Mo, 7. Februar 2022

Olympische Spiele

Während die Olympischen Spiele derzeit wieder in aller Munde sind, blicken wir mit Sepp Straka auf Tokio 2020 zurück

Von Jakob Lamprecht

Bekanntlich reichte es für Sepp Straka bei den Olympischen Spielen in Tokio nach einem fulminanten Auftakt ins olympische Golfturnier hauchdünn nicht für eine Medaille. Mit etwas Abstand haben wir mit dem Austroamerikaner über seine Olympia-Erfahrung gesprochen.

Sepp, die meisten LeserInnen kennen die Olympischen Spiele nur aus dem Fernsehen. Du warst mittendrin statt nur dabei. Wie war es für dich Teil dieser gigantischen Sportveranstaltung zu sein?

„Es war wirklich wahnsinnig cool dabei zu sein. Man spürte wirklich den Ehrgeiz und den Willen aller Teilnehmer aus jeder Sportart in der Luft und in der Atmosphäre. Es ist ein Gefühl, das man nicht wirklich beschreiben kann.“

In vielen Sportarten bei Olympia „genügt es“ an Tag X seine beste Leistung abzurufen – das ist dir am ersten Tag gelungen. Hast du irgendwann damit gehadert, dass du nicht in einer anderen Sportart am Start bist, wo die Medaillenentscheidung an einem einzigen Tag fällt?

„Nein, nicht wirklich, da ich so an den Golfsport und den Ablauf eines Turniers über 4 Tage gewöhnt bin. Aber man muss wirklich sagen, dass dieses Turnier ein ganz eigenes Feeling hatte. Ich habe von vielen Spielern gehört, dass die Atmosphäre am Golfplatz und im Locker Room fast an ein Major erinnerte. Das ist eben ganz etwas Besonderes.“ 

Wir kennen dich als einen sehr ruhigen Spieler, den nichts so schnell aus dem Konzept bringt. Nach deinem sensationellen Eröffnungstag in Tokio waren plötzlich alle Augen auf dich gerichtet. Wie war dieses Gefühl für dich?

„Druck ist immer mit dabei, wenn man vorne mitspielt. Das gehört auch so. Aber ich habe es genossen, und habe es meiner Meinung nach auch gut kontrolliert. Ich hatte meinen Bruder als Caddie mit dabei und wir hatten einfach eine tolle Woche am und auch abseits des Platzes. Die ganze Woche war einfach lässig. Das ganze Team inklusive Matthias (Schwab) und Niki Zitny und allen anderen hat richtig gut geklickt, daher war der Druck eher eine Nebensache und wir hatten wirklich viel Spaß.“

Welche Gedanken kreisen einem durch den Kopf, wenn man sich am Abend als Führender des Olympia-Turniers ins Bett legt? Träumt man da bereits von der Medaille oder schiebt man die Situation eher zur Seite?

„Natürlich kommen da Gedanken an eine Medaille. Aber im Endeffekt habe ich einfach versucht mein bestes Golf zu spielen und meiner normalen Routine zu folgen.“

Wir wissen, dass sich im Golfsport viel im Kopf abspielt. Wie bist du mit dieser besonderen Situation (Platz 1 nach Tag 1 – bis zuletzt im Medaillenkampf) bei den Spielen umgegangen?

„Wie gesagt, das Team und die gute Team-Atmosphäre waren sehr hilfreich. Ich habe in dieser Woche sehr viel gelernt und werde diese Erfahrungen auch weitertragen.“ 

Du hast ein sehr vertrautes Verhältnis zu deinem Bruder. Welche Rolle, abseits der Rolle am Bag, hat er für dich in Tokio gespielt?

„Es war einfach ein Traum, das miteinander erleben zu können. Wir haben uns beide angesehen und einfach gelacht, als wir am ersten Tag am letzten Loch zum Grün spaziert sind. Von solchen Dingen träumt man als Kind und ich bin dankbar dafür, dass wir das Miteinander erleben durften. Das sind Erinnerungen, die man nie vergisst.“ 

Am Ende wurde es bekanntlich T10 – ein Schlag hinter einem Stechen um Bronze. Wie hast du dein Ergebnis direkt nach der Schlussrunde eingeordnet und wie siehst du es jetzt, ein paar Monate danach?

„Natürlich war ich ein bisschen enttäuscht als es zuletzt nicht für das Stechen gereicht hat. Aber recht schnell wurde mir klar, dass die Erfahrung etwas ist, was mir keiner nehmen kann. Ich bin stolz für mein Land spielen zu können und bin dankbar für all die Menschen, die mir das ermöglicht haben. Das sind zu viele Menschen um sie einzeln zu nennen.“ 

Wenn man deine Ergebnisse beobachtet, sieht man, dass du jederzeit reif für deinen ersten großen Sieg bist. Was fehlt bislang für den ganz großen Coup?

„Ich glaube das ist schwer mit einem Satz zu beantworten. Auf der PGA Tour spielen jede Woche die 125 oder so besten Spieler der Welt. Von denen hat jede Woche ein Spieler die beste Woche seines Lebens. Ich weiß, dass meine Wochen bald kommen. Ich fühle mich gut und werde einfach weiter an den richtigen Dingen arbeiten und geduldig bleiben.“