Wer holt den Cup?

Ryder Cup 2022: Wer erhält den Zuschlag?

Von Golf Week

Der Wettstreit um die Vergabe des Ryder Cups 2022 geht in die heiße Phase. Neben Deutschland und Österreich, wo das Ryder-Cup-Fieber deutlich spürbar ist, gehen auch Spanien und Italien mit starken Bewerbungen ins Rennen. Golf Week gibt einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen.

Der Ryder Cup ist ein gigantisches Eventfeuerwerk. 250.000 Zuschauer live vor Ort und rund 500 Mio. vor den TV-Bildschirmen verfolgen drei Tage lang das Golfgeschehen. Nach den Olympischen Sommerspielen und der FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft gilt der Ryder Cup als die drittgrößte Sportveranstaltung der Welt.

Beim vorletzten Ryder Cup auf europäischem Boden (2010 in Wales) wurde eine wirtschaftliche Umwegrentabilität von 82,4 Mio. Pfund (ca. 115 Mio. Euro) ­diagnostiziert. 68 % davon entfielen auf Ausgaben durch die Besucher vor Ort. 17 % entfielen auf Unternehmen, 11 % auf das Hotel- und Gastgewerbe und immerhin 4 % auf die Volunteers.

AUS SIEBEN MACH VIER (FÜNF)
Erst einmal wurde ein Ryder Cup auf europäischem Festland ausgetragen, nämlich 1997 im spanischen Valderrama. Im Rennen um den Ryder Cup 2018 konnte sich Frankreich mit dem Le Golf National in Paris durchsetzen. Seit letztem Sommer läuft der Bewerbungsprozess für den Ryder Cup 2022. Von ursprünglich sieben Bewerbern haben sich mit Dänemark und jüngst der Türkei bereits zwei Anwärter verabschiedet. Obwohl offiziell noch im Rennen, gibt man Portugal eigentlich keine Chancen, steht selbst ein Besuchstermin der Ryder-Cup-Europe-Delegation in den Sternen. Somit verbleiben vier Nationen, die sich allesamt Hoffnungen auf die Vergabe machen dürfen. Neben Spanien (PGA de Catalunya) und Italien (Marco Simone Golf) sind auch Österreich mit dem Fontana Golfclub südlich von Wien und Deutschland mit dem A-ROSA Resort Scharmützelsee in der Nähe von Berlin im Rennen.

AUSTRIA-2022-EUPHORIE
Vor allem in Österreich herrscht eine regelrechte Ryder-Cup-Euphorie. Was anfangs noch für Verwunderung sorgte, hat sich mittlerweile zu einem hoffnungsvollen Prozess entwickelt, in dem die Chancen für „Austria2022“ gar nicht so schlecht sind, wie ursprünglich erwartet. Finanzminis­ter Hans Jörg Schelling, selber seit vielen Jahren begeisterter Golfer, sorgte mit seinem Auftritt bei der ÖGV-Golf-Gala letzten November bereits für Jubelstürme in der Golf-Community. „Wenn ein Land ohne Meer wie die Schweiz imstande ist, den America’s Cup zu gewinnen, dann werden wir doch den Ryder Cup nach Österreich holen können“, sagte Schelling volle Unterstützung zu. Und auch Sportminis­ter Gerald Klug steht voll hinter der österreichischen Bewerbung. „Österreich ist eine anerkannte und führende Sport- und Tourismusnation in Europa.

Mit der heuer bevorstehenden Vergabe des Ryder Cups 2022 gibt es für Österreich die einmalige Chance, einen der weltweit größten Sommersport-Events nach Österreich zu holen. Österreich könnte damit seinen Ruf als hervorragender Gastgeber einmal mehr unter Beweis stellen. Die Ausrichtung einer Großsportveranstaltung hat immer auch positive wirtschaftliche und mediale Auswirkungen. Österreich kann dabei von der regionalen Wertschöpfung profitieren und sein Image als Sport- und Tourismusland international präsentieren.“

INVESTITION IN FONTANA
Im Januar fiel intern die Entscheidung über den Austragungsort der österreichischen Bewerbung. Mit dem Tiroler Golfclub Zillertal und dem Fontana Golfclub südlich von Wien wurden zwei unterschiedliche Konzepte ausgearbeitet. Am Ende entschied man sich für den Fontana Golfclub, der im letzten Jahr vom Industriellen Siegfried Wolf gekauft wurde. „Wir werden fast sieben Millionen Euro in den Umbau unseres Platzes investieren, um ihn Ryder-Cup-tauglich zu machen“, erklärte Wolf. Im Rahmen des ÖGV-Verbandstages Anfang März, bei dem der Vorstand rund um Präsident Peter Enzinger im Amt bestätigt wurde, wurden auch die ersten Aktivitäten der Bewerbung vorgestellt. „Wir haben eine österreichweite Turnierserie, die Austria2022 Supporter Tour, entwickelt und hoffen, dass sich möglichst alle 156 Golfclubs an dieser Serie beteiligen. Wir gehen im Moment von einigen tausend Teilnehmern aus, und das ist natürlich ein gewaltiges Commitment für unsere Bewerbung“, so Enzinger. Punkten will man bei der Bewerbung vor allem mit dem Fontana GC, der Nähe Wiens und der Gastfreundschaft Öster­reichs.

