Mi, 14. Oktober 2020

Österreichs Proetten am Wort

Wolf, Schober und Mühlbauer sprechen über ihr Jahr 2020

Von Jakob Lamprecht

Damengolf, Sponsoren, persönliche Highlights und Ziele – wir haben mit unseren drei österreichischen Proetten über die Entwicklung des Damengolfs gesprochen.

Die Corona-Pandemie hat unser aller Leben in diesem Jahr auf den Kopf gestellt. Beinahe alles, woran wir uns in den letzten Jahren gewöhnt haben, hat sich mehr oder weniger verändert. Dabei blieb auch der Golf-Sport nicht ganz verschont. Vor allem unsere Proetten Christine Wolf, Sarah Schober und Katharina Mühlbauer spüren die Auswirkungen der Pandemie besonders stark.

Denn das Jahr 2020 hätte für unsere drei Proetten eigentlich weitere Meilensteine in ihrer Karriere bringen sollen. Für Katharina Mühlbauer ist es das erste Jahr auf der Profi-Tour. Für Christine Wolf ist es Jahr 1 nach ihrem ersten großen Erfolg auf der Ladies European Tour (Indian Open 2019) und auch Sarah Schober wollte nach der Expansion der Ladies European Tour so richtig angreifen – daraus wurde aus bekannten Umständen leider nichts. Gerade deswegen freuen wir uns allerdings, dass sich alle drei heimischen Proetten die Zeit für ein interessantes und aufschlussreiches Interview genommen haben.

Spätestens mit der Ankündigung des landesweiten Lockdowns am Freitag, dem 13. März, war wohl für alle klar, dass 2020 kein gewöhnliches Jahr wird. Dadurch gab es auch ein völlig anderes Turnierjahr.

Kathi, für dich ist es das erste Jahr als Proette, wie war es für dich?

Katharina Mühlbauer: „Für mich war auch vor der Corona-Krise klar, dass dieses Turnierjahr anders sein wird als meine vorherigen Jahre (Anm.: 1. Jahr als Proette). Dass es sich aber so unterscheidet, damit habe ich natürlich nicht gerechnet.

Was hat dir am meisten zu schaffen gemacht, Sarah?

Sarah Schober:Ich bin es gewohnt, dass ich alles genau planen kann, egal ob Turniere, Regenerationsphasen oder Training. Das war in diesem Jahr nicht möglich, da es ständig Ungewissheiten gegeben hat und ich dadurch immer spontan bleiben musste.

Und Christine, was hat sich bei den Turnieren, die es gegeben hat, verändert?

Christine Wolf:Bei den Turnieren selbst hat sich durch die Testungen und die ‚Bubble‘ natürlich auch einiges geändert, dadurch fehlt aus meiner Sicht vor allem der soziale Aspekt auf der Tour in diesem Jahr.“

Trotz der vielen Ungewissheiten in diesem Jahr, war für unsere drei Proetten relativ schnell klar, dass sämtliche Startberechtigungen für 2020 auch für 2021 ihre Gültigkeit behalten. Dadurch haben sich auch die Ziele unserer Damen nicht verändert, sondern vielmehr um ein Jahr nach hinten geschoben. Daher konnten sich die drei Damen auf das Positive konzentrieren:

Katharina Mühlbauer: „Ein großes Highlight aus golferischer Sicht war definitiv der erste Auftritt auf der LET in der Schweiz. Dort den Cut geschafft zu haben, zeigt mir, dass der Weg stimmt.“

Sarah Schober: „Am meisten habe ich mich darüber gefreut, dass in diesem Jahr dennoch Turniere möglich waren und möglich sein werden.“

Christine Wolf: „Man kann aus diesem Jahr mit Sicherheit viel Positives mitnehmen. Wir hatten alle einmal Zeit daheim zu reflektieren, und ich konnte im Training auch an größeren Dingen arbeiten.“

Aber das Jahr brachte auch viel Zeit um sich über die persönliche Entwicklung und auch die Entwicklung des Damen-Golfsports Gedanken zu machen. Dabei waren sich Sarah und Kathi einig, dass der Weg in die richtige Richtung geht, aber dass es auch noch viel zu tun gibt:

Sarah Schober: „Ich finde, dass sich das Damengolf in kleinen Schritten in die richtige Richtung entwickelt. Wir hätten in diesem Jahr bereits mehr Turniere und mehr Preisgeld haben sollen, aber in der derzeitigen Situation sieht man, dass es einfach Zeit braucht. Wir bekommen im Moment einfach noch zu wenig mediale Aufmerksamkeit und daher ist es auch mit Sponsoren immer schwierig. Ich wünsche mir allgemein mehr spannende Turnierformate (Match-Plays oder Team-Events) oder auch Bewerbe, in denen Damen und Herren zusammenspielen. Aus meiner Sicht hätte das enorme Auswirkungen auf den Damensport, und dadurch könnten wir unseren Sport sicher auch für Zuschauer und Fans attraktiver machen.“

