Mi, 13. Mai 2020

Dominic Angkawidjaja im Interview

Von Jakob Lamprecht

ÖGV Nationalteamtrainer Dominic Angkawidjaja freut sich wieder am Platz stehen zu dürfen. Mit uns hat er über die aktuelle Situation für das Nationalteam gesprochen. Dabei wagt er auch einen vorsichtigen Blick in die Zukunft.

Die Golfplätze sind wieder geöffnet. Wie waren die ersten zwei Wochen am Platz für dich? 

Es ist extrem positiv. Jeder freut sich, dass er wieder spielen kann. Die Leute sind unfassbar diszipliniert und halten alle Regeln ein. Der Unterricht hat sich nicht wirklich geändert, außer, dass es jetzt keinen Körperkontakt gibt. Den 2-Meter-Mindestabstand einzuhalten, ist für uns kein Problem. Ich habe weder beim Spielen selbst, noch beim Unterricht das Gefühl, dass die neuen Bedingungen uns einschränken.  

Wenn man sich die heutige Zeit und den neuen Alltag anschaut, wie passt da Golf hinein?

Ich glaube, dass wir großes Glück haben, dass wir unsere Sportart schon wieder ausüben können. Golf ist einfach prädestiniert dafür: Du bist in der freien Natur, du hast sehr viel Platz und wenn du willst, kannst du eine Golfrunde spielen, ohne mit irgendjemandem Kontakt zu haben. Außerdem glaube ich, dass Golfclubs und die dazugehörige Infrastruktur in diesem Jahr eine große Chance haben, weil viele Österreicher im eigenen Land Urlaub machen werden.  

Wie geht es jetzt nach dem Lockdown mit dem Nationalteam weiter? 

Wir haben natürlich für alle Szenarien Pläne geschmiedet. Derzeit haben alle ihre Trainingsaufgaben und daher wird jetzt, nachdem die Plätze einige Wochen geschlossen waren, natürlich mehr gespielt. Unser Fokus liegt dabei auf dem kurzen Spiel, weil hier das Training und das Gefühl besonders wichtig sind. Zusätzlich werden wir vor den nationalen offenen Meisterschaften versuchen auch Wettkampfsimulationen durchzuführen, damit unsere Spieler wieder in den Wettkampfmodus kommen.

Wann werden wieder erste internationale Meisterschaften stattfinden?

Die EGA (European Golf Association) hat einen vorläufigen Plan veröffentlicht, aber dabei muss man immer bedenken, dass sich da vor allem aufgrund von Reisebeschränkungen in Zukunft noch einiges ändern kann. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass die Situation in jedem Land anders ist. Ich vermute, dass es für uns vor September keine internationalen Turniere, zu denen man fliegen muss, geben wird.

Ohne Turniere kann man seine gesteckten Ziele natürlich nicht erreichen. Wie schwer ist es jetzt im Training seine Motivation zu finden?

Wir haben den Spielern die Aufgabe gegeben, neue Ziele für diese Saison zu definieren. Dafür haben wir auch das Motto ausgegeben, dass wir jetzt in einem Trainingsjahr sind und die Spieler dadurch die Chance bekommen, sich in den unterschiedlichsten Bereichen weiterzuentwickeln. Ich persönlich sehe dieses Jahr als unglaublich große Chance für die Spieler.

 Welche Auswirkungen gibt es für junge Amateure, die heuer den Sprung ins Profilager schaffen wollten, bzw. für Profis die sich nach oben spielen wollten – verlieren die ein Jahr?

Jein. Natürlich verlieren sie einerseits ein Turnierjahr, auf der anderen Seite sehen wir es aber eben als Riesenchance sich weiterzuentwickeln. Sowohl unsere Amateure als auch unsere Jungprofis sind nach wie vor in einem Entwicklungsprozess, daher brauchen sie die Trainingszeit ohnehin, um sich weiter zu entwickeln. Finanziell wird es für einige allerdings sicher ein hartes Jahr.

Viele Golfer in Österreich starten jetzt verspätet in die neue Saison. Hast du Tipps für sie?

Ich würde jedem empfehlen einfach mal spielen zu gehen und zu schauen, wie man sich fühlt. Für mich persönlich und mein Spiel hat es keinen Unterschied gemacht, dass wir verspätet in die Saison gestartet sind. Oft ist es ja sogar so, dass man in den ersten Runden sein bestes Golf spielt, weil man sich noch nicht zu viele Gedanken macht.