Di, 3. Juli 2018

Markus Brier's Debüt auf der Senior Tour - Interview

„Jetzt bin ich der Jüngste - vielleicht ist das ja ein Vorteil ;)!“

Von Sissi Vogler

Nach 5 Jahren Profi-Pause kehrt Markus Brier in den Golfzirkus zurück. Am Donnerstag wird er 50 – er lässt keinen Tag verstreichen, ehe er bereits am Freitag mit der Swiss Senior Open im Golf Club Bad Ragaz sein Debüt auf der Senior Tour gibt. Wie er sich fühlt und was er sich erhofft erfahren Sie in unserem Interview!

Vorab wollen wir nochmals auf Brier’s beachtliche Karriere ein Auge werfen

Eine unglaubliche Karriere liegt bereits hinter Markus Brier. In 13 aufeinander folgenden Jahren auf der European Tour erreichte er zwei Tour-Siege und ein mehr als beachtliches Karriere-Preisgeld von über 4 Millionen Euro.

2006 schrieb er als erster österreichischer European Tour Champion rot-weiß-rote Golfgeschichte mit seinem großen Heimsieg in Fontana. Ein Jahr darauf bewies er seine Klasse mit einem weiteren Toursieg in China. Brier, der nach einer erfolgreichen Amateur-Karriere 1995 ins Profilager wechselte, schaffte im Jahr 2000 den Sprung auf die European Tour. Bei über 350 Starts erreichte er mehr als 20 Top-Ten Ergebnisse. Nach sieben Major-Teilnahmen blieb Rang 12 bei den Open Championship 2007 in Carnoustie sein bestes Major-Ergebnis.

Und deshalb freuen wir uns sehr, dass einer der besten österreichischen Golfer nun, im Juli 2018, wieder auf die Fairways zurückkehrt und den Sprung in seine zweite Karriere wagt!

Startschuss zur Senior-Profi-Karriere – Markus Brier im Interview

Pünktlich zu deinem 50. Geburtstag gibst du am Freitag dein Debüt auf der Staysure Senior Tour – wie fühlst du dich?

Ich fühle mich sehr gut, ich habe mich gut vorbereiten können, alles läuft, ich habe einige Vorbereitungsturniere gespielt z.B. die Gösser Open und die Austrian Open, die eigtl. allesamt passabel waren. Ich bin dennoch gespannt, wie es mir gehen wird, denn das richtige Turnierspielen ist natürlich noch einmal etwas anderes, diese Art von Anspannung kann man nur schwer bis garnicht „trainieren“.
Jedenfalls freue ich mich jetzt schon sehr auf die kommenden Turniere und das mir altbekannte Tourleben!

2013 hattest du dich aus dem Golfzirkus zurückgezogen – was hast du dazwischen gemacht?

Das erste halbe Jahr habe ich Golf Golf sein lassen und war viel zu Hause, danach war ich hauptsächlich beim Österr. Golfverband als Coach tätig. Weiterhin hatte ich meine Treffen mit Sponsoren, Firmentage etc. Ich gab auch Golf-Mental-Seminare zusammen mit Kristin Walzer. Außerdem hatte ich endlich einmal wieder Zeit einfach nur „so“ Golf zu spielen, was wirklich Spaß gemacht hat!

War für dich immer klar, dass du eines Tages wieder zum Turniergolf zurückkehren würdest?

Immer war das eigentlich nicht klar. Als ich 2013 aufhörte, wollte ich vor allem erst einmal Abstand vom Golf. Zwei Jahre mussten vergehen, bis ich mit dem Gedanken zu spielen begann, die Senior Tour anzupeilen. Wenig später fiel auch schon die Entscheidung, einerseits weil mir die Pause gut getan hatte und ich wieder so richtig Spaß am Golf hatte und andererseits, weil auch keine Qualifikation notwendig war.

Und wenn ich eines wirklich über Golf gelernt habe dann, dass man nur gut Golf spielen kann, wenn man es gern macht!

Was motiviert dich wieder auf die Tour zu gehen?

In erster Linie freue mich wieder auf den Turnierwettkampf und die Herausforderung. Ich schätze sehr, dass ich die Möglichkeit habe wieder beruflich das zu machen, was ich mein Leben lang gemacht habe: Profigolf. Golf ist eine der wenigen Sportarten, bei der das geht!

Außerdem finde ich es lässig, dass ich dort meine alten Kollegen wieder treffen kann und natürlich auch, dass es Geld zu gewinnen gibt.

Apropos Geld – du hast in deiner Profikarriere Preisgeld in beachtlicher Höhe von ca. 4 Millionen EUR gewonnen. Bei der Swiss Senior Open geht es jetzt „nur“ um 320.000 EUR – was bedeutet dieser vergleichsweise niedrige Betrag für dich?

