Do, 5. September 2019 Murhof

Murhof Legends

Markus Brier ist vor seinem Heimturnier bestens in Schwung – Der Lokalmatador peilt am Murhof einen historischen Hattrick an

Von Karlheinz Wieser

Das Timing könnte nicht besser sein – gerade rechtzeitig vor den mit 250.000 Euro dotierten Murhof Legends – Austrian Senior Open vom 27. bis. 29. September im GC Murhof zeigt die Formkurve von Markus Brier steil nach oben. Platz vier bei den Scottish Senior Open Mitte August in Craigielaw ließ er am vergangenen Wochenende Rang zwei bei der Sinclair Championship in Ware (ENG) folgen! Lediglich ein Schlag trennte den Wiener vom englischen Sieger David Shacklady, der ebenfalls am Murhof abschlagen wird.

„Es trifft sich natürlich gut, dass ich vor dem Turnier am Murhof richtig gut in Schwung gekommen bin. Ich habe seit Kurzem einen neuen Putter, der sehr gut funktioniert. In Summe läuft in meinem Spiel im Moment alles viel besser zusammen als noch in der ersten Saisonhälfte“, blickt Brier seinem „Heimspiel“ voller Zuversicht entgegen. Dazu kommt, dass der Wiener den Murhof im Gegensatz zur internationalen Konkurrenz wie seine Westentasche kennt und hier auch 2002 bereits ein Challenge-Tour-Turnier gewonnen hat. „Man kann den Murhof getrost als meine golferische Heimat bezeichnen. Es gibt keinen anderen Platz, auf dem ich so oft gespielt habe“, so Brier, der mit einem Erfolg bei den Murhof Legends Golf-Geschichte schreiben könnte. Dann hätte er nämlich Siege auf allen großen Profi-Touren (European, Challenge, Staysure) zu Buche stehen.

„Ich habe 2002 am Murhof beim Challenge-Tour-Event meinen ersten Erfolg als Profi gefeiert, damit hat alles begonnen. Dann war 2006 natürlich mein erster Sieg auf der European Tour in Fontana, von dem her würde jetzt ein dritter Heimsieg auf der Staysure Tour ganz gut dazu passen“, erklärt Brier. Doch die Konkurrenz wird es dem 51-Jährigen bei der Umsetzung dieses Vorhabens nicht leicht machen – nicht weniger als 23 Spieler der aktuellen Top 25 der Order of Merit werden am Murhof aufteen. Und angesichts der Tatsache, dass die Top Ten der Preisgeldrangliste der Staysure Tour einen Startplatz für die US Senior Open 2020 erhalten, werden sich Briers Mitstreiter auch alle mächtig ins Zeug legen.

Angeführt wird die Riege der Allzeitgrößen auf dem Murhof von Paul Lawrie, seines Zeichens British-Open-Triumphator 1999 und Ryder-Cup-Sieger 2012. Zudem gehören auch der aktuelle Spitzenreiter der Order of Merit, der Waliser Phillip Price, die spielstarken Engländer Peter Baker und Barry Lane sowie der Italiener Costantino Rocca und der Franzose Thomas Levet dem hochkarätigen Starterfeld an. Dazu kommen noch die Engländer Roger Chapman, der im Jahr 2012 innerhalb von zwei Monaten gleich zwei Major-Turniere auf Senioren-Ebene gewonnen hat, und Nick Job, der mit seinen 70 Lenzen (!!!) immer noch eine fixe Größe auf der Staysure Tour ist.

Mitten drin in dieser Starparade ist auch Murhof-Headpro Richard Austin, der von den Organisatoren eine Wildcard erhalten hat. „Es ist natürlich großartig, dass ich einen Startplatz für die Murhof Legends bekommen habe. Beim ersten Abschlag werde ich sicher ordentlich nervös sein, schließlich habe ich noch nie bei einem Event dieser Größenordnung mitgespielt. Dass es keinen Cut gibt, ist bestimmt kein Nachteil für mich, dadurch hält sich der Druck etwas in Grenzen. Es wäre schön, wenn sich für mich ein Platz im Mittelfeld ausgehen würde“, sagt Austin. Mit Gordon Manson und Claude Grenier stehen bei den Murhof Legends zwei weitere Lokalmatadore am Abschlag, die das heimische Golf-Geschehen in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend mitgeprägt haben.

