So, 28. September 2014 Auchterarder

Europas Bravehearts

Das europäische Team war beim 40. Ryder Cup, der im schottischen Gleneagles Resort über die Bühne ging, eine Klasse für sich.

ÖGV

Mit 16,5:11,5 verteidigten die Jungs von Kapitän Paul McGinley souverän die goldene Trophäe. US-Counterpart Tom Watson schaffte es nicht, eine verschworene Truppe zu formen. Vor allem der Disput mit Phil Mickelson offenbarte tiefe Gräben im Team der Amerikaner.

Am Samstagmorgen ging es dann ähnlich weiter wie tags zuvor. In der Auftaktpartie erteilte das Vorzeigeduo Stenson/Rose den Amerikanern Bubba Watson und Matt Kuchar mit 3&2 eine Lehrstunde. Ansonsten dominierten wieder die US-Boys, allen voran das Rookie-Duo Spieth/Reed, deren Opfer dieses Mal Bjorn/Kaymer hießen, die mit 5&3 sang- und klanglos untergingen. Donaldson/Westwood hatten gegen Furyk/Mahan mit 4&3 keine Meter. Rory McIlroy und Ian Poulter holten in einer engen Partie gegen Rickie Fowler/Jimmy Walker einen wichtigen halben Punkt. Poults, der auch an Tag 2 nicht in die Gänge kommen wollte, pitchte dabei plötzlich auf Loch 15 zum Birdie ein und lochte auf der 16 ebenfalls zum Birdie. Der „Postman“ war wieder „on fire“ – zu spät jedoch für die Afternoon-Session, in der der Engländer pausieren musste. Genauso übrigens wie das US-Dreamteam Mickelson/Bradley, das sowohl im Fourball als auch im Foursome am Nachmittag nicht eingesetzt wurde. Dass es hinter den Kulissen zwischen Phil Mickelson und Kapitän Tom Watson ordentlich rumorte, war zu diesem Zeitpunkt erst im Ansatz zu spüren. Doch dazu später mehr …

USA gehen ein

Der klassische Vierer am Samstag brachte dann die Vorentscheidung zugunsten der Europäer. Wie schon am Tag zuvor endete die Session mit 3,5:0,5. Ein Desaster für das US-Team, bei dem nur die Rookies Spieth/Reed, die dieses Mal auch am Nachmittag randurften, einen halben Punkt gegen Rose/Kaymer holten. Donaldson/Westwood (2&1 gegen Kuchar/Johnson), García/ McIlroy (3&2 gegen Furyk/Mahan) und auch das Sensationsduo Dubuisson/McDowell (5&4 gegen die mittlerweile überspielten Fowler/Walker) spülten drei volle Punkte auf das Konto von Europa-Captain Paul McGinley. Die Ausgangsposition vor den finalen 12 Singlematches war damit 10:6, übrigens dasselbe Resultat, das die Amerikaner vor zwei Jahren in Medinah noch verspielt hatten.

GMAC & Rors gehen voran

Paul McGinley war also gewarnt, und so schickte er seine heißesten Rennpferde zuerst. Graeme McDowell machte den Anfang gegen US-Rookie Jordan Spieth und lag schnell mal 3-down. Auch Henrik Stenson gegen Patrick Reed und Justin Rose gegen Hunter Mahan gerieten früh ins Hintertreffen. Gut, dass man die Nummer eins der Weltrangliste im Talon hatte. Rory McIlroy startete mit Birdie- Eagle-Birdie gegen seinen US-Kontrahenten Rickie Fowler, der gegen den Nordiren chancenlos war. „Rors“ sorgte für den ersten Punkt der Europäer und gab den Jungs in Blau eine gewisse Sicherheit. Als McDowell seine Partie gegen Spieth drehte und auch Rose noch einen halben Punkt gegen Mahan entführte, war eigentlich klar, dass den Europäern nicht mehr viel passieren konnte. Zwar verschob Stenson seinen Putt zum Teilen auf der 18 gegen Emotionsbündel Patrick Reed, der mit seiner Leistung einer der wenigen Lichtblicke aufseiten der Amerikaner war. Phil Mickelson schlug den schottischen Lokalmatador Stephen Gallacher mit 3&1. Deutschlands Martin Kaymer ließ Masters-Champion Bubba Watson allerdings nicht den Hauch einer Chance und besiegelte das Schicksal des Amerikaners mit einem spektakulären Chip-in. Es war jedoch Jamie Donaldson vorbehalten, den entscheidenden Punkt zu holen. Der walisische Rookie krönte seine famose Ryder-Cup-Leistung mit einem grandiosen 4&3-Erfolg gegen „Dancing Queen“ Keegan Bradley. Die restlichen Partien waren nur noch Makulatur. Sergio García gewann gegen Jim Furyk 1auf. Ian Poulter teilte mit Webb Simpson. Lee Westwood zog in einer hochklassigen Partie gegen Jimmy Walker den Kürzeren, und in der letzten Partie teilten Victor Dubuisson und Zach Johnson brüderlich einen Punkt. Am Ende stand ein souveräner 16,5:11,5 Erfolg für Europa zu Buche.

Dicke Luft bei Phil & Tom

Danach gab es kein Halten mehr, und wieder einmal jubelten die Europäer, zum achten Mal in den letzten 10 Wettbewerben. Die Amerikaner trotteten hingegen ratlos von dannen, und in der Abschlusspressekonferenz taten sich dann tiefe Gräben zwischen Teamleader Phil Mickelson und Kapitän Tom Watson auf. Auf die Frage, was 2008 (letzter Sieg der Amerikaner, Anm.) in Valhalla gut funktioniert habe und seitdem nicht mehr, gab Phil Mickelson seine Einschätzung zum Besten, die einer brutalen Abrechnung mit der diesjährigen Führung gleichkam. „Unter Paul Azinger hatten wir ein Pod-System, wo die Spieler in den Entscheidungsprozess integriert waren und Verantwortung übernahmen. Und Zinger hatte einen großartigen Game-Plan, den er von Anfang an durchzog. Ich weiß nicht, warum wir uns seitdem wieder davon entfernt haben, vielleicht sollten wir dieses System wieder aufleben lassen.“

Der 65-jährige Tom Watson, am selben Tisch sitzend, entgegnete dem nur knapp: „Man gewinnt den Ryder Cup nicht mit einem Pod-System – man braucht alle 12 Spieler dazu. Phil hat seine Meinung – ich habe eine andere Philosophie.“

Watson, der es wie die meisten seiner Vorgänger wieder nicht schaffte, einen Teamspirit bei den Amerikanern zu entfachen, sah sich jedoch nicht nur von Mickelson, sondern der gesamten US-Presse mit harscher Kritik konfrontiert. „Wir haben unser Bestes gegeben. Das war gegen diese toll aufspielenden Europäer einfach nicht genug.“

Und Paul McGinley? Der feierte mit seinem gesamten Team, als ob es kein Morgen gäbe. „Ich weiß, wie schwierig es ist, im Ryder Cup zu spielen. Ich weiß, wie aufgeregt und nervös man ist. Aber wir lieben diese Herausforderung, und wir haben sie mit einem Lächeln auf unserem Gesicht bewältigt, und ich denke, wir haben dem ganzen Kontinent eine Freude bereitet.“

Gleneagles, Golf Week, Ryder Cup