Da auf der Senior Tour alles im kleineren Rahmen geschieht – es spielen pro Turnier nur 54 Leute und es gibt keinen Cut – ist es klar, dass man da nicht Millionen verdienen kann. Das „Geld verdienen“ war auch nie mein vorrangiges Ziel, es war aber immer ein willkommener Nebeneffekt der ganzen Sache. Auf der Senior Tour wären etwas über 100.000 EUR schon drin, wenn das klappt, sag‘ ich natürlich nicht nein, was gibt’s Schöneres?
Spieler, die nur des Geldes wegen motiviert sind, werden meiner Einschätzung nach, nie gewinnen, da es einfach die falsche Einstellung ist.

Aber ich habe ein großes Glück, sagen zu können, dass ich immer mit meinem Sport und meiner Leidenschaft Geld verdienen konnte.

Am Freitag geht es los! Jetzt wirst du wieder viel unterwegs sein – was sagt deine Familie dazu?

Das war natürlich ein Thema zu Hause. Aber für meine Frau Sabine ist es voll ok, wir hatten ja lange Zeit uns darauf einzustellen. Sie kennt ja auch von meinen harten Turnierzeiten die Situation und jetzt muss man ehrlich sagen, bin ich „eh“ nur mehr halb so viel on Tour. Wir scherzen immer: „Des bissl wegfahren…“ Zu ein paar Turnieren wird mich Sabine auch begleiten.

Dass unsere beiden Kinder Felipa (12) und Constantin (18) jetzt schon größer sind, macht die Sache natürlich auch einfacher.

Spielen deine Kinder auch Golf?

Felipa ein bisschen, hat aber noch kein Hcp. Constantin ist ein aktiver Nicht-Golfer und momentan beschäftigt ihn die Matura. Es muss ja nicht jeder Golf lieben…

Wie viele Spieler gibt es auf der Senior Tour? Sind altbekannte Gesichter dabei? Wie schätzt du deine Chancen ein, ganz oben mit zu mischen?

Auf der Senior Tour treffen sich die gleichen Leute, die vor 10-15 Jahren aktiv waren. Insgesamt gibt es so um die 80 Spieler mit Tourkarte, davon kenne ich 60, das wird also für mich wie ein Klassentreffen!  Vom Level her würde ich die Spieler ähnlich wie mich einschätzen und die Créme de la Créme geht für gewohnt nach Amerika, weil da mehr drin ist.

@Chancen: Ich denke, dass ich jedenfalls unter den Top 40 sein werde, aber Thema sind für mich die Top 20. Ich glaube, dass ich durch meinen späteren Einstieg diese Saison noch nicht viel versäumt habe. Vielleich auch ganz im Gegenteil – jetzt bin ich ja der Jüngste – vielleicht ist das ja ein Vorteil 😉! Mein Ziel wäre es nächstes Jahr auch das eine oder andere Turnier zu gewinnen…Heuer muss ich erst einmal wieder die unterschiedlichen Platzverhältnisse der verschiedenen Länder gewöhnt werden, ich spiele in der Schweiz, dann Norddeutschland, Schottland… und erst wieder in den Turnierrhythmus finden.

Wie viele Turniere stehen am Plan? Wie viele Turniere hat eigentlich eine Senior Saison?

Heuer werde ich ca. 11 Turniere spielen. Insgesamt sind im nächsten Jahr zwischen 16 und 19 am Kalender, ich werde davon vermutlich so 15, 16 spielen. Dann bleibt auch genug Zeit für anderes, wie z.B. meine Arbeit für den Österr. Golf-Verband, der ich weiterhin nachgehen möchte.

Könntest du dir vorstellen nach Amerika zu gehen?

Wenn es gut läuft, auf jeden Fall! In den USA gibt es das 3-5-fache Preisgeld und die viel größere Challenge. Es wäre eine ganz neue Herausforderung. Je nachdem wie erfolgreich die nächste Saison auf der European Senior Tour verläuft, probiere ich vielleicht Ende nächsten Jahres die Tourschool. Meine Familie steht hinter mir und eine Übersiedelung in die USA wäre für uns eine spannende Sache und jedenfalls vorstellbar.

Du hast dazwischen einige Vorbereitungsturniere gespielt, doch jetzt geht es wieder auf die große Bühne – hast du Lampenfieber?

Haben das nicht nur Schauspieler 😊? Spass beiseite – nein, nervös bin ich nicht, eher bin ich in Vorfreude. Am Tee werde ich mich nicht anders fühlen als bei der Austrian Open, es ist immer eine angenehme Art der Anspannung, die ich gewöhnt bin und sogar brauche um mein Bestes zu geben.

 

Danke, lieber Markus – wir wünschen dir einen guten Start auf der Staysure Senior Tour und wir werden alles genau mitverfolgen!