Familien-Schwung

Von Jelle Zandveld

Völlig natürlich kopieren Kinder gerne ihre Vorbilder – und dazu gehören in erster Linie die Eltern. So erlernte Grundbewegungen lassen sich allerdings erst durch intensives Training wieder verändern. Experten gehen sogar davon aus, dass es an die 10.000 Wiederholungen braucht, um ein Bewegungsmuster wie den Golfschwung erfolgreich abzuändern. Gutes Coaching ist dabei unerlässlich.

 

Sind die Eltern begeisterte Golfer, dauert es oft nicht lange, bis auch die Kinder zu Eisen, Holz und Putter greifen. Wie auch in anderen Sportarten üblich, genießen es Familien, gemeinsam bewegt die Freizeit in freier Natur zu verbringen. Als Osteopath erkenne ich regelmäßig vergleichbare Bewegungsmuster bei den Familienmitgliedern: So schlagen Opa, Vater und Enkerl den kleinen Ball oft in vergleichbarer Manier.

Kinder lernen schnell, verbessern flott ihr Handicap und schlagen die Bälle bald weiter als die verblüfften Eltern. Sie verfügen über ausgezeichnete Mobilität ihrer Muskeln und Gelenke, während es oft noch an Stabilität fehlt. Weniger Kraft kompensieren die Kleinen völlig automatisch mit höherer Schlaggeschwindigkeit. Mit dem Wachstum entwickeln sich auch Kraft und Stabilität. Wird unter professioneller Begleitung ausreichend und qualitativ hochwertig trainiert, entwickelt der Schwung Stabilität und wird wiederholbar. Der Nachwuchs spielt plötzlich Single-Handicap – und die Eltern fragen sich, was denn bei ihnen selbst schiefgegangen ist.

Selbst wenn man als zweite Generation schon früh mit dem Golfsport begonnen hat, galt in der Jugend oft anderen Sportarten die eigentliche Aufmerksamkeit. Wird man älter, so wird man oft auch ein bisschen bequemer. Alte Verletzungen sorgen dann dafür, dass bestimmte Bewegungsmuster nicht mehr so glatt ausgeführt werden können, und mit der Zeit wird nur noch Golf gespielt. Ehe man sich versieht, verliert man zuallererst an Geschwindigkeit. Wo die Kinder einander nachjagen, laufen und springen, sitzen wir im Büro oder im Auto. Vor allem Männer sind oft stark wie Bären, schaffen es aber nicht, diese Kraft in Geschwindigkeit zu verwandeln. Es wird somit wichtig, speziell die Schnelligkeit zu trainieren und gemeinsam mit dem Pro den optimalen Ablauf der Schwungbewegung, die sogenannte kinematische Sequenz, einzustudieren. Der ab einem gewissen Alter normale Verlust von Kraft und Geschwindigkeit lässt sich unter Anleitung von Physiotherapeuten oder Fitness-Trainern (am besten golfspezifisch ausgebildet) oft mit wenig Aufwand, in jedem Fall aber sehr wohl verbessern.

Die Großelterngeneration hat leider oft mit körperlichen Beschwerden zu kämpfen. Jeder Körper blickt auf seine individuelle Geschichte zurück und schützt in Eigenregie geschädigte Bereiche. Leider kommt es dabei auch immer wieder zu Einschränkungen der Mobilität, obwohl die eigentliche Ursache für Schmerz woanders zu finden wäre. Der Schwung wird kürzer, und Schwungtrainer sehen sich damit konfrontiert, dass Spieler einfach nicht das machen, was von ihnen verlangt würde. Kann der Körper gewissen Bewegungsabläufen einer Sportart nicht folgen, rückt ein optimales Spiel in weite Ferne. Anstatt frustriert mit dem Golf aufzuhören oder schimpfend über den Platz zu schlürfen, empfehle ich: Lassen Sie sich vom Arzt Ihres Vertrauens untersuchen! Mitglieder jeder Generation haben definitiv die Möglichkeit, sich zu verbessern. Währen die jungen Wilden weit (ins Out) schlagen und ihren Eltern die Zeit fehlt, das kurze Spiel zu üben, eröffnet sich unseren Omas und Opas eine Möglichkeit, den Jüngeren zu zeigen, wie Golf gespielt wird.

 

Mein Tipp: Trust your Coaches

 

Wir alle müssen die individuellen Grenzen unserer Körper erkennen und akzeptieren. Besteht aber der Wille, an sich zu arbeiten, gibt es Wege, seine körperliche Verfassung zu optimieren und damit den Score zu verbessern. Gute Golfprofes-sionals verstehen, wie wichtig es ist, mit Therapeuten zusammenzuarbeiten. Lassen Sie sich beraten und erleben Sie mit guter Physis ein noch schöneres Spiel.

 

Jelle Zandveld D.O. ist Physiotherapeut und Osteopath und beschäftigt sich seit 2006 intensiv mit Golfsportlern. Er betreibt seine Praxis in Vorarlberg.

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