Katharina Mühlbauer: „Es tut sich schon einiges im Damen-Golfsport. Mehr Fernsehübertragungen, mehr Preisgeld, mehr Turniersponsoren und mehr Anerkennung in der Sportwelt. Die Richtung stimmt meiner Meinung nach. Ich würde mir wünschen auch ein Profi-Damen-Turnier der LET oder Access Tour in Österreich zu haben, und auch mehr Fernseh-Übertragungen wären eine coole Sache.“

Vor allem in Hinblick auf Preisgeld ist das europäische Damengolf allerdings nicht mit den männlichen Kollegen vergleichbar. Einzig auf der amerikanischen LPGA Tour können die Preisgelder der Damen mit den Herren mithalten, was natürlich auch ein Thema für unsere drei Proetten ist:

Christine Wolf: „Ja, dort gibt es natürlich mehr Geld. Ich hab die Tour School auch schon ein paar Mal gespielt, konnte mich dabei aber nur für die Symetra Tour qualifizieren, und das zahlt sich auf Kosten der Ladies European Tour Karte nicht aus. Im nächsten Jahr wird es durch eine Kooperation der LPGA und der Ladies European Tour Veränderungen geben, wieviele Spots es für European Tour Spielerinnen auf der LPGA Tour gibt.“

Aber vor allem Sarah und Kathi wollen erstmal auf der Ladies European Tour richtig Fuß fassen, bevor sie an den Schritt über den großen Teich denken.

Katharina Mühlbauer: „Natürlich ist mein großes Ziel auch auf der LPGA vorne mitspielen zu können, und sie zeigt mir auch die Richtung auf in die ich gehen möchte. Doch Step by Step. Zuerst einmal will ich mich fix auf der LET behaupten und eine Spielberechtigung für diese Tour erspielen.

Sarah Schober: „Es ist für mich im Moment einfach noch kein Thema, weil ich zunächst auf der Ladies European Tour richtig Fuß fassen möchte und hier auch das eine oder andere Turnier gewinnen will.“

Wenn wir schon vom Preisgeld sprechen, spielen Partner und Sponsoren natürlich auch eine wichtige Rolle. Hier konnten sich unsere Proetten, soweit vorhanden, über das Bekenntnis ihrer Sponsoren im Jahr 2020 freuen.

Christine Wolf: „Meine Sponsoren waren in diesem Jahr sehr großzügig, sie haben sich alle entschlossen mich weiter zu unterstützen, was für mich echt eine riesige Hilfe ist. Vor allem, weil wir ja noch nicht wissen, wie es nächstes Jahr weitergehen wird. Dafür bin ich sehr sehr dankbar!“

Sarah Schober:Die Sponsoren haben auf jeden Fall bis zum Ende des Jahres verlängert. Alles Weitere kann man erst am Ende des Jahres beurteilen.“

Katharina Mühlbauer: „Da ich noch keinen fixen Jahressponsor habe, wurde die Unterstützung von Turnier zu Turnier einzeln geregelt. Ich habe auch Dank der Corona-Krise mehr Zeit für die Suche nach Sponsoren.“

Noch ist das Jahr für unsere Proetten allerdings nicht zu Ende. Vor allem Christine Wolf und Sarah Schober haben vor dem Jahreswechsel noch einiges vor.

Christine Wolf: „Ich spiele in diesem Jahr noch fünf Turniere ab Anfang November. Jetzt bleibe ich noch ein wenig zu Hause, aber ich werde dann etwas früher zum nächsten Turnier nach Dubai anreisen, damit ich mich wieder an das warme Wetter gewöhnen kann. Das letzte große Highlight für mich in diesem Jahr werden die US Open im Dezember sein.“

Sarah Schober: „Im Moment trainiere ich in Bad Griesbach. Die nächsten 2-3 Wochen bleibe ich jetzt noch in Österreich. Anfang November geht es dann nach Saudi-Arabien, wo zwei Turniere stattfinden, und dann spiele ich zum Jahresabschluss noch das Finale der LET in Spanien. Darüber hinaus habe ich noch nicht wirklich einen Plan, weil dieser einfach noch nicht steht.“

Vielen Dank für eure Zeit und wir freuen uns in Zukunft wieder über tolle Erfolge von euch dreien berichten zu können.