern wünschenswert.

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Zwei Blicke ins Ausland

Bayrisches Paradebeispiel

Ein Musterbeispiel, wie man ein Golfresort aufbaut und dann zum Erfolg führt, ist das Hartl Golfresort in Bad Griesbach. Auf fünf Meisterschaftsplätzen, zwei 9-Loch-Anlagen und zwei 6-Loch-Kurzplätzen tummeln sich jährlich über 35.000 Golfer. Volker Schwartz, CEO des Hartl Resorts, ist stolz auf das Geschaffene: „Diese hohe Qualität und Golfplatzdichte wie in Bad Griesbach, alle erreichbar innerhalb von wenigen Minuten, findet man in ganz Europa nicht noch einmal.“ Durchschnittlich bleiben die Gäste im Hartl Resort vier Nächte, was in Summe 140.000 Nächtigungen ausmacht, natürlich nicht eingerechnet sind die Begleitpersonen der Golfer. Mehr als 250 Arbeitsplätze hängen hier direkt am Golf. Das Hartl Resort deckt rund 25 % des gesamten Tourismus-Incomes der Region Bad Griesbach ab.

12 Monate Golfen auf Malle

Interessant ist auch ein Blick auf eine Ganzjahresdestination – zum Beispiel Mallorca, die mit fast 300.000 Golfern jährlich meistgebuchte Golfregion Europas. Pro Jahr kommen fast 10 Millionen Gäste auf die Ferieninsel mit 23 Golfplätzen. Direkt im Golfbereich sind in Mallorca über 1000 Menschen beschäftigt. Rechnet man all die Arbeitsplätze in den Betrieben, in denen Golfer konsumieren und schlafen, dazu, kommt man mit der doppelten Beschäftigtenzahl kaum aus.

Mehr als 90 % der Golfer reisen von Oktober bis Mai nach Mallorca. War Mallorca früher in den Wintermonaten eher ein Reisegebiet für Senioren, so haben die Aktivurlauber, wie etwa Golfer, in den letzten Jahren für Zuwächse gesorgt: „Golfspieler sind hier sehr begehrt. Sie bringen nicht nur direkte Einnahmen auf den Golfplätzen, sie sind auch wesentlich großzügiger bei Hotel- und Restaurantausgaben“, ist Tourismusdirektor Jaime Martínez hocherfreut über diese Entwicklung.

 

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