Mo, 20. Juli 2015 St. Andrews

The Open - Final

ÖGV

Bernd Wiesberger kann auch am Finaltag den Putter nicht aktivieren und scort zum dritten Mal die 72. Zach Johnson triumphiert im Playoff.

In einem dramatischen Birdie-Wettlauf, wie man ihn schon lange nicht mehr an einem Major-Finaltag gesehen hat, sprinten zwei Dutzend Titelkandidaten über die Ziellinie bei der 144. Open Championship.

Kein Wunder, dass dieses enge Rennen nach 72 Löchern immer noch nicht entschieden ist: der ehemalige Masters-Champion und Meisterputter Zach Johnson legt die Latte auf 15 unter Par im Clubhaus. Doch nicht der zweifache Majorsieger 2015 Jordan Spieth, auch nicht Jason Day, Sergio Garcia oder Adam Scott egalisieren die Bestmarke, sondern der Australier Marc Leishman, der gemeinsam mit Johnson die Bestmarke am Schlusstag von 66 Schlägen aufstellt.

Johnson schlägt mit 7 Birdies auf den ersten 12 Löchern einen gnadenlosen Birdietakt. Nur der australische Longhitter Marc Leishman und der Champion von 2010, Louis Oosthuizen, können diesem Tempo folgen. Oosthuizen rutscht erst mit dem Birdie am Schlussloch ins Stechen.

Jordan Spieth zeigt früh am 8. Grün mit einem Vierputt Nerven, wo er vom Kurzgemähten herunterputtet und fällt mit dem Doppelbogey scheinbar aussichtslos zurück. Bei beiden Major-Siegen heuer war der 21-jährige Texaner jedoch der beste Finisher und ähnliche Reserven mobilisiert er neuerlich mit dem Putter: am 16. Grün locht Spieth aus 20 Metern zum Birdie und ist wieder im Geschäft. Erst ein unsauberes Bogey an der 17 und der verpasste Birdieversuch am 72. Loch stellen sicher, dass auch der 21-jährige Jungstar heuer nicht den Grand Slam gewinnen wird und sich mit Platz 4 begnügen muss.

Sergio Garcia verabschiedet sich wie so oft auf der Zielgerade aus der Entscheidung, diesmal mit drei Bogeys. Adam Scott patzt im entscheidenden Moment bei einem Halbmeter-Putt. Amateur Paul Dunne agiert vom ersten Golfschlag an viel zu nervös und verliert nicht nur die Top 10 aus den Augen sondern muss auch im Kampf um die Silver Medal für den besten Amateur Jordan Niebrugge (USA) den Vortritt lassen.

Stechen über vier Löcher

Im Stechen landet Oosthuizen aus 6 Metern den ersten Birdie-Streich, Johnson folgt eiskalt aus nur wenig kürzerer Distanz. Leishman ist bereits am Grün der 1 nach Dreiputt-Bogey aus dem Titelrennen. Der Amerikaner bringt im schottischen Nieselregen seinen Putter zum Glühen und holt sich an der 2 aus 6 Metern das nächste Birdie und die Führung.

Das Road Hole bringt nicht wie erwartet die Vorentscheidung, da alle drei Kontrahenten mit Bogey vom Grün marschieren. Am Schlussloch scheitern sowohl Johnson als auch Oosthuizen an 5 Meter-Birdieputts.

Johnson, der an den ersten beiden Tagen mit Bernd Wiesberger spielte, locht im Stechen mehr Meter als der Österreicher in der gesamten Woche und puttet sich so zu seinem ersten Open-Titel.

Wiesberger früh im Ziel

Bernd Wiesberger ist um 13 Uhr bereits mit der Golfarbeit fertig, bleibt nach dritter Par-Runde der Woche in den hinteren Regionen des Leaderboards auf Platz 68 stecken. “135 Putts in vier Tagen und 86,1% Grüntreffer, mehr gibts nicht zu sagen. Sehr enttäuschend, weil mein langes Spiel gut genug war für ein Topergebnis,” fasst er zusammen.

Bernd Wiesberger kann selbst auf der Zielgerade der 144. Open Championship die Grüns am Old Course nicht entschlüsseln. Seine Finalrunde am Montag ist ein Spiegelbild der Vortage: brilliant von Tee bis Grün und ratlos beim Putten. Das einzige Final-Birdie gelingt spät an der 11, dafür schenkt ihm das Road Hole (Loch 17) zum vierten Mal das Bogey ein.

Mit 62 von 72 getroffenen Grüns ist der French Open-Champion bei den Allerbesten mit 13 Golfschlägern, nur den 14. Schläger muss er 35, 33, 32 und 35 Mal bemühen, so oft wie kein anderer Finalist von St. Andrews. “Dabei habe ich gute Putts gespielt, aber es ist in dieser Woche überhaupt nichts gefallen. Vielleicht braucht mein Putter jetzt eine Höhenkur,” setzt er jetzt auf die 1500 Meter beim European Masters in Crans-sur-Sierre.

Das Home of Golf ist leider bei der 144. Open-Championship mehr ein “Home of Putts”, womit Wiesberger bei gesamt 1 unter Par nur auf Rang 68 in die Endwertung kommt. Damit kann er sein bislang bestes Ergebnis bei Europas Major (Platz 64 in Muirfield 2013) nicht einmal toppen. Dort wo tief gescort wird, zählt Wiesberger einmal mehr nicht zu den Besten.

Da der Old Course die Sympathiebekundungen des Österreichers nicht erwidert, hilft ihm auch der Auftritt bei seiner 3. British Open in den diversen Rankings nicht weiter. Besonders bitter ist dies vor allem hinsichtlich einer US Tourkarte, womit heuer nur noch die Chance bei der Bridgestone Invitational und der PGA Championship Mitte August verbleibt um das dafür notwendige absolute Topergebnis zu stemmen.

>> Endergebnis Open Championship

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