ÖGV-Generalsekretär Robert Fiegl erläutert: „Wir wollen die Bewerbung zu einem breit aufgestellten nationalen Anliegen machen. Wir hoffen und sind mittlerweile fast sicher, dass nicht nur Golf-Österreich hinter der Bewerbung steht. Auch aus Politik und Wirtschaft, aber auch von anderen Sportverbänden haben wir bereits großartige Unterstützung erfahren. Alle erkennen die Wichtigkeit und weitreichenden positiven Auswirkungen einer solchen Großveranstaltung im Sommer, welche nicht nur dem Golfsport, sondern dem gesam­ten österreichischen Sport einen enormen Schub geben würde. Die regionale Wertschöpfung und Umwegrentabilität eines Ryder Cups wären für ganz Öster­reich enorm.“

DEUTSCHLAND SETZT AUF A-ROSA
Auch in Deutschland ist die Wahl des möglichen Austragungsortes gefallen. Der Ryder Cup 2022 soll demnach in der Region Berlin-Brandenburg und dem Golfresort A-ROSA Scharmützelsee (Bad Saarow) stattfinden. Bei der Bekanntgabe unterstrichen der Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Inneres und Sport des Landes Berlin, Andreas Statzkowski, und der Regierungssprecher des Landes Brandenburg, Thomas Braune, die Bedeutung des Ryder Cups für die beiden Bundesländer. Ein Eckpfeiler der Bewerbung ist der Golfplatz, auf dem der einwöchige Event stattfinden soll. Das A-ROSA Scharmützelsee ist eine vielfach ausgezeichnete Anlage vor den Toren Berlins und erfüllt bereits heute viele der hohen Anforderungen an einen Ryder Cup. Im Falle einer erfolgreichen Bewerbung wird auf dem Faldo Course Berlin, der als anspruchsvollster Platz Deutschlands gilt, gespielt.

Designer ist der ehemalige Weltklassegolfer und erfolgreichste europäische Ryder-Cup-Spieler Sir Nick Faldo. Um dem prestigeträchtigen Wettbewerb und den Zuschauermassen gerecht zu werden, muss der Platz erweitert und umgebaut werden. Die dazu notwendige Fläche ist im A-ROSA Scharmützelsee ebenso vorhanden wie eine Vision Faldos. Mit seinem Erfahrungsschatz als Golfplatzarchitekt, Spieler, Team Captain und TV-Moderator wird der sechsmalige Majorsieger einen Ryder-Cup-Platz entwerfen, der den höchs­ten Ansprüchen der Akteure, Zuschauer und Medien gerecht wird.

In der deutschen Golf- und Sportlandschaft ist der Enthusiasmus jedenfalls groß. Auch die Unterstützerkampagne „MEIN HERZ SCHLÄGT SCHWARZ. ROT. GOLF.“ startete mit der Pressekonferenz. In einer Videobotschaft brachten die deutschen Spitzengolfer Marcel Siem, Martin Kaymer, Max Kieffer, Moritz Lampert und Dominic Foos ihre Begeisterung für „GoDeutschland22“ zum Ausdruck.

REAKTIONEN
„Wir können nun sehr zuversichtlich mit der deutschen Bewerbung um den Ryder Cup 2022 durchstarten. Die Zeit ist gekommen, diesen einzigartigen Wettbewerb nach Deutschland zu holen und ähnlich wie beim Sommermärchen 2006 zusammen mit einem begeisterungsfähigen Publikum aus allen Teilen der Welt zu feiern“, erklärte Marco Kaussler, der Leiter der Bewerbung RC Deutschland. „Der Ryder Cup ist der einzige Sportwettkampf mit globaler Reichweite, bei dem ein gesamteuropäisches Team antritt. Berlin steht für den europäischen Gedanken, liegt im Herzen Europas und ist damit auch in dieser Hinsicht der perfekte Austragungsort.“

Angesprochen auf ein Infrastrukturkonzept für das doch etwas entfernt gelegene Bad Saarow meinte Kaussler gegenüber Golf Week: „Derzeit arbeiten wir an den infrastrukturellen Lösungen für die erfolgreiche Ausrichtung des Ryder Cups im A-ROSA Resort Scharmützelsee, Bad Saarow. Darunter fällt auch ein modernes Park-and-Ride-System, um den Zuschauern einen reibungslosen Besuch des Turniers zu ermöglichen.“

Auch DGV-Präsident Hans Joachim Nothelfer ist hoffnungsfroh: „Der DGV steht in engem Kontakt mit der Politik und wir sind sehr dankbar für die große Unterstützung von dieser Seite. Auf dem Verbandstag im November haben uns die DGV-Mitglieder den Auftrag erteilt, die Vorbereitung der Bewerbung um den Ryder Cup mit Nachdruck weiter voranzutreiben. Ein Ryder Cup hätte große Strahlkraft für den Golfsport in Deutschland. Nach dem Solheim Cup, der in diesem September in St. Leon-Rot durchgeführt wird, ist die Zeit auch reif für den Ryder Cup. Dies ist eine große Chance für Golf in Deutschland.“

Das Rennen bleibt spannend – wir bleiben für Sie am Ball!