Mi, 10. Februar 2016

Leonie Bettel in den USA

Nicola Rottensteiner

College Golf – ein Trend der seit vielen Jahren die besten europäischen Spielerinnen nach Amerika zieht. ÖGV Kaderspielerin Leonie Bettel berichtet über ihre bisherigen Erfahrungen in den USA.

Leonie „Leo“ Bettel, eine der erfolgreichsten österreichischen Nachwuchsspielerinnen, studiert seit August 2015 an der North Carolina State University in Amerika. Die 18-jährige hat sich trotz ihres voll bepackten Tagesablauf Zeit für uns genommen, um über ihr „neues“ Leben in den Staaten zu berichten.

Hast du dich gut eingelebt in deinem neuen Zuhause und ist dir die Umstellung dabei schwer gefallen?

Ich kann definitiv sagen, dass ich mich eingelebt hab. Am Anfang war es noch schwierig für mich zu sagen, dass ich „nach Hause“, also in mein Apartment hier zurückgehe. Mittlerweile sage ich schon wenn ich in Wien bin, dass ich „nach Hause“ fliege. Die Umstellung war nicht so schlimm, weil Amerika ja doch nicht wirklich das andere Ende der Welt ist. Ich kann die Sprache sprechen, ich war zuvor auch schon einmal in Amerika, ich lebe in einer Zeit von Smartphones, Skype und Facetime, wodurch man ja dann doch nicht komplett abgeschnitten ist. Und das schöne an North Carolina ist, dass es doch irgendwie wie in Österreich aussieht. Wir haben sehr viele Wälder um den Campus und das Klima ist auch sehr ähnlich, dennoch etwas wärmer als zu Hause.

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 Wie schaut ein klassischer Tag am College aus?

Es gibt bei mir im Grunde drei verschiedene Tagesabläufe, den mit Workouts in der Früh, den „regulären“ Unitag und Wochenenden.

Wir haben auf der Uni drei Mal die Woche gemeinsam Workouts. Montag, Mittwoch, Freitag um 6:15 in der Früh. Für mich geht es dann nach den Workouts meistens gleich weiter zum Unterricht. An solchen Tagen hab ich dann meistens einen Unterrichtsblock von 8:30 Uhr bis ca 14:00 Uhr, wobei ich meistens Pausen dazwischen habe in denen ich entweder was für die Uni arbeite oder noch ein wenig Ausdauertraining mache. Am Nachmittag haben wir zwischen zwei und drei Stunden Pflichttraining.

An den anderen Tagen habe ich jeden Tag in der Früh von 8:30 bis 11:30 Unterricht und dann geht es gleich auf den Golfplatz, weil wir versuchen Dienstags und Donnerstags Qualifikationsrunden für das nächste Turnier zu spielen. Ich muss nachdem ich die Runde beendet habe, dann wieder sofort zurück zum Campus, weil ich noch am Abend Unterricht hab.

Die Wochenenden gestalten sich je nachdem ob wir Qualifikation spielen oder nicht, aber meistens bucht unser Coach die Startzeiten so, dass wir auch ein wenig ausschlafen können, was recht angenehm ist.

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Wie gefällt dir das Unileben?

Das College Leben finde ich persönlich sehr angenehm. Es ist ganz anders als das Schulleben von Zuhause, wenn ich auf Golfturnieren war, wurde wenig Verständnis von Lehrern und manchmal auch von meinen Mitschülern gezeigt. Hier ist das ganz anders. Als Student Athlete kommen dir viele Lehrer entgegen und auch die anderen Studenten helfen dir. Meistens sind sie sogar sehr begeistert davon, dass man Sportler ist.

Hier hat man als Sportler ja auch teilweise „Privilegien“ die ein „normaler“ Student nicht hat, zum Beispiel, dass wir von Sonntag bis Donnerstag in einer Dining Hall das Abendessen „gratis“ bekommen, also es wird von „Donors“ für uns gezahlt. Das ist sehr angenehm, weil man dann einfach mit anderen Sportlern zusammen Abendessen kann und man eben mehr Sportler kennenlernt.

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Wie gefällt dir das Golftraining mit deinem Team?

Ich hab es sehr gerne wie unser Coach das Training gestaltet. Sie lässt uns viel „Freiraum“, damit wir selber entscheiden können, was unsere Bedürfnisse in unserem Spiel sind an denen wir arbeiten müssen. Mir gefällt auch, dass wir viele Runden spielen, da ich eine Spielerin bin, die mit mehr gespielten Runden immer besser wird und mehr in den Rhythmus hinein finden kann.

Das Team ist super. Ich habe meine Teamkolleginnen sehr gerne und wir kommen auch super miteinander klar. Auch wenn wir uns manchmal den ganzen Tag über nicht sehen treffen wir uns am Abend in der Dining Hall um gemeinsam Abend zu Essen. Ich finde es auch gut, dass wir eine sehr durchgemischt Gruppe sind was unsere Nationen betrifft. Wir haben 3 Spielerinnen aus Amerika, 1 aus Kanada, 1 aus China, 1 aus England, 1 aus Schottland und eine aus Deutschland.

Ich bin froh, dass ich Page Marsh als Coach habe. Sie ist sowohl als Golfcoach, als auch als Mensch sehr hilfsbereit und verständnisvoll. Sie hat selber Collegegolf gespielt und hat auch auf der Tour gespielt bevor sie zum Coachen begonnen hat. Unser Assistant Coach Sally Austin ist ebenfalls super. Sie arbeitet als Swingcoach in der Nähe von unserer Uni und kann uns sehr gut helfen, falls wir Probleme mit dem Schwung haben sollten.

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Wie ist es dir bis jetzt bei den Turnieren ergangen?

Soweit lief es ganz gut. Ich habe bis auf bei einem Turnier die Qualifikation jedes Mal geschafft.  Die Scores bei den Turnieren waren manchmal sehr gut und manchmal verbesserungsfähig. Bei dem abschließenden Turnier im Oktober haben wir als Team einen neuen Schulrekord aufgestellt von insgesamt neun unter Par bei vier zählenden Scores, wobei ich vier unter gespielt habe. Das war ein toller Abschluss für die Saison.

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Wann kommst du wieder nach Österreich?

Ich werde Ende Mai wieder zurück nach Wien kommen. Die Uni endet zwar schon Anfang April aber danach sind noch die Final Examinations und danach finden noch die NCAA Regionals und NCAA Championships statt, bei denen wir möglichst gut abschneiden müssen, weil es quasi die Nationalen Amerikanischen College Meisterschaften sind.

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Wirst du in Europa Turniere spielen?

Ich werde ein paar Turniere in Europa spielen, es sind nicht so viele wie es normalerweise sind, aber dadurch, dass meine Saison von Mitte Februar bis Ende Oktober geht und ich in Amerika doch viele Turniere spiele, finde ich das persönlich nicht „so schlimm“.

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