Sa, 27. September 2014 St. Andrews, Schottland

Die Bastion ist gefallen

Im Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews dürfen jetzt auch Frauen das Clubhaus betreten.

Julia Emma Weninger

Die „Heimat des Golf“ bricht nach Jahrhunderten mit einer Tradition. 85 Prozent aller Mitglieder stimmten dafür, dass mit sofortiger Wirkung zukünftig auch Frauen als Member aufgenommen werden können.

Bereits eine Lizenz von 1552 erlaubte es der Gemeinde St Andrews, in den Dünen „Hasen aufzuziehen, zu schießen sowie Fußball und Golf zu spielen“. Der Name St Andrews löst bei Golfern rund um den Erdball Ehrfurcht aus. Die kleine Stadt in Schottland ist die Heimat des „Royal and Ancient Golf Club“, dessen Regeln für das Golfspiel in aller Welt maßgeblich sind. Viele Spieler träumen davon, einmal auf dem berühmtesten aller Golfplätze, dem „Old Course“, auf dem der Legende zufolge das Golfen erfunden wurde, aufteen zu können. So unterschiedlich die Nationalitäten und Berufe der 2400 Mitglieder sind, so einheitlich ist ihr Geschlecht: Bei der Gründung des Clubs wurde beschlossen, nur Männern Einlass ins mächtige Clubhaus mit den dunkel getönten Scheiben, die jeden Blick ins Innere verwehren, zu gewähren. 260 Jahre nach der Eröffnung der Anlage, die immer als letzte Bastion der Männlichkeit gegolten hat, sprachen sich – zeitgleich zur Abstimmung über die schottische Unabhängigkeit – 85 Prozent der Mitglieder für eine Gleichstellung der Frauen aus. Frauen durften in St Andrews zwar schon spielen, aber das gleich hinter dem ersten Abschlag des Old Course gelegene Clubhaus nicht betreten. „Dies ist ein sehr wichtiger Moment und positiver Tag in der Geschichte des Royal and Ancient Golf Club“, sagte Clubchef Peter Dawson. Die ersten Damen sollen per Eilverfahren ihre Mitgliedschaft in den kommenden Monaten bekommen, um lange Wartelisten zu vermeiden.

40.000 Runden

Die „Mutter aller Golfplätze“ ist ein typischer Links-Platz, oder anders gesagt: Der Typus des Links-Course geht auf das Vorbild des Old Course zurück. Der Bach Swilcan Burn, der Road Bunker sowie das Road Hole sind dabei nur einige der Höhepunkte des Golfareals, das alljährlich tausende Golffanatiker anlockt. Um den unzähligen Anfragen gerecht zu werden, wurde eigens ein ausgeklügeltes System entwickelt, mit dem über 40.000 Runden pro Jahr von Greenfee-Spielern und teilweise Prominenten-Mitgliedern wie Sean Connery problemlos gemanagt werden können. Auf den sechs weiteren zum Areal gehörenden Plätzen werden jährlich über 200.000 Runden gespielt.

Image-Korrektur?

Dass sich die Entscheidung für das „schöne Geschlecht“ im Hinblick auf das Image eines Clubs positiv auswirken kann, beweist das Beispiel des Augusta National Golf Club, der vor zwei Jahren mit Finanzgenie Darla Moore und Ex- Außenministerin Condoleezza Rice seine zwei ersten weiblichen Mitglieder aufgenommen hat. Auch in Muirfield wurde Gerüchten zufolge eine Arbeitsgruppe eingesetzt, um das Gender-Thema zu erörtern. Keine Revolution in Sicht ist in Royal Troon und Royal St George’s.

Kein Druck

Dawson betont, dass die Entscheidung von Augusta mit den Vorgängen in Schottland nichts zu tun habe. „Sie haben ihre eigene Vorgehensweise, Dinge zu entscheiden. Wir machen es, weil es unsere Aufgabe als Geschäftsführung ist.“ Doch ganz freiwillig sei die Öffnung für Frauen nicht über die Bühne gegangen, behaupten Insider. Die Veranstalter und Sponsoren der British Open hätten massiv Druck ausgeübt. „Man kann immer die Frage stellen, warum ausgerechnet jetzt und nicht vor zehn Jahren? Der R&A hat sich lange Gedanken gemacht. Wir haben gespürt, dass wir mit den Veränderungen der Gesellschaft und speziell im Golfsport diesen Schritt setzen müssen“, so Dawson.

Weibliche Arbeitskräfte

Der R&A selbst hatte übrigens schon immer auch weibliche Mitarbeiter, Komitee und Vorstand waren bis dato aber nur mit Mitgliedern von St Andrews besetzt, also nur mit Männern. Eine Frau hat demnach noch nie über wichtige Golfregeln und Turniervorgaben entschieden – das könnte sich nun ändern.

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