Mi, 8. November 2017

Geschafft!

Nina Mühl sichert sich erneut die Karte für die Ladies European Tour.

Sissi Vogler

Die 30-jährige Proette ist 2014 ins Profilager gewechselt und konnte bereits eine Saison lang ihre Erfahrungen auf der Ladies European Tour sammeln. Nach einem kurzen Drawback 2016 kommt sie 2017 mit ein paar Strategie-Änderungen vor allem in der Putt-Technik wieder in ihre gewohnte Form und gewinnt mit ihren hervorragenden Leistungen im heurigen Jahr auf der Access Tour – sie ist 3. in der Order-of-Merit – die wohlverdiente volle Spielberechtigung für die Ladies European Tour 2018, Europas höchster Spielklasse der Golf-Ladies.

Im Interview erzählt sie uns mehr!

Nina_Muehl

Wie lief diese Saison für dich, was waren deine größten Erfolge?

Die Saison ist sehr gut gelaufen, ich hatte sechs Top-10 Platzierungen. Meine absoluten Highlights waren mein 2. Platz bei der Foxconn Czech Ladies Challenge, wo ich knapp das Stechen um den Sieg verloren habe sowie mein Name auf Rang 3 in der Order-of-Merit!

NMOFM

Wie ist das Leben auf der LET Access Series?

Es gefällt mir sehr gut, es herrschte eine angenehme und offene Atmosphäre, man kennt sich bald und es kommt einem schon fast wie eine zweite Familie vor.
Das Niveau der Serie wird auch immer stärker, da es auf der Ladies European Tour ja nicht so viele Turnier gibt und viele Tour Ladies weiter hier mitspielen um im Spiel zu bleiben. Im Gegensatz zur European Tour ist die Access leistbarer, da sämtliche Turniere in Europa stattfinden, wodurch die Reisekosten im Rahmen bleiben. Oftmals werden für die Teilnehmerinnen auch vom austragenden Golfclub Gastfamilien organisiert, es ist auch immer sehr nett etwas vom Leben der „Locals“ mitzubekommen.

Wie sehen die Access Turniere aus und wie bereitest du dich auf sie vor?

Meistens handelt es sich um Drei-Tages-Turniere, wobei der Cut nach zwei Tagen angesetzt wird. Es treten 100-130 Spielerinnen an und die besten 45 Spielerinnen (sowie die Schlaggleichen) schaffen den Cut zum Final Day.

Ich reise drei Tage vorher an, der erste Tag ist der Anreise gewidmet, am zweiten Tag trainiere ich und spiele eine Proberunde, am dritten Tag fndet üblicherweise ein Pro-Am-Turnier statt.

Wie groß ist der Access Turnier-Kalender?

Diese Saison gab es 13 Turniere, ich habe alle gespielt und 10 Mal den Cut geschafft.

Wie trainierst du, wenn keine Turniere sind? Wie oft siehst du deinen Trainer?

In intensiven Trainingszeiten verbringe ich 6-Tage-Wochen in meinem Heimatclub Diamond Country Club in Atzenbrugg. Ein Trainingstag hat sechs Stunden, teilweise bin ich dann auch am Platz unterwegs.

Manchmal besuche ich meinen Trainer Simon Bakewell auf der Golf Range Tuttendörfel, er schaut dann „drüber“. Wenn es die Zeit zulässt ist das ca. 2 Mal im Monat. In intensiven Turnierphasen kommt es aber vor, dass ich 6-7 Wochen am Stück unterwegs bin.

Nina Muehl of Austria


Wie bereitest du dich mental auf ein Turnier vor bzw. wie verarbeitest du schlechte Runden? Hast du einen Mentalcoach?

Meine Einstellung ist bei jedem Turnier egal welcher Größe die gleiche: Ich will gut performen und konzentriere mich vor allem darauf in meiner Routine zu bleiben. Schlechte Runden passieren, aber da gibt es dann immer extrem viel zu lernen. Ich analysiere jede Runde im Nachhinen, schaue was war gut und was war schlecht, dann leite ich ab, was ich das nächste Mal besser machen könnte.
Unterstützt werde ich regelmäßig von meinem Mentalcoach Shirin Hornecker.

Ein Profi spielt im Schnitt pro Jahr ungefähr 30 Turniere. Wie kommst du mit der intensiven Belastung klar?

Ich versuche in der Saison ständig fit zu bleiben, Off-Season mache ich ein relativ intensives Fitness Programm. Wobei ich die letzten beiden Winter im Australischen Sommer verbracht habe und ich somit keine Turnierpause hatte.

Was hast du in Australien gemacht?

Ich habe in der Qualifikation für die ALPG (Australische Ladies Tour) gespielt, das sind zehn Turniere, wovon drei richtig groß sind. Ich war dort immer erfolgreich und habe mich jedes Mal qualifizieren können. Mein bestes Resultat war der 35. Platz bei den Victorian Open, einem sehr großen Turnier mit einem echt starken Teilnehmerfeld aus Damen aus der LET und der LPGA.

Hattest du diesen Sommer auch einmal Urlaub? Wie hast du ihn verbracht?

Eigentlich hatte ich nur einmal kurz „Urlaub“ und den habe ich in Österreich an einem See verbracht. Ich möchte dann alles,nur ja nicht fliegen…

Letztes Jahr hast du die Spielberechtigung für die Ladies European Tour knapp nicht bekommen – was hast du heuer anders gemacht?

Ich habe mit meinem Trainer etwas am Schwung gearbeitet, aber vor allem am kurzen Spiel und im Speziellen am Putten. Letzteres haben wir ziemlich radikal umgestellt und es ist aufgegangen. Ich bin viel solider geworden und habe eigentlich sofort tiefer geschossen. Bei den Bossey Ladies Championship im Golf und Country Club de Bossey habe ich mit 7-unter-Par sogar den Platzrekord geschossen!

Wie geht es jetzt für dich weiter? Wie sehen deine kommenden Wochen aus?

Ich mache jetzt eine Woche Pause ohne Golfschläger, dann beginne ich mein Off-Season-Fitness-Training mit Technik-Schwerpunkt – je nach Wetter outdoor oder indoor. Ende Januar fliege ich dann nach Australien und Ende März beginnen die Turniere der LET.

Was sind deine Ziele für 2018?

Zunächst möchte ich mich in Australien für die ALPG (Australische Ladies Tour) qualifizieren. Auf der Ladies European Tour möchte ich unter die Top-40 in der Order-of-Merit und ein paar Top-10 Platzierungen wären super fein!

Hast du schon Sponsoren für 2018?

Momentan ist mein Heimatclub Diamond CC mein einziger Sponsor, ich bin aber schon auf der Suche nach einem weiteren Sponsor.

Wie wirst du dich auf die Ladies European Tour vorbereiten? Anders als auf die Access?

Nein, ich werde alles gleich machen.

Du warst ja bereits 2014-2015 mit einer vollen Karte auf der LET. Was sind deiner Meinung nach die wesentlichen Unterschiede zur Access Serie?

Natürlich vor allem die Konkurrenz, die Spielstärke der Kolleginnen, ich bin aber für den Kampf voll gewappnet!

Hast du derzeit einen Caddy? Wird dich nächstes Jahr jemand begleiten?

Auf der Access Tour haben eigentlich nicht viele einen Caddy. Auf der LET haben die besten Flights auf jeden Fall einen, im Schnitt sind so ca. 70% der Spielerinnen „mit“ unterwegs. Allerdings ist ein professioneller Begleiter sehr teuer. Bei manchen Turnieren herrscht sogar Caddy-Pflicht, in so einem Fall gibt es aber zumeist auch die Möglichkeit lokal einen zu „mieten“.
Derzeit plane ich nicht mit Caddy. Natürlich würde man die Unterstützung schon in Form von ein paar gesparten Schlägen spüren, also vielleicht eines Tages…

Wer ist dein größtes Vorbild?

Die englische Spielerin Giorgia Kelly Hall, die im Vorjahr von der Tourschool kam und sofort voll durchgestartet ist bei der Ladies European Tour und beim Sollheim Cup!

Was treibt dich an Profi zu sein?

Golf ist einfach ein super Sport, man lernt so viel – aus jeder einzelnen Runde lernt man was Neues. Mir gibt das kein anderer Sport und ich empfinde es als Privileg das hauptberuflich machen zu können.

 

Danke, liebe Nina, wir wünschen dir viel Erfolg für die nächsten Turniere, viel Freude und dass du deine Ziele erreichst!