Reisen wie ein Profi

Von Thomas Weidinger

Der Beruf des Golfprofessionals bringt andauerndes Reisen mit sich – von Turnier zu Turnier in verschiedenste Länder und Zeitzonen. Mit Urlaubsfeeling und Erholung hat das wenig zu tun. Tourpro Martin Wiegele gibt Einblicke in seine Reisevorbereitung und seine Routinen auf dem Weg zu den Turnieren der European Tour. 

In Zusammenarbeit mit den ÖGV-Verbandsärzten Dr. Robert Kocher und Dr. Bernhard E. Zwick.

Martin, wann beginnt für dich eine Reise und wie kann man sich deine Vorbereitung vorstellen? 

Martin Wiegele:  Reisen ist ein fixer Teil meines Berufs. Dazu gehört das rechtzeitige Organisieren von Flügen und Unterkünften sowie auch das Einholen von Informationen zu speziellen gesetzlichen Bestimmungen des Landes, in das ich reise. Nicht zu vergessen ist auch die Abstimmung mit meinen Ärzten in Sachen Impfplan und zu erwartende klimatische Bedingungen. Meine spezielle Reiseapotheke ist also immer schon im Vorfeld organisiert, ebenso wie Telefonnummern von Ansprechpartnern vor Ort und zu Hause für den Fall, dass wirklich einmal ein gesundheitliches Problemchen auftaucht (grinst).

Kocher + Zwick:  Das Reisen in die meisten Golf-Destinationen ist heute sehr einfach geworden. Reiseveranstalter nehmen den Golfsportlern viel von der Organisation ab. Die Anpassung der individuellen Reiseapotheke sollte jedoch ein fester Bestandteil jeder Reisevorbereitung sein.

TIPP!  Vor allem bei Fernreisen den Impfstatus und die Reise-apotheke mit dem Arzt des Vertrauens besprechen und unbedingt wichtige Telefonnummern für Hilfe vor Ort notieren.

Wie geht man als Tourspieler, der oft Langstreckenflüge zu absolvieren hat, mit einer langen Reisedauer um?

MW:  Das Erste, was mir dazu einfällt, ist Wasser. Genug Flüssigkeit zu mir zu nehmen ist für mich sehr wichtig. Dann ist da noch die Thrombose-Prophylaxe, die ich sehr ernst nehme, und natürlich der Zeitvertreib auf der Reise. Ich verwende geräuschunterdrückende Kopfhörer, lese oder schaue mir eine DVD an, wenn ich auf den Flughäfen warte, oder im Flugzeug bin. Einen Schal oder Pullover zum Umhängen habe ich immer dabei, um mich vor Zugluft in den Fliegern zu schützen. Das, was man gar nicht braucht, ist ein kratzender Hals am ersten Tag an einem neuen Turnierort.

Kocher + Zwick:  Auf fast allen Flügen werden alkoholische Getränke serviert. Diese werden von Sportlern streng gemieden, Wasser ist das Getränk der Wahl. Durch die Klimaanlagen herrscht in den Flugzeugen eine sehr niedrige Luftfeuchtigkeit, zusammen mit den geänderten Druckverhältnissen besteht ein hoher Bedarf an Flüssigkeit. Zur Thrombosevorbeugung sollten Kompressionsstrümpfe und nach Rücksprache mit einem Arzt eine entsprechende Medikation verwendet werden.

TIPP!  Einen Kulturbeutel für Reisen bereithalten, der gepflegt, aber nie völlig geleert wird. Kompressionsstrümpfe, ein Schal, eventuell spezielle Kopfhörer, Genickstütze und auch die Reiseapotheke werden darin verstaut – das spart das Zusammensuchen sämtlicher Utensilien unmittelbar vor dem Antritt der Reise.

Jetlag ist bei Reisenden ein großes Thema, wie geht ein Golfprofessional damit um?

MW:  Zunächst muss man die Zeitzonen bei der Erstellung des Turnierplans im Hinterkopf behalten, um die Strecken zwischen den Turnieren so kurz wie möglich zu halten. Und dann gilt es, sich bereits vor der Reise gut vorzubereiten. Ich versuche meine Schlafgewohnheiten ein wenig anzupassen, damit lässt sich die eine oder andere Stunde Zeitverschiebung gut ausgleichen. Und dann ist da noch das Fliegen selbst. Ich versuche möglichst rasch in die Zeitzone am Zielort einzutauchen. Da ich meist vier bis fünf Tage an einem Turnierort bin, schaffe ich es nicht, in der heimatlichen Zeitzone mit entsprechenden Schlafzeiten zu bleiben.

Kocher + Zwick:  Das Einstellen auf eine Zeitzone ist vor allem bei Aufenthalten von mehr als drei Tagen sehr wichtig. Geht es nach Osten, so kann durch späteres Aufstehen und frühes Zubettgehen die eine oder andere Stunde der zukünftigen Zeitzone vor-simuliert werden. Vor allem bei Langstreckenflügen ist dabei das Schlafen am Flug zu beachten. Dabei gilt es je nach Flugrichtung (Ost-West, West-Ost) entweder sehr spät oder aber sehr früh sein Nickerchen zu machen. Manchmal verzichten Professionals auf eine Bordmahlzeit – die sie durch eine ausreichende Portion Wasser ersetzen – und versuchen rasch Schlaf zu finden.

TIPP!  Seien Sie sich der Zeitverschiebung schon vor Reiseantritt bewusst! Nichts ist schlimmer, als müde und abgeschlagen die ersten beiden Tage an der Golfdestination Ihrer Träume aufzuteen. Ihr Arzt kann Sie in Bezug auf die Auswirkungen der Zeitverschiebung und dem Umgang mit Jet-Lag beraten.

Und wie schafft es ein Golfprofessional trotz der Reisen und der Turnierbelastung, die Fitness zu erhalten? 

MW:  Für Fitness ist immer Zeit, es bedarf einfach des Know-hows und der Disziplin. In den Wartezonen auf Flughäfen, ja sogar im Flugzeug kann man Dehnungsübungen machen. Übungen zur Stabilisierung und Kräftigung sind eher ein Thema für das Hotel am Zielort. Dabei sind meine Übungen so gewählt, dass ich sie ohne spezielle Geräte machen kann. Das eigene Körpergewicht, ein paar Thera-Bänder und ein Teppich im Hotelzimmer sind die Ausstattung meines Reise-Fitness-Studios. Wenn ich in einem Hotel mit Fitness-Studio absteige, nehme ich das Angebot gerne an, orientiere mich aber immer an meinen Trainingszielen. Vor allem der Montag und der Dienstag sind auf meinen Reisen Fitness-Tage. An den Tagen, an denen ich spiele, konzentriere ich mich auf mein individuelles Mobilisations- und Stabilitätsprogramm sowie auf mein Warm-up vor und Cool-down nach der Runde.

Kocher + Zwick:  Der Anspruch von Professionals an die körperliche Fitness wird oft unterschätzt. Da Professionals zunehmend das ganze Jahr über spielen, haben sie keine klassische Vorbereitungszeit mehr. Das erfordert große Disziplin und eine ausgefeilte Periodisierung im Training. Das Erstellen individueller Programme für das Aufwärmen, das Cool-down nach den Runden und der Erhalt des Kraft- und Schnellkraftniveaus ist eine Sache für erfahrene Trainingsberater. Die regelmäßige Überprüfung der golfspezifischen Fitness ist dabei ein Schlüssel, wenn es gilt, einen athletischen Körper über ein Golfjahr hinweg in seiner Funktion konstant zu halten.

TIPP!  Wenn Sie Ihre körperliche Fitness auf Reisen erhalten wollen, wenden Sie sich an Ihren Sportwissenschaftler, Physiotherapeuten oder Sportmediziner, der mit Ihnen ein entsprechendes „Urlaubs-Trainingsprogramm“ erstellt.

Herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für dein Comeback nach der durch deine Hüftoperation bedingten längeren Pause! 

Dr. Robert Kocher ist Chirurg und Unfallchirurg sowie Verbandsarzt des ÖGV. Hcp 3,9.
Dr. Bernhard E. Zwick ist Orthopäde und Kinderorthopäde sowie Verbandsarzt des ÖGV und TPI Golf Medical Professional. Hcp 7,4.

Unser besonderer Dank gilt auch den Verantwortlichen des Flughafen Graz für die außerordentlich freundliche Unterstützung beim Fotoshooting!

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