Mit Paul Lawrie kommt ein British-Open-Champion und Ryder-Cup-Gewinner zu den Murhof Legends

Paul Lawrie hatte bei einem der größten Dramen der Golf-Geschichte zunächst nur eine Nebenrolle gespielt, am Ende war der Schotte bei den British Open 1999 in Carnoustie aber der umjubelte Held. Aber alles der Reihe nach: Lawrie sicherte sich erst wenige Tage vor dem Major in seiner engeren Heimat bei einem 36-Loch-Qualifikationsturnier in Downfield einen Startplatz für „The Open Championship“. In den ersten drei Runden spielte er solide, vor dem Schlusstag deutete bei zehn Schlägen Rückstand (!) allerdings kaum etwas auf einen Triumph von Lawrie hin – doch dann sollten sich die Ereignisse förmlich überschlagen.

Jean Van de Velde sah am Finaltag bereits wie der sichere Sieger aus, ehe der Franzose seinen komfortablen Vorsprung von drei Schlägen auf dem Par 4 der 18. Bahn einerseits mit schlechten Schlägen, andererseits mit haarsträubenden Fehlentscheidungen verschleuderte. So schaffte es Lawrie dank einer grandiosen 67er-Schlussrunde doch noch in ein 4-Loch-Stechen mit Van de Velde und dem US-Amerikaner Justin Leonard, das er am Ende unter dem frenetischen Jubel der schottischen Fans für sich entschied.

„Ich kann mich an jeden Schlag im Play-off noch ziemlich gut erinnern. Es hat geregnet, war ziemlich kalt und das Stechen hat erst sehr spät begonnen. Dazu herrschte am Platz das reine Chaos, Hunderte von Zuschauern standen innerhalb der Absperrungen. Es war Wahnsinn, was sich da abgespielt hat“, erinnert sich Lawrie an die größte Sternstunde seiner Karriere zurück. „Ich war trotzdem sehr ruhig und klar in meinen Gedanken. Du machst einfach mit deiner Arbeit weiter. Deshalb schlägst du Bälle und dafür trainierst du, um eine solche Gelegenheit zu bekommen und auch zu nützen. Das ist mir in dieser Situation zum Glück auch gelungen“, ergänzt Lawrie.

In Summe stehen acht Turniersiege für Paul Lawrie auf der European Tour in den Rekordbüchern. Seinen Premierenerfolg feierte er 1996 bei den Catalan Open in Spanien. Bis 2002 holte er sich vier weitere Siegerschecks. Danach musste er neun Jahre warten, ehe 2011 und 2012 drei weitere Triumphe folgten. In diese Phase fiel auch Lawries zweite Teilnahme am Ryder Cup, den er 2012 mit Europa auf US-Boden in Medinah nach einer denkwürdigen Aufholjagd mit 14,5:13,5 gewann. Besondere Bedeutung erlangte dieser Sieg dadurch, dass die Europäer in den Einzelmatches einen Rückstand von vier Punkten noch in einen Triumph verwandeln konnten. In der Ryder-Cup-Geschichte war es das erste Mal, dass dies einer Mannschaft in einem Auswärtsspiel gelang. Auf europäischer Seite ging dieses Husarenstück als „Miracle of Medinah“ in die Golf-Historie ein. Lawrie hatte mit einem „5 & 3“-Erfolg über Brandt Snedeker einen großen Anteil an diesem Wunder.

Mittlerweile ist Lawrie, der am 1. Jänner dieses Jahres seinen 50. Geburtstag gefeiert hat, auch auf der Staysure Tour angekommen. Ausgerechnet bei den Scottish Senior Open feierte er unlängst vor heimischem Publikum seinen ersten Sieg. „Ich habe schon immer gerne zu Hause in Schottland gespielt. Das ist mein vierter Heimsieg, ich bin richtig stolz auf diesen Erfolg“, so Lawrie über seine Premiere auf der Staysure Tour. Er wolle in der Gesamtwertung vorne mitspielen, am besten mit Siegen – gut möglich, dass er da am Murhof gleich einmal „nachlegt“.