American Golf-Beauty

Von Adi Kornfeld

Longhitter-Wunderkind und Sexbombe, Familienmensch und All-American-Darling: Golf-Starlet Lexi Thompson im Portrait.

Diese Frau setzt neue Maßstäbe: Eine maskuline Kraft hinter den Drives, die ihresgleichen sucht und genügend Selbstbewusstsein, ihren großzügig vorhandenen Sexappeal nicht zu verstecken, sondern zu vermarkten: Alexis „Lexi“ Thompson gilt mit ihren 20 Jahren als eine der heißesten Aktien im internationalen Golfsport – und beim kommenden Solheim Cup in Deutschland (St. Leon-Rot) wird die so dynamisch schwingende Beauty aus Florida sicher auch einigen Europäern ordentlich den Kopf verdrehen.

Ihr Talent bewies Lexi zuletzt diesen Frühling in Singapur beim HSBC Women’s Open, als sie beim Topevent (19 der Top 20 der Weltrangliste am Start) wieder einmal allen die Show stahl, nicht mit den Hotpants, die sie gerne trägt, sondern mit ihrem einzigartigen Gefühl für Schläger und Ball.

Wie von magischer Hand gezogen zirkelte Lexi auf Loch 14, einem 150 Meter langen Par 3, ihren Abschlag mit einem Eisen 7 an die Fahne, wonach der Ball wie selbstverständlich im Loch verschwand. Hole-in-one! „Es gibt kein besseres Gefühl im Golf“, schwärmt Lexi, um gleich darauf einzugestehen: „Keine Ahnung, wie das genau funktioniert. Ich lass den Schläger einfach los und seine Arbeit tun.“

Es war das zweite Ass in ihrer Profikarriere nach jenem beim Marathon Classic in Ohio 2013. Mit elf war ihr so ein Kunstschuss nachweislich schon mal geglückt, und davor bereits auch im zarten Alter von sieben Jahren – quasi als Leuchtsignal einer sich anbahnenden, begnadeten Golfkarriere:

Jüngste Qualifikantin für das US Women’s Open im Alter von zwölf! Jüngste Siegerin auf der amerikanischen Damentour mit sechzehn, bis heute jüngster Proette-Champion auf der Ladies European Tour! Zweitjüngste Gewinnerin bei einem Major mit neunzehn! Und so weiter (siehe Kasten).

Das tragische Familien-Geheimnis

Ihren ersten Profisieg landete Lexi auf der Fusion Tour am zweiten Extra-Loch im Stechen auf ihrem Heimatkurs in Coral Springs – gegen einen Mann! Nix wirklich Ungewöhnliches für Lexi, die hier am 12. Loch des Eagle Trace Golf Club mit ihren golfverrückten Eltern und zwei großen Brüdern direkt am Golfplatz aufgewachsen ist. „Wir matchen uns auch heute noch bei jeder Gelegenheit, um herauszufinden wer King – oder Queen – bei uns am Hof ist“, lacht Lexi, deren großer Bruder Nicholas (32) sich längst auf der PGA Tour etabliert hat und deren kleiner Bruder Curtis (22), benannt nach seinem verstorbenen Onkel, sich im Amateurlager einen Namen machte.

Als Lexi 10 war und Curtis 12, wurden die beiden Kinder nach der Sonntagsmesse in der leeren Kirche von St. Gregory’s in das tragische Familiengeheimnis der Thompsons eingeweiht: Ihr großer Bruder sei nur ein Halbbruder, Nicks leiblicher Vater bei einem Skiunfall in den Rocky Mountains bei einem Ausweichmanöver gegenüber Jugendlichen verunglückt und seinen inneren Blutungen erlegen. „Das war ziemlich emotional“, erinnert sich Lexi, „und für uns alle jede Menge zu verdauen.“

Mutter Judy Thompson war damals gerade 25, hatte ein Jahr nach ihrem Vater (der mit 51 an Knochenkrebs starb) nun auch ihr College-Sweatheart Paul Curtis Thompson verloren, saß auf einem ungetilgten Autokredit, einem Wohnungsdarlehen mit ruinösem Zinssatz von 16,5 Prozent und mit einem acht Wochen alten Baby allein zuhause.

Traumkarrieren sehen üblicherweise anders aus. Doch das Leben führte die Zahntechnikerin ausgerechnet mit ihrem Schwager Scott zusammen, der den Unfalltod seines Bruders „Curt“ beim gemeinsamen Männerausflug in die Rockies vor Ort miterleben musste. Der nach seinem Industrie-Ingenieurs-Studium zu ihr nach Südflorida zog und eine neue Familie gründete. Der später Trauzeuge seines Neffen wie Ziehsohns Nick wurde, welcher bezeichnenderweise nebenan auf Loch 16 seine Profigolfer-Villa errichtete – und Münzsammlung, Saxophon und Brieftasche samt eigenem Babyfoto als Erinnerung an seinen verunglückten Vater dort aufbewahrt.

Die Thompsons sind fürwahr eine Familie mit Zusammenhalt, Mut und Lebenskraft. Sogar die Brustkrebserkrankung von Mutter Judy – da war Nesthäkchen Lexi gerade einmal elf – wurde positiv überwunden.

Home Schooling für die Karriere

Wie sollte da ein simples Alterslimit für ihr golferisch so hochtalentiertes Küken ein ernsthaftes Hindernis sein? Oder profaner Kinderkram wie die allgemeine Schulpflicht? Die Thompsons entscheiden sich für „home schooling“ für Lexi und Curtis.

In Lexis eigenen Worten: „Wir lernen von 6:30 bis 8:30 früh, trainieren dann bis mittags. Danach geht’s in die Kraftkammer, anschließend spielen wir 18 Löcher, und abends erledigen wir wieder Schularbeiten“, verblüffte Lexi mit Knubbelnäschen und verträumtem Teenie-Blick am Mädchenbike fürs allererste Interview mit Golf Digest anlässlich ihres Wechsels ins Profilager im Juli 2010. „Mein Spiel ist reif dafür. Ich liebe es zu reisen. Mir wird langweilig, nur daheim zu trainieren!“ Sie war damals 15 und die LPGA Tour nicht zugänglich vor 18, auf sechs Starts limitierte Einladungen ausgenommen. Per Sondergenehmigung zur Qualifying School für die Saison 2012 zugelassen, zeigte Lexi im Juli 2011 in Stage I in Daytona Beach dem verblüfften Teilnehmerfeld mit 23 unter Par (66, 66, 66, 67) und 10 Schlägen Vorsprung auf unnachahmliche Weise den Rücken.

Mit dem historischen LPGA-Sieg beim Navistar Classic im September (mit Papa Scott als Caddie) konnte sie sich von der Q-School getrost zurückziehen, im Wissen der zugestandenen Tourkarte auf Basis ihres Turniersiegs. So machen das selbstbewusste Girls!

Im Whirlpool mit schlimmen Jungs

Lexis Entree ins millionenschwere Profigolf ist von langer Hand vorbereitet. Bereits ihre beiden Brüder Nick (PGA Tour) und Curtis (Web.com Tour) befinden sich unter den Fittichen von Bobby Kreusler’s „Blue Giraffe“ Managementfirma. Aber die Sponsoren reißen sich in erster Linie um ihre kleine Schwester Alexis, die vom Start weg ausgesorgt zu haben scheint – dank exklusiver Verträge mit Rolex, EA Sports, Zurich Insurance; und Red Bull hat sich Lexi aufgrund des Coolness-Faktors persönlich als Partner gewünscht.

Puma-Forever-Faster-Great-AdsEntsprechend gebrandet ist Lexis heimatliches Golfkart, im Grunde eine fahrende Stereoanlage mit dröhnenden Boxen, die den damals noch Führerschein-losen Teenie offenbar zu hemmungslosem Fahrstil inspirierten – wie der am Beifahrersitz in Angstschweiß gebadete Bulletin-Reporter noch Jahre später glaubhaft versichert…

Beliebtheits-Highsocre & Sex-Appeal

Als „Game Changer“, die das Damengolf „mit ihrer Power und Aggressivität transformiert“, stürzte sich auch Bob Philion, Präsident von Puma’s Golfdivision Cobra Puma auf das damals 15-jährige Golf-Phänomen – als ersten Golfer, den er unter Vertrag nahm. Mittlerweile ist Lexi Thompson, auf der Tour allwöchentlich perfekt gestylt und farblich abgestimmt, das Aushängeschild seiner Company. Im kultigen „Follow Your Instincts“ Puma-Werbespot mit Sprint-Olympiasieger Usain Bolt, Skandalkicker Mario Balotelli und Golfstar Ricky Fowler räkelt sich Lexi Thompson im Whirlpool über den Dächern von Mailand und haucht ein verruchtes „Impossible odds? Inevitable!“ in die Kameras.

Ziemlich konträr zum einstigen Pony-Tail-Girl mit deklarierter Vorliebe für Hannah Montana, Katzen, Disney Channel, Ping-Pong, Bowling und Go-Kart. „Aber jedes Mal, wenn ich den Spot im nationalen TV oder in Puma Stores sehe, ist es amazing!“, schwärmt Lexi.

Degolf-digest-may-2015-cover-1n Sex Appeal befeuert Manager Kreusler, der Thompson seit ihrem neunten Lebensjahr kennt und Teil der Familie ist: „Blond, blaue Augen, bildhübsch. Sie ist eine All-American-Beauty und in Natura noch viel hübscher als auf den Bildern!“ Folgerichtig werden provokante Covershootings wie für Golf Punk (in Bikini und High Heels) sowie für die jüngste Ausgabe von Golf Digest (topless nur mit übergeworfenem Sweater) abgenickt, den medialen Erregungsfaktor im prüden Amerika wohl miteinkalkuliert. Der Marketing-Plan scheint aufzugehen: Lexi hält bei einem für Golfer bisher unerreichten Beliebtheitsscore von 37 Prozent (verglichen zu Serena Williams 21 oder Tiger Woods 22 Prozent).

Mit drei Millionen Karrierepreisgeld und vier LPGA-Titeln (unter anderen der Major-Sieg 2014 in Medinah samt traditionellem Family-Jump in den Teich) hat sich Lexi Thompson in der Top 10 der Weltrangliste verankert. Zuwenig für Annika Sörenstam, mit 10 Majors und 72 Turniersiegen erfolgreichste aller Zeiten: „Sie hat Talent, Look und Persönlichkeit wie keine Zweite. Aber sie muss Nummer eins werden, alles andere zählt nicht!“

Sportlich helfen eben auch eine Milliarde Media Impressions zu ihrem Wounded Warriors Programm oder die über 80.000 Twitter follower nur bedingt.

„Ich habe im letzten Jahr viel Druck auf ihr gesehen“, beobachtet Jim McLean, einer der Top-Schwungtrainer der USA, mit spürbarer Sorge, „zu viele Leute haben an ihr gezogen. Man muss sie in Ruhe reifen lassen.“

Beim British Open in Birkdale spielte sie im Vorjahr eine 10 am ersten Loch der zweiten Runde. Lexi cool: „Mir wurde schon früh beigebracht nie den Kopf hängen zu lassen. Man darf nicht zu hart mit sich selbst ins Gericht gehen, Golf soll schließlich Spaß machen.“

Teen Sensation: Die Rekorde der Alexis „Lexi“ Thompson

* 10. Februar 1995, Größe: 1,83 Meter (6 foot)

Profi seit: 2010 (mit 15)

LPGA-Tour-Member: seit 2012 (mit 17, Ausnahmeregelung)

Als 12-jährige (2007): Jüngste Qualifikantin für das US Women’s Open (Cut verpasst); ein Rekord, den ihr Luci Li (2014) abknöpft

Als 14-jährige (2009): zum dritten Mal fürs US Open qualifiziert, erstmals Cut geschafft (Platz 34)

Als 15-jährige (2010): Amateurstatus im ersten Halbjahr. Mit US-Team Sieg beim Curtis Cup, ungeschlagen (4 Siege, ein Remis). Wechselt eine Woche später per 16. Juni 2010 ins Profilager, unterschreibt Sponsoren-Deals mit Puma und Red Bull.

Erster Profischeck (72.131 US $) nach Platz 10 beim US Women’s Open.

Zwei Wochen später Platz 2 beim Evian Masters in der Schweiz,

Antrag auf Sondererlaubnis zu 12 LPGA-Starts (statt maximal 6 Sponsor-Einladungen) abgelehnt, Non-Members erlaubt die LPGA jedoch ab sofort Zugang zur Montags-Qualifikation

Als 16-jährige (2011): Erster „Profi-Sieg“ bei Fusion Tour (Herren Development Tour Tagesevents) auf Lexi’s Heimatkurs Coral Springs. Sponsoreinladung zur Avnet LPGA Classic, geteilte Führung vor Schlussrunden-Desaster (78)

Im September erster LPGA Sieg bei Navistar Classic mit 5 Schlägen Vorsprung. Als jüngste Siegerin aller Zeiten auf der LPGA Tour wird Lexi Thompson elf Monate später von der 15-jährigen Lydia Ko (siehe Story Seite 30; Canadian Open, 26. August 2012) abgelöst.

Im Dezember gewinnt Thompson die Dubai Ladies Masters – als jüngste Profispielerin auf der Ladies European Tour (LET) im Alter von 16 Jahren, 10 Monaten und 7 Tagen (Amateurin Amy Yang war 2006 vier Monate jünger).

Als 17-jährige (2012): 19 Cuts bei 23 Turnierstars, 4 Top ten’s, Platz 21 auf der Money List und Platz 24 der Weltrangliste

Als 18-jährige (2013): Zwei weitere LPGA Siege in Malaysia und beim Lorena Ochoa Invitational nach einer 63er bzw 64er Freitagsrunde, Platz 9 der Weltrangliste

Als 19-jährige (2014): Vierter Karrieresieg und erster Major-Titel bei Kraft Nabisco Championship (3 Schläge vor Michelle Wie) als zweitjüngste Major-Siegerin der Geschichte (nach Morgan Pressel);

Bikini-Covershooting fürs britische Magazin Golf Punk

Als 20-jährige (2015): Nach dem Sieg der Meijer LPGA Classic auf Platz 6 der Geld- und Weltrangliste;

Topless-Covershooting für „The Body Issue“ von Golf Digest.

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