Mi, 12. Dezember 2018

2018 – was für ein Jahr!

ÖGV-Nationalteam-Spielerin Emma Spitz kann auf eine mehr als erfolgreiche Saison zurückblicken: Nach ihrem zweiten Sieg bei den Italienischen Damen-Amateurmeisterschaften und ihrem Triumph  bei den British Girls im Finale gegen Landsfrau Isi Holpfer, schrieb die 18-jährige Sportlerin noch heimische Golfgeschichte mit dem Gewinn der ersten olympischen Medaille für Österreich, Bronze bei den Youth Olympic Games in Buenos Aires. Und das ganze in ihrem Maturajahr! Wir haben Emma für euch interviewed!

Sissi Vogler

Dies war wohl die erfolgreichste Saison deiner bisherigen Laufbahn und das in deinem Maturajahr – wie hast du das alles unter einen Hut bringen können?

Gute Frage. Die Tatsache, dass ich vor 3 Semestern in eine Abendschule gewechselt bin, hat einiges leichter gemacht und war absolut die richtige Entscheidung. Durch den Unterricht am Abend konnte ich den ganzen Tag trainieren und es war dort auch nie ein Problem, wenn ich wegen eines Turnieres nicht anwesend war. Durch die neuen Umstände hatte ich generell mehr Zeit und ich habe den Schulstress eigentlich gar nicht gemerkt. Ganz im Gegenteil. Das Lernen auf die Matura war sogar gut, denn da konnte ich einmal vom Golf „abschalten“, und das ganze wirkte sich sogar positiv aus – ich hab in der Prüfungszeit im Sommer eigentlich am besten gespielt.

Wir nehmen an, die Matura ist erfolgreich verlaufen – wann hast du eigentlich immer gelernt?

Bisher waren alle Prüfungen positiv, erst letzte Woche habe ich meine letzten Prüfungen geschrieben, Mathe und Deutsch schriftlich. Der Hauptteil der Matura fand im Juni statt, nach den Nationalen Offenen, da hatte ich Englisch, Französisch und Biologie mündlich. Bereits im Mai waren Englisch und Französisch schriftlich dran.
Im Winter lerne ich je nach Lust und Laune, denn bei 2 Grad kann ich mich ohnehin nicht stundenlang auf die Range stellen, da mache ich eher mein Fitnessprogramm und bin daher zeitlich sehr flexibel.

In welchem Alter hast du mit dem Golfsport begonnen? Seit wann bist du im Nationalteam?

Begonnen habe ich mit sieben Jahren und im Nationalteam bin ich seit Ende 2013.

Wie bist du zum Golfen gekommen?

Wir wohnen direkt am Golfplatz in Schönborn, aber ich war eigentlich an Golf nicht interessiert, mir machten eher andere Sportarten Freude. Durch golfende Schulfreunde, die mich eines Tages zum Kindertraining mitnahmen, packte mich dann aber doch die Faszination dieses Sports.

Gratulation zu deiner Bronze-Medaille bei den Youth Olympic Games! Wie fühlt sich das an?

Danke! Das ist schon was ganz Spezielles. Vor allem wegen des besonders großen Stellenwerts, denn die Olympischen Spiele sind auf der ganzen Welt und in jeder Sportart einfach das größte und eine Medaille der Traum jeden Sportlers. Wenn man erzählt, dass man im Golf schon viele Internationale Turniere gewonnen hat, sagt das den Leuten oft nichts, wenn man eine Olympische Medaille gewonnen hat, beeindruckt das jeden, egal ob er den Sport kennt.
Es war einfach ein unglaubliches Erlebnis, auch wenn geredet wurde, dass eine Medaille schon möglich wäre, aber dass es dann echt klappt… So viele hätten dort gewinnen können, es waren lauter grandiose Spielerinnen am Start.

Wie ist es in Olympia, wie lange wart ihr dort, was hat dich am meisten begeistert? Und womit hast du absolut nicht gerechnet?

Die Jugend Olympischen Spiele sind eine ganz eigene Erfahrung, die man jemandem, der nicht dort war, schwer erklären kann… Aber ich wird’s versuchen: Man lebt im sogenannten Olympischen Dorf für 18 Tage in einer Gemeinschaft aus Sportlern und Teams, dort gibt es keine Außenwelt und nichts anderes. Insgesamt war es eine super Erfahrung mit Sportlern anderer Disziplinen zusammen zu wohnen, das hat man ja auf normalen Turnieren nicht. Ich habe mir z.B. mein Zimmer mit einer Breakdancerin geteilt. Außer uns waren noch zwei Kletterer im Appartment.

Das Dorf lag eher in einem schlechten Viertel außerhalb von Bueonos Aires und war durch viel Security sehr abgeschottet, aber beim raus fahren bekam man mit, dass um einen herum die Menschen in Slums wohnten.

Hattet ihr Kontakt zu den Einheimischen? Habt ihr Buenos Aires City besucht?

Zu den Bewohnern rundum nicht, aber es waren 8.000 Volunteers vorort, viele davon Locals, mit denen konnte man sich austauschen und bekam so ein wenig von den Argentiniern mit.

Wir sind leider nicht so oft aus dem Dorf raus gekommen, einmal für die Eröffnungsfeier in der Stadt, einmal zum Abendessen und einmal für Fotos, es gab nicht wirklich Zeit für Sightseeing, aber ich habe zumindest den großen Obelisken gesehen…

Wenn wir nicht trainiert oder gespielt haben, haben wir bei anderen Sportarten zugesehen.

Wie hast du dich mit deinem Team verstanden – Teamkollege Christoph Bleier und euren Betreuern? War deine Familie auch mit?

Unser Nationaltrainer Daniel Lamprecht betreute Christoph und mich, unsere Eltern haben von zu Hause aus mitgefiebert. Christoph und ich wir haben uns super verstanden, wir kennen uns ja schon lange von unseren Trainingslagern, es hat alles gut gepasst und auch spielerisch haben wir als Team funktioniert!

Wie würdest du dich selbst beschreiben? Welcher Typ Spielerin bist du?

Gute Frage 😊 – also generell spiele ich lieber aggressiv als defensiv! Lieber nehme ich ein Bogey in Kauf, also mir keine Chancen auf Birdies zu gönnen. Man muss lernen zu attackieren; wenn man die Profis ansieht, so spielen sie nicht 7- oder 8-unter Par, indem sie immer nur einfach auf das Grün spielen, sondern dann haben sie zumindest 13 Mal die Fahne attackiert!

Was fasziniert dich am Golf am meisten?

Dass es immer anders läuft, als man es sich vorstellt – hat jemand eine Favoritenrolle in einer anderen Sportart, so ist die Change groß, dass er/sie dieser gerecht wird. Nicht so im Golf – hier gibt es so viele Einflussfaktoren, wie die Platzbedingungen, die Tagesverfassung usw., sodass eigentlich viele eine Chance auf den Sieg haben können – das finde ich cool.

Was machst du derzeit außer Lernen?

Hauptsächlich viel Fitness für die nächste Saison, in einer Woche fliege ich in die Türkei für eine Trainingswoche.

Wie geht es jetzt als bald frischgebackene Maturantin bei dir weiter? Wie sieht dein „Fahrplan“ für die nächsten Monate aus?

Anfang Jänner beginnen die Kader-Trainingslager, dann spiele ich einige Turniere: das größte davon wird die Augusta National Women’s Championship sein, welches das allererste Damenturnier in der Geschichte Augusta’s darstellt! Ansonsten die „üblichen“ – Spanish Amateur, British Amateur, die Europameisterschaft, und evtl. die Qualifiyer für die US Women’s Open Championship und die Women’s British Open, bei letzterer bin ich bereits im Final Qualifyer wegen meinem Sieg bei den British Girls.

Im August beginne ich dann mein Studium in den U.S.A.!

Weißt du schon auf welche Uni du gehen wirst?

Im April werde ich mir die UCLA und Oregon anschauen, ansonsten hätte ich auch noch andere Möglichkeiten.

Du bist 18 Jahre alt und befindest dich gerade auf Platz 28 im World Amateur Ranking, Hut ab! Was sind deine Ziele im Golf?

Meine größten Ziele sind unter die Top 10 in der Weltrangliste zu kommen und auf der LPGA Tour zu spielen.

Danke, liebe Emma, und alles Gute!!