Fr, 12. Mai 2017

Matthias Schwab im Interview

„Mir ist natürlich bewusst, dass sich manche Leute einiges von mir erwarten“

ÖGV

Nummer 4 in der Amateur-Weltrangliste, lange Zeit die Nummer 1 in Europa, jetzt momentan die Nummer 2 – Matthias Schwab ist nicht umsonst eine der größten Hoffnungen im österreichischen Golfsport. Bei den Lyoness Open vom 8. bis 11. Juni im Diamond Country Club in Atzenbrugg wird er sein erstes Turnier als Profi bestreiten. Dass viele Augen auf ihn gerichtet sein werden, nimmt der Schladminger cool zur Kenntnis. Im Interview spricht er über seine Jahre in Amerika, Erwartungen und Ziele.

Du brichst nun deine Zelte in Amerika ab und kehrst zurück nach Österreich. Ist da viel Wehmut dabei?

Schwab: Da ist natürlich etwas Wehmut dabei. Ich habe hier in Nashville vier tolle Jahre erlebt, mit vielen Ups und Highlights. Die Zeit in Amerika hat mir als Golfer und meiner Persönlichkeit sehr weitergeholfen und ich würde sie um keinen Preis missen wollen. Ich habe viele neue Erfahrungen gemacht und werde Vanderbilt immer dankbar sein.

Wie lange hast du nun in Amerika studiert und gelebt?

Schwab: Ich war vier Jahre lang in Nashville an der Vanderbilt University. 2013 ging ich als 18-Jähriger nach Amerika, vier Jahre später bin ich nun wie geplant mit meinem Studium fertig geworden.

Was hast du am meisten in den USA lernen können? Wie sehr hat dich diese Zeit in den Staaten geprägt?

Schwab: Ich würde sagen, dass mir die Zeit hier geholfen hat, selbstständig zu werden und mich um mich selbst zu kümmern. Ich war ja weit weg von daheim und hatte so gut wie keine Bezugspersonen, deshalb musste ich alles selbst in die Hand nehmen. Die Zeit hier hat mich sicher geprägt. Ich habe neue Menschen kennengelernt und zahlreiche Erfahrungen gemacht, die mir sicher eine gute Perspektive zum Leben in Österreich gegeben haben.

Könntest du dir vorstellen, irgendwann wieder einmal in die Staaten zurückzukehren und dort zu leben?

Schwab: Ja, auf jeden Fall. Ich bin sehr gerne in den USA, hab mit der Sprache und der Kultur überhaupt keine Probleme mehr. Eine Rückkehr kann ich mir auf jeden Fall vorstellen.

Ist Schladming-Rohrmoos nun wieder dein Lebensmittelpunkt oder wirst du hinsichtlich Trainingsmöglichkeiten woanders wohnen?

Schwab: Vorerst wird Rohrmoos wieder meine Heimat sein. Ich werde in den kommenden Monaten viel unterwegs und wenig daheim sein, deshalb würde es zur Zeit keinen Sinn machen, irgendwo anders hinzuziehen. Ich freue mich schon auf mein altes Zuhause, auf die Berge, meine Freunde und Familie.

Du warst zwischendurch auch lange am Rücken verletzt. In Österreich hörte es sich so an, dass man sich durchaus Sorgen machen musste um deine Karriere. Wie war diese Zeit tatsächlich? Gibt es körperlich keine Probleme mehr?

Schwab: Ich war selbst auch besorgt, nicht mehr Golf spielen zu können. Es kamen viele Umstände zusammen und zeitweise wusste ich nicht mehr so recht, ob das je wieder etwas wird. Zum Glück hat sich nach der langen Zeit mit Reha und Aufbautraining alles wieder zum Besseren entwickelt und heute kann ich sagen, dass ich komplett schmerzfrei bin. Der Rücken hält gut zusammen und ich bin froh und glücklich darüber, Golf spielen zu können.

Hast du deswegen etwas in deinem Spiel bzw. Training umstellen müssen?

Schwab: Meine Rückenverletzung hat mich in vielerlei Hinsicht dazu bewegt, Dinge umzustellen. Das Training musste ich umkrempeln, mehr Rücksicht auf meinen Körper nehmen, besser hineinhören und auch auf Signale reagieren. Ich mache viel mehr Fitnesstraining als Vorbeugung und mein Golftraining ist auch darauf ausgerichtet, schmerzfrei und effizient zu arbeiten. Auch mental habe ich seit der Verletzung eine etwas andere Einstellung, ich bin dankbarer geworden.

Der österreichische Golfsport lechzt förmlich nach einem weiteren Top-Golfer neben Bernd Wiesberger. Ist dir bewusst, dass nun ganz viele Augen auf dich gerichtet sein werden und viel von dir erwartet wird? Wie gehst du damit um?

Schwab: Mir ist natürlich bewusst, dass manche Leute sich einiges erwarten. Aber das macht mir eigentlich wenig aus, ich habe meine eigenen Ziele, die ich verfolge. Bernd macht einen großartigen Job und ist sehr erfolgreich. Und ich werde versuchen, mein eigenes Ding durchzuziehen.

Wie würdest du dich selbst beschreiben? Welcher Typ Spieler bist du?

Schwab: Ich bin ein ruhiger und selbstbewusster Spieler, der strukturiert an die Sache herangeht. Ich versuche konsequent und effektiv zu arbeiten und das Beste aus mir herauszuholen. Auf dem Platz bin ich locker und spiele mit Selbstvertrauen und Spaß.

In welchem Alter hast du mit dem Golfsport begonnen?

Schwab: Ich habe mit 2 oder 3 Jahren mein erstes Plastikschlägerset bekommen und habe damit im Wohnzimmer gespielt. Mein erstes Kinderturnier bestritt ich dann im Alter von 4 Jahren in Radstadt.

War für dich immer klar, dass du Golfer wirst oder wäre auch eine andere Sportlerkarriere denkbar gewesen?

Schwab: Ich habe als Kind und Jugendlicher viele verschiedene Sportarten ausgeübt, war relativ gut im Fußball und Schifahren und hatte diese Sportarten auch immer im Auge. Irgendwann habe ich mich dann aber auf Golf fokussiert und musste leider die anderen Sportarten etwas zurücknehmen.

Was fasziniert dich am Golf am meisten?

Schwab: Dass man nie perfekt ist und sich immer verbessern kann. Man muss sich an so viele Umstände anpassen und ständig mental voll da sein, um gut zu performen. Golf ist eine mentale und körperliche Challenge und verlangt einem alles ab. Dazu kommt, dass man den Platz immer in einem anderen Zustand findet, er spielt sich nie gleich. Auch darauf muss man sich einstellen und Lösungen finden.

Auf das Golfspiel bezogen: Wo siehst du deine Stärken? Wo siehst du deine Schwächen?

Schwab: Mein Golfspiel würde ich als solide einstufen: gutes langes Spiel mit konstanten Schlägen, die meistens gerade gehen. Mein kurzes Spiel hat sich im letzten Jahr verbessert, aber ich denke, dass ich in dem Bereich noch viel Potential habe. Generell denke ich, dass ich mein Spiel in allen Bereichen – langes und kurzes Spiel – verbessern kann und werde.

Wie sieht dein „Fahrplan“ für die nächsten Monate aus? Auf welcher Tour wird man dich nun hauptsächlich sehen?

Schwab: Ich bin im Sommer auf Einladungen zu Turnieren auf der European Tour und Challenge Tour angewiesen, mit dem Ziel, am Ende des Jahres Status zu haben. Zur Zeit ist es noch schwierig zu sagen, auf welcher Tour ich spielen werde, wahrscheinlich wird es ein 50:50-Mix aus beiden werden. Aber das wird sich dann erst kurzfristig ergeben, einen persönlichen Turnierplan gibt es noch keinen fixen.

An die Lyoness Open und den Platz in Atzenbrugg hast du gute Erinnerungen (3 von 4 Cuts geschafft, einmal Rang 14). Ist das ein Platz, der dir liegt und deinem Spiel entgegenkommt?

Schwab: Ja, offensichtlich liegt mir der Platz, ich fühle mich wohl dort, kenne ihn gut und hab auch schon ein paar Mal ganz okay gespielt. Mir taugt das Layout, der Platz ist immer in einem guten Zustand und auch das Umfeld ist super.

Was ist deine persönliche Erwartung für die Lyoness Open? Ab welchem Zeitpunkt sprichst du von einem „zufriedenstellenden“ Turnier?

Schwab: Ich gehe mit wenig Erwartungen in das Turnier. Es wird mein erstes Profiturnier sein und ich werde versuchen, alles zu genießen und mich an die neue Situation so gut es geht zu gewöhnen. Ich werde mein Bestes geben und um jeden Schlag kämpfen und am Ende wird man sehen was rausschaut.

Auf deiner Homepage steht, dass Coldplay eine deiner Lieblingsbands ist. Am 11. Juni ist bekanntlich das große Open Air in Wien, genau am Finaltag der Lyoness Open …

Schwab: Ich habe mitbekommen, dass das Coldplay-Konzert am 11. Juni ist, aber ich werde es nicht dorthin schaffen. Ich nehme mir für diesen Tag etwas anderes vor! 😉